Hoseok
Dann wurde es hell. Hell und laut. Ein lautes Tosen des heranrollenden Zuges, begleitet von dem grellen, künstlichen Licht seiner Scheinwerfer.
Mit hektischen Bewegungen wischte ich mir die Tränen von den Wangen und bewegte mich näher ans Gleis. Die Türen des Zuges öffneten sich und aus jeder einzelnen Tür drang ein Schwall von Menschen. Fremde Menschen, die ich alle nicht sehen wollte. Ich wollte nur eine einzige Person sehen und das war Jimin. Panisch versuchte ich mein Umfeld in mich aufzusaugen, wie ein Schwamm. Details wahrzunehmen, die Gegend nach seinem Gesicht abzuscannen. Doch ich fand es nicht und diese Tatsache trieb mir erneut Tränen der Verzweiflung in die Augen.
„Hoseok?"
Eine sanfte Stimme, drang in meinen Gehörgang. Diese sanfte, mir nur allzu vertraute Stimme, die ich so sehr vermisst habe. Ich drehte mich um und suchte nach dem Besitzer dieser Stimme, die gerade wie ein Geschenk des Himmels auf mich wirkte. Meine Augen trafen auf die seinen und nahmen aufgrund der immer noch laufenden Tränen nur verschwommen seine Konturen wahr. Er hatte ebenfalls Tränen in den Augen, doch waren seine Tränen im Gegensatz zu den meinen Tränen der Freude und nicht der Verzweiflung oder Angst.
Ich schloss ihn in eine feste Umarmung und verweilte für einige Sekunden so, meinen Kopf in seiner Halsbeuge abgelegt, seinen vertrauten, wohligen Geruch einatmend und seine Nähe genießend. Die Tränen wollten nicht aufhören meinen Körper zu verlassen und zu ihnen gesellte sich ein unkontrolliertes Schluchzen. Ich hatte so eine Angst um ihn, seine Nähe wirkte gerade eher wie eine Fata Morgana, als wie die Realität.
Er brachte ein wenig Platz zwischen uns und musterte mich mit besorgtem Blick, seinen Koffer hatte er einfach achtlos in den Schnee neben sich geworfen.
„Hoseok, was ist denn los? Was ist passiert?"
Mit sanften Berührungen wie von einer Feder wischte er mit seinem Daumen meine Tränen von den Wangen, während seine andere Hand meinen Rücken auf und ab strich, in der Hoffnung mich so beruhigen zu können.
„Dein Zug... dein... warum kommst du erst jetzt...", stammelte ich mit zittriger Stimme zwischen lauten Schluchzern.
„Shhh, alles ist gut, Hoseok. Bitte beruhige dich", säuselte er in der beruhigendsten Tonlage, der er parat hatte in mein Ohr.
„Alles ist gut, Hoseok. Mir geht es gut. Der Zug konnte nicht in seinem vollen Tempo fahren, weil dieser Schneesturm die Sicht des Fahrers doch stark eingeschränkt hat. Deshalb sind wir zwischenzeitig im Schneckentempo rumgegurkt, das war nervötend."
Er streichelte weiterhin meine Wange, obwohl meine Tränen aufgehört hatten zu fließen. Ich liebte seine Berührung, sie beruhigte mich und machte mich zur gleichen Zeit nervös.
„Und dann saß ich auch noch neben so einem lautschnarchenden Ekel, baaah, das war so widerlich", gab er mit einer angewiderten Mine zum Besten, während er seine Hand zu meinem Hinterkopf wandern ließ.
Obwohl ich immernoch die Tränen mit Mühe einhielt, brachte Jimin mich mit seiner Mimik zum Lachen. Ich lachte so, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte. Es war so wie es war, bevor er nach Los Angeles geflogen war. Nur irgendwie anders. Es war... besser?
„Komm Hoseok, lass uns gehen. Dir muss doch eisigkalt sein, wir machen dir zuhause erstmal einen schönen Glühwein."
Er zwinkerte mir dabei zu, hob seinen Koffer aus dem Schnee und nahm mich bei der Hand, als wäre es das selbstverständlichste der Welt dies zu tun.
„Oh Gott, Hoseok. Deine Hände sind ja wie tiefgefroren."
Seine Stimme hatte einen besorgten Klang und wurde davon begleitet, dass er den Griff um meine Hand verstärkte und mit sanften Bewegungen seine Fingerkuppen über meine kalte Haut fahren ließ. Ich genoss diese Berührungen. Sie sorgten dafür, dass ich mir zumindest einbildete, dass mir nicht mehr ganz so kalt war.
***
Meine Wohnung war nun nur noch etwa 300 Meter entfernt, doch Jimin dachte gar nicht daran, weiterzugehen und blieb abrupt neben mir stehen.
