Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dieses tolle Auto nun mein nennen zu dürfen. Ich konnte es gar nicht glauben. Mein erstes Auto war ein Porsche 944 S2! Wenn ich das Max erzählte.
"Hast du einen Plan für den Rest des Tages?", fragte ich und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem schwarzen Lenkrad, in der Hoffnung, dass die Ampel dann vielleicht schneller Grün wurde. Was natürlich nicht passierte.
"Also ich dachte, dass wir jetzt kurz zu mir fahren, vielleicht die Autos wechseln und bring ich sich kurz nach Hause damit du ein paar Sachen einpackst, die du gerne immer in unserer Wohnung haben möchtest. Währenddessen mache ich mit Max die kleine Spritztour die ich ihm versprochen habe und danach können wir zusammen ja noch mal ins alte Villenviertel fahren und neben deinem Flügel ein kleines Picknick machen.", schlug er vor.
"Das wäre toll.", stimmte ich zu und fuhr schnell an, als die Ampel endlich Grün wurde.
Nach einiger Zeit, schob ich noch ein leises "Danke" hinterher. Verwundert blickte Julien mich an. "Wofür?"
"Na dass du Max einen kleinen Traum erfüllst. Er ist in seinem Leben so oft vergessen und verlassen worden und er bedeutet mir irgendwie etwas. Er ist wie ein kleiner Bruder für mich.", erklärte ich und fuhr auf die Autobahn.
"Ich weiß auch nicht genau warum ich das tue. Vielleicht liegt es daran, dass du möchtest dass er glücklich ist und ich dir damit indirekt einen Wunsch erfülle. Oder es liegt daran, dass er mich ein bisschen an mich selbst erinnert als ich in diesem Alter war." Er grinste spitzbübisch und blickte mir von der Seite in die Augen.
"Egal welcher der zwei Gründe nun letzten Endes wirklich zutrifft.", Sagte ich "Danke."
"Wenn er dir wichtig ist, dann ist er mir das auch und hey, wenn ich schon sein Traumauto fahre, warum sollte er dann nicht einmal darin mitfahren dürfen?", Erläuterte er und zappte durch die Radiosender. Bei einem aktuellen verharrte er dann und lehnte sich zurück.
So ungefähr zweihundert Meter vor mir, erkannte ich ein durchgestrichenes Hundert Schild. Das war mein Zeichen. Ich schaltete einen Gang weiter und beschleunigte auf knapp 230 km/ h.
"Wow! Mach langsam, Vin Diesel.", Lachte Julien aber schien sich keine wirklichen Sorgen zu machen.
"Oh glaub mir, wenn ich schon einen auf Rennfahrer mache, dann eher so den Paul-Walker-Style!", erklärte ich grinsend.
Julien lachte und schüttelte dann den Kopf.
"Hier rechts.", lenkte er mich, als wir durch seine Straße fuhren. Denn ich alleine hätte sein Haus wahrscheinlich nicht ohne Hilfe wiedergefunden.
Ich setzte den Blinker und bog langsam -LANGSAM- in den gekiesten Innenhof. Dann parkte ich den Porsche neben einer kleinen Kastanie.
"Wieso stehen hier eigentlich nie andere Autos?", wollte ich wissen, nachdem ich ausgestiegen war und an der weißen Fassade hochblickte.
"Da es mein Haus ist.", meinte er als wäre es das normalste der Welt mit zwanzig ein eigenes Haus in einer der begehrtesten Lagen zu haben und stolzer Besitzer sieben wundervoller Autos zu sein.
Julien kam auf mich zu und nahm meine Hand, dann zog er mich zur Eingangstür.
"Probier's aus.", lächelte er mich an und ich zog den neuen Schlüsselbund aus der Hosentasche. Noch immer konnte ich es nicht glauben, dass das Schicksal uns hier zusammengeführt hatte. Falls man überhaupt an das Schicksal glaubte. Was ich in diesem Fall ausnahmsweise mal tat. Mit einem komisch-glücklichem Gefühl im Magen steckte ich den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn ein Mal nach rechts. Die Tür schwang nach innen auf. Quietschend drehte ich mich um und umarmte Julien. Er lächelte und zog mich in den Flur. Er war ebenso wie die Fassade weiß gehalten. Nur die silbernen Türen des Aufzugs glänzten und ein hölzernes Treppengeländer unterbrachen das helle weiß.
"Das hier war mal ein Altbau, den mein Urgroßvater mir vor Urzeiten mal vermacht hat."
Er zwinkerte mir geheimnisvoll zu und ich wusste, dass er sich selber als sein Urgroßvater bezeichnete. Ich kicherte kurz.
"Und woher hatte dein "Uropa" so viel Geld?", wollte ich wissen.
"Er hat mit ein paar sehr guten Aktien gehandelt.", erklärte er und wir stiegen in den Aufzug.
"Also eigentlich hab ich drei Wohnungen hier vermietet, aber wo die Leute momentan sind oder was sie beruflich machen, interessiert mich nicht so lange sie ihre Miete pünktlich und passend zahlen."
"Oh okay, Herr Vermieter.", lachte ich, während der Aufzug sich in die Höhe schraubte.
"Du bist jetzt Frau Vermieterin. Vergiss das nicht.", erinnerte er mich und ich grinste.
"In den letzten paar Jahren hab ich das hier alles modernisiert und renoviert."
"Aber du warst doch in Berlin?", hakte ich nach.
"Ja. Ich habe überall ein paar Häuschen. Aber da ich für meinen Auftrag ja eh nach München musste, dachte ich mir: Warum nicht?"
Dieses Mal steckte ich den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür und als ich das Loft betrat wurde mir klar, dass das hier wirklich war. In meinem Leben war so viel von anderen Leuten bestimmt worden, dass mir das jetzt so unrealistisch vorkam. Ich ging in die Küche und wartete auf Julien.
"Ich gehe kurz duschen und mich umziehen. Ich habe diese Kleidung jetzt nämlich seit knapp sechsunddreißig Stunden an. Sie riecht nach Regen, Wald und dir.", stellte er fest und fuhr dann fort. "Vielleicht sollte ich dann doch nicht duschen gehen..." Er drückte mich gegen die Kochinsel und schlang seine Arme um mich.
"Es gibt einen Unterschied zwischen dem was man sollte und dem was man letzten Endes macht.", flüsterte ich und war gefangen von der Tiefe seiner Augen.
"Wie Recht du hast.", stimmte er zu und Stahl sich einen Kuss.
In diesem Moment kamen wir wieder gewisse Fragen in den Sinn:
Warum verliebte Julien sich in mich?
Wie sollte es weitergehen?
Würde Maxim wirklich kommen?
Wie sollte ich ohne Jonas weitermachen?
"Julien?"
Er brummte zustimmend.
"Würdest du mich auch mögen, wenