"Eomma, schau mal! All die Engel, die vom Himmel heruntersteigen", rief der kleine Junge, der am Fenster im Wohnzimmer stand und seine Nase an der Scheibe platt drückte. "Das sind die Schneeflocken, mein Schatz", sagte die junge Frau und lächelte glücklich in sich hinein, als sie ihren kleinen Sohn ehrfürchtig in den winterlichen Himmel schauen sah. Demnächst würde sie einfach nur noch die obere Hälfte der großen Fenster putzen, dachte sie. Die Abdrücke von kleinen Patschehänden fanden sich sowieso immer darauf, ganz egal wie lang es her war, dass sie mit ihrem Fensterputztuch darüber gewischt hatte. Der kleine Yoongi nickte mit einem ernsten Gesichtchen und starrte weiter mit großen Augen in den Himmel.
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Yoongi war nun sechs Jahre alt und seit ein paar Monaten in der ersten Klasse. Leider wohnten die meisten seiner neuen Freunde weiter weg und so kam es, dass er oft alleine draußen spielte.
In seiner Straße wohnten fast nur alte Leute und ein paar Familien mit älteren Kindern oder Teenagern. Vor denen hatte Yoongi ein bisschen Angst. Die waren immer so laut und sie rauchten heimlich an der Bushaltestelle. Einmal hatte er sie dabei gesehen und der große Junho von nebenan hatte ihm gedroht ihm seine neue Schultasche und den Turnbeutel mit dem Kätzchen darauf wegzunehmen, wenn er es jemandem erzählte.Grade saß er an seinen Schulaufgaben, als die ersten weißen Flocken vom Himmel fielen. Sofort flitzte er in die Küche und rief: "Mama! Darf ich draußen spielen? Die Hausaufgaben mache ich nachher... Schau es schneit." Seine Mama wusste was für eine Faszination der erste Schnee für ihn ausstrahlte und half ihm deshalb in seine dicke Jacke und die Winterstiefel. Yoongi rannte in den großen Garten und schaute erwartungsvoll in den Himmel. Hoffentlich kam er auch dieses Jahr wieder. Er hatte extra seine zweite Mütze für ihn mitgenommen, damit er nicht so schnell kalte Ohren bekam.
Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter und er wirbelte herum: "Hobiii!" schrie er und stürzte sich auf seinen Freund. "Ich habe dich vermisst. In der Schule ist niemand so cool wie du." Mit diesen Worten überreichte Yoongi ihm seine rote Bommelmütze. Hobi grinste wissend, setzte die Mütze auf den Kopf und zog sie tief über seine Ohren, sodass sie knapp über seinen Augen hing und nur noch ein paar goldenen Strähnen darunter hervorschauten.
"Wie ist es denn so in einer Schule?"
"Aaach... man muss ganz viel lernen und ganz früh aufstehen. Am meisten mag ich Musik. Da singen wir und manchmal darf ich trommeln."
"Wooow!" staunte Hobi und schob seine Hände tiefer in die Taschen. "Ich will auch mal. Sowas haben wir da oben nicht..."
"Ich wünschte, ich könnte doch mal mitnehmen", sagte Yoongi, "vielleicht kannst du dieses Mal länger bleiben?" - "Ich weiß nicht. Erstmal müssen wir Schnee wegräumen bei deiner Nachbarin. Sonst fällt sie nachher, wenn sie zu ihrer Tochter fahren will und muss ins Krankenhaus und dann ist sie Weihnachten ganz alleine", erklärte Hobi ernsthaft und Yoongi nickte. Die alte Frau Soo konnte nur noch schlecht laufen mit ihrem Stock und auf dem Eis ausrutschen tat weh.Also machten sich der kleine Schwarzhaarige und der blonde Engel mit der roten Mütze auf den Weg und räumten gewissenhaft die dünne Schneeschicht beiseite und Hobi streute mit einem Fingerschnippen überall funkelndes Salz. Als sie fertig waren, bauten sie eine Schneefamilie mit zwei Kindern in den Garten und Yoongi malte für Hobi alle Buchstaben in den Schnee, die er schon kannte. Dafür erzählte ihm der kleine Engel wie die Welt von oben aussah und flog eine kleine Runde mit ihm um das Gartenhäuschen. Nachdem sie eine Schneeballschlacht veranstaltete und ihre Hände in ihren Taschen gewärmt hatten, schaute Hobi plötzlich ganz traurig drein und Yoongi wusste was das bedeutete: "Ich muss wieder gehen, Yoongi. Ich darf noch nicht so lange alleine fliegen", sagte Hobi und Yoongi nickte.
"Kommst du wieder?" - "Ja ich verspreche es! Engelsehrenwort, Yoongi ... und wenn ich groß bin, dann komme ich für ganz lange und dann gehen wir zusammen in die Schule." Mit diesen Worten gab er ihm einen unschuldigen Kuss auf die Wange. "Ich bin dein Engel und ich komme wieder." Seine Flügel erstrahlten hell und er wurde hoch in den Himmel gehoben so schnell wie er gekommen war.
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Erst als Yoongi älter wurde verstand er, dass seine Eomma und all die Menschen um ihn herum die Engel, die mit dem ersten Schnee herabstiegen, gar nicht sehen konnten.
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BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closed
FanfictionWenn im Gruppenchat Dinge entstehen... Hier eine 'kleine' Ansammlung von Weihnachts-OS, von uns und unseren hochtalentierten Dongsaengs und Freunden. Vier Weihnachten lang haben wir jedes Mal wieder kleine Kurzgeschichten gesammelt und veröffnetlich...