Wir standen nun vor einem eingeschneiten Weg, an dessen Ende ein zugefrorener See lag. Es war ein atemberaubender Anblick, weil der Schnee vollkommen unberührt und frei von Fußspuren war. Frei von Spuren der Zivilisation.
Er nahm meine Hände in die seinen und fixierte meinen Blick mit einem intensiven Blick seinerseits.
„Ich bin froh, wieder hier zu sein", begann er etwas unbeholfen das Gespräch.
„Ich habe viele schöne Dinge kennengelernt, habe viele nette Leute getroffen, beeindruckende Landschaft gesehen. Ich würde sagen, dass die Zeit in den Staaten mein Leben bereichert hat, dass sie mir dabei geholfen hat, mich weiterzuentwickeln. Aber vor allem hat die Zeit dort mir bewusst gemacht, was mir wirklich wichtig ist."
Er schlang seine Arme dabei um mich und schmiegte seinen Körper an den meinen, wobei ich die von ihm ausgehende Wärme dankend annahm und meine Hände auf seinem Rücken ablegte.
„Du hast mir gefehlt. Ich kann gar keine Worte dafür finden, wie sehr du mir gefehlt hast. Jeder Tag, so schön er auch war, trug einen entscheidenden Makel mit sich: Es war ein Tag ohne dich."
Ich löste mich leicht aus seiner Umarmung und musterte ihn erwartungsvoll, während mein Herz laut pochend gegen meine Brust schlug.
„Jimin, ich..."
Doch weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment legten sich wunderbar weiche, volle Lippen auf die meinen und brachten mein Herz zum ausflippen. Ich erwiderte den Druck augenblicklich und vergrub meine Hände in seinem weichen, schwarzen Haar. Dieses Gefühl war unbeschreiblich, es war schöner, als ich mir jemals hätte ausmalen können und zugleich machte es mich gierig nach mehr.
Jimin löste sich jedoch kurz von mir und schaute mir tief in die Augen, nur um kurze Zeit später mit seiner Nase gegen die meine zu stupsen und unsere Lippen erneut zu verbinden.
Zögerlich legte er seinen Kopf schräg, um den Kuss zu vertiefen. Ich tat es ihm gleich und genoss die wohlige Wärme, die sich in meiner Magengegend ausbreitete. Nach einem deutlich längeren Kuss, als dem vorangegangenen löste er sich wieder von mir und begann erneut meine Wange, die mittlerweile eine rote Färbung angenommen hatte, zu streicheln.
„Mir ist bewusst geworden, was mir wirklich wichtig ist. Und was ich wirklich möchte. Ich möchte es genau so", sprach er mit seiner samtigen Stimme und lächelte bei seinen Worten das Lächeln, was ich so lange Zeit vermisst hatte.
Mir fehlten die Worte. Die ganzen Worte, die ich in den vergangenen sechs Monaten zurecht gelegt hatte, um sie ihm in sinnvoll zusammengefügten Sätzen entgegen zu bringen, waren einfach weg. Ich musterte ihn nur weiter und genoss die Nähe zu ihm, die mir so gefehlt hat.
„Moment, ich..."
Ich kramte in meiner Tasche herum und zog das Päckchen heraus.
Ich hielt ihm das kleine Päckchen hin und er nahm es mir aus der Hand, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
„Frohe Weihnachten, Jimin."
Er grinste, wie ein Honigkuchenpferd und verzog seine Augen zu kleinen Schlitzen, was ihn für mich noch niedlicher aussehen ließ.
Er fischte die schlichte, silberne Kette mit dem unauffälligen Anhänger aus dem Päckchen und obwohl ich es nicht für möglich gehalten hatte, wurde sein Lächeln sogar noch breiter. Er zog mich daraufhin in eine erneute, innige Umarmung und nuschelte ein „Dankeschön" in meinen Schal, bevor er sich von mir löste und mich wieder bei der Hand nahm, um den Weg zu mir nach Hause fortzusetzen.
A/N Chemicat13
Hey ihr Lieben!
Das war für mich das erste Mal, dass ich einen Oneshot geschrieben habe. Ich hoffe, er hat euch gefallen :)- Chemicat13
AN/Ception
Damit starten wir in dritte und letzte Runde :D
Habt Spaß beim Lesen![3/3]
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BTS Christmas OS feat. precious Dongsaengs :D // now sorted & closed
FanficWenn im Gruppenchat Dinge entstehen... Hier eine 'kleine' Ansammlung von Weihnachts-OS, von uns und unseren hochtalentierten Dongsaengs und Freunden. Vier Weihnachten lang haben wir jedes Mal wieder kleine Kurzgeschichten gesammelt und veröffnetlich...