Sofort rannte ich los. Ein Glück, dass ich nicht viel von Sandalen oder FlipFlops hielt, sonst würde ich die beiden niemals in einem solchen Tempo erreichen.
Kurz bevor ich die Jungs erreichte sah ich, wie Chris Julien schubste und auf ihn einschlug. Ich stolperte, schrie erschreckt auf und rannte dann weiter.
"Hört sofort auf! Beide!", brüllte ich als sie erreicht hatte und stellte mich zwischen die zwei. Sie sahen mich bedrohlich an.
"Geh aus dem Weg Charly!", knurrte Julien. Seine Lippe blutete bereits.
Ich schüttelte den Kopf und hatte nicht vor meine Position zu ändern.
"Damit ihr Idioten euch hier zu Tode prügeln könnt?", fragte ich. "Mit Sicherheit nicht!"
Strafend wanderte mein Blick zwischen Julien und Chris hin und her.
"Ausnahmsweise muss ich dem Hurensohn, den du deinen Freund nennst, mal Recht geben. Verzieh dich!", fauchte Chris.
Mir klappte die Kinnlade runter. Das hatte er nicht gesagt! Was war denn bei dem los?
Offensichtlich war das zu viel für Juliens Nerven, denn er stieß ein ungeduldiges Geräusch aus, hob mich hoch und setzte mich hinter sich wieder ab, dann rannte er auf Chris zu.
"Lass sie! Das muss raus. Lieber jetzt so, als wenn sie sich später gegenseitig Gift ins Essen mischen.", hielt Max mich davon ab, wieder einzugreifen.
Seine Hand lag auf meinem Arm und ich blieb stehen.
Um ehrlich zu sein, machte ich mir weniger Sorgen um Julien. Ich wusste, dass er kämpfen konnte und genau deswegen hatte ich Angst um Chris!
Ich schluckte meine Bedenken jedoch schnell wieder hinab, als ich sah wie gut er sich gegen Julien behaupten konnte. Fast schon ZU gut! Irgendetwas war komisch. Nur erklären was, konnte ich mir nicht. Aber ungewöhnlich war es schon... So lange ich Chris kannte, hatte ich ihn noch nie bei irgendeiner Form des Kampfsportes gesehen. Hatte er überhaupt jemals so richtig Sport gemacht? Ja, ich glaube vor einigen Jahren war er mal in einem Basketballverein.
Max Blick zeigte deutlich, was er von meiner Aktion hielt.
"Soll ich etwa zulassen, dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen?", fragte ich 'leicht' panisch und bemerkte selber, dass meine Stimme viel zu schrill klang.
Ich versuchte mich an Max vorbei zu drängeln, aber sein Arm schnellte rechtzeitig vor und hielt mich zurück.
"Charly!", bat er und seine Augen flehten mich beinahe an. Dann war mir plötzlich klar, warum Max wollte, dass ich mich raushielt.
"Du hast mit ihm geredet!", Stellte ich fest.
"Was? Nein! Charly auf was für Ideen du kommst.", lachte er. Aber es war ein falsches Lachen.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und suchte in seiner Iris nach der Wahrheit.
"Du weißt etwas, was ich nicht weiß Max! Aber ich werde schon noch herausfinden, was du vor mir versteckst.", flüsterte ich, dann riss ich mich los und eilte zu den Jungs.
"Hey! HEY!!!", schrie ich und zog Julien von Chris herunter.
"Das reicht jetzt!", entschied ich und half Julien beim Aufstehen.
Er umarmte mich und ich sah Chris böse dabei zu, wie er etwas rotes auf den Boden spuckte. Seine Nase blutete und er wischte sich mit dem Handrücken darüber.
"Charly. Du darfst ihm nicht trauen. Er ist gefährlich!", versuchte Chris sich heraus zu reden.
"Aber dir schon, oder wie? Und was war das dann bitte gerade?", erwiderte ich nur und schlang meine Arme um Juliens Mitte.
"Charly, es tut mir leid. Ich kann es dir nicht erklären... Aber bitte... Du musst mir glauben! Er ist nicht gut genug für dich.", knurrte mein Mitbewohner und warf meinem festen Freund einen missbilligen Blick zu.
"Ach wirklich?", lachte ich bitter und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und an Julien gewandt sagte ich nur:
"Lass uns gehen! Wir sind hier fertig!", entschied ich und begann unsere Sachen zusammenzupacken.
Erst als ich alles einfach in die große Schwarze Sporttasche geworfen hatte, bemerkte ich dass Juliens Augenbraue blutete. Ebenso seine Lippe. Aber ihm schien es weniger auszumachen als Chris.
"Bitte Charly!", flehte letzterer nun wieder.
"NEIN! Ich hab es satt, Chris! Was soll das? Ich meine, dass du Julien als meinen Freund nicht akzeptierst ist das eine. Aber dass du auf ihn losgehst, sobald ich dir den Rücken zuwende das andere! Und soll ich dir etwas verraten? Es tut weh! Ich hatte so gehofft, dass du dich einfach mal für mich freuen könntest nach der ganzen Scheiße mit Lucas! Aber nein! Du schlägst gleich drauflos!" Am Anfang meines Monologs hatte ich noch laut geschrien, getrieben von Wut. Aber jetzt war davon fast nichts mehr übrig. Ich fühlte Enttäuschung, Trauer und Unverständnis. Warum konnte er mir mein Glück nicht einfach gönnen? Was, zur Hölle, war sein verdammtes Problem? Gott!
Juliens Hand lag in meinem Rücken und schenkte mir ein wenig Rückhalt. Wahrscheinlich hätte ich sonst schon probiert Chris umzubringen.
Stolz straffte ich meine Schultern und sah in die Augen meines Mitbewohners. Darin spiegelte sich Reue, Schmerz und Hass. Wobei dieser wohl nicht mit galt sondern eher Julien.
Doch das war nur ein weiterer Grund dafür, dass ich hier weg wollte. Schnellst möglich.
Mit erhobenem Kinn drehte ich mich herum und marschierte zum Parkplatz. Die Tränen in meinen Augen konnte Chris nicht mehr sehen. Zum Glück!
Wütend, dass ich mich davon jetzt so beeinflussen ließ, schmiss ich die Sachen in den Kofferraum und warf die Haube mit einem lauten Knall zu.
Dann fiel ich auf den Beifahrersitz und holte zittrig Atem. Wenige Minuten später gesellte sich Julien zu mir. Inzwischen brannten die Tränen geradezu in meinen Augenwinkeln.
Einige Zeit waren wir beide still. Keiner sagte etwas. Und Julien dachte gerade nicht einmal daran, den Motor anzumachen.
Wir starrten beide einfach aus der Frontscheibe, während ich noch mit meiner Fassung rang.
"Tut mir leid.", brachte ich irgendwann leise hervor und schluchzte heiser.
"Du entschuldigst dich? Das ist nicht dein Ernst? Wofür denn bitte?" Ungläubig sah er mich an.
Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
"Wegen heute Abend. Wir wollten doch ein Lagerfeuer hier am See machen und gemeinsam zelten. Ich hab alles kaputtgemacht.", erklärte ich.
"Oh nein Minette! Ganz im Gegenteil. Das gerade hat mir nur wieder mal gezeigt, was für eine starke, selbstbewusste und wundervolle junge Frau du bist.", meinte er und griff nach meiner Hand. Auf meinen Lippen zeichnete sich ein dünnes Lächeln ab.
"Wir fahren jetzt nach Hause und ich hol einfach meine alte Feuerschale aus dem Keller und wir stellen sie auf den Balkon, ja?", schlug er vor und küsste mich auf den Scheitel.
Bei dieser Geste entspannte ich mich ein wenig und vergaß alles um mich herum einfach mal kurz.
"Klingt gut!", stimmte ich zu und sah zu wie Julien den Schlüssel herumdrehte und wir langsam von dem gekiesten Parkplatz rollten.
"Und wegen Chris: Mach dir erst mal keine Gedanken. Erst ist ein Idiot und das hatte er mal verdient!", sagte Julien ohne den Blick von der Strasse zu nehmen.
"Es ist nur so, dass er in all der Zeit in der wir uns kennen, wie ein großer Bruder für mich war und dass er sich so benimmt verletzt mich irgendwie." Einzelne Tränen liefen mir übers Gesicht. Schnell wischte ich sie fort. Das fehlte jetzt noch. Jetzt weinte ich schon wegen so einem Depp!
Julien hatte es noch nicht bemerkt, na Gott sei Dank!
Er brummte zustimmend. "Ja, ich weiß was du meinst. Aber ich mache mir gerade mehr Gedanken über das was er gesagt hat. 'Er ist gefährlich' und 'Du darfst ihm nicht trauen'. Ich glaube er ist nicht der, der er vorgibt zu sein."
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht, aber es ergab Sinn. Auch wenn der Gedanke, dass Chris mich so lange schon belügen könnte, nur noch mehr wehtat.
"Du hast Recht. Ich meine, hast du gesehen, wie er gekämpft hat? So etwas hat er nie gelernt!" Ich richtete meine Haare und wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. Dann sah ich kurz in den Außenspiegel. Ich sah schon fast wieder aus wie ein Mensch.
Julien nickte. "Hab ich. Und auch mir kam das etwas seltsam vor."
Er trug nur seine halbwegs trockene Badehose und ein weites graues Top. Und das beste daran: Selbst so sah er unglaublich heiß aus.
Was man von mir nicht unbedingt sagen konnte. Ich hatte nur meine Jeans über die trockene Bikinihose gezogen. Aber das war's dann auch schon wieder.
Mir fiel ein, dass in meiner Handtasche theoretisch noch ein Top sein müsste...
Schnell lehnte ich mich nach vorne und öffnete meine Tasche. Kurz darauf zog ich ein weißes Oberteil heraus und zog es an. Was sich als gar nicht so leicht herausstellte, wenn man angeschnallt war. Julien kicherte die ganze Zeit amüsiert.
Aber irgendwie hatte ich es dann auch irgendwann geschafft und saß wieder gerade in meinem Sitz.
"Lach mich nicht aus! Das war gar nicht so einfach!", verteidigte ich meine Aktion mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.
"Du hättest dich auch einfach kurz losschnallen können. Oder fragen, dann wäre ich kurz rangefahren.", grinste er und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge.
"Stimmt.", stellte ich fest und zog eine Schnute.
Julien lachte nur. Danach wurden wir für einige Zeit wieder still.
"Was machst du jetzt wegen Chris?", fragte ich. Denn auch wenn Christian ein Idiot war, wollte ich ihn nicht wirklich als neues Opfer von Julien sehen. Konnte man doch nachvollziehen oder?
"Bevor ich irgendetwas unternehme, werde ich mal ein paar Informationen über ihn einfordern und dann überleg ich es mir. Je nach dem, was dabei rauskommt. Du solltest aber wissen, dass ich ihn töten werde, wenn ich herausfinde, dass er eine Gefahr für dich ist.", erklärte er kalt.
Mein Kopf schoss zu ihm herum.
"Was?" Angst zeichnete sich in meiner Stimme ab.
"Du hast mich schon verstanden, Charly."
"Julien!? Das kannst du nicht machen! Er ist ein Teil meiner Familie!", flüsterte ich. Aber in meinem Inneren wusste ich bereits, dass Julien bei diesem Thema recht sensibel war und mit Sicherheit nicht offen für Verhandlungen.
"Wenn deine Familie aber gefährlich für dich ist, dann werde ich sein Leben beenden müssen. Bevor er deines zerstören kann."
Er sagte das ohne irgendeine Gefühlsregung. Als wäre er Nachrichtensprecher oder so! Und das machte mich wütend. Er sprach hier immerhin noch von Chris!
"Das ist nicht dein Ernst!?" Ich sah ihn mit großen Augen an.
"Ich befürchte doch! Aber jetzt mach dich nicht verrückt. Erst mal werde ich ein paar Erkundungen über ihn einholen und vielleicht kommt dann ja sogar raus, dass er einfach nur eifersüchtig ist! Ich weiß es nicht! Wir werden sehen.", versuchte er mich zu beruhigen und es klappte tatsächlich ein wenig.
"Die Realität ist scheiße.", meinte ich als Julien auf die Einfahrt bog.
"Das ist sie definitiv nicht. Nur anders als deine Träume. In den vielen Leben, die ich gelebt habe, durfte ich vor allem lernen, dass sie nicht scheiße ist. Denn sonst hätte das Schicksal mir ja nicht dich geschenkt."Hey da draußen!
Ich melde mich auch mal wieder. Und ja, ich weiß es hat lange gedauert, ABER ich hoffe natürlich es hat sich gelohnt.
Was sagt ihr nach diesem Kapitel zu Chris?
Ist er wirklich der der vorgibt zu sein?
Wir werden sehen...
So wie jedes Mal würde ich mich natürlich über Votes und Kommis freuen. Also haut in die Tasten. Der Soundtrack kommt von Hardwell und heißt "Young Again".Eure
Anna-Lena
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Schattenkette (PAUSIERT!)
FantasyCharlotte ist 17 Jahre alt und weiß nicht was für Konsequenzen es hat, als sie auf dem Heimweg eine mysteriöse Kette findet und mitnimmt! Diese Kette beinhaltet magische Kräfte und Charly ist sich dieser nicht Herr! Sie kann machen was sie will, das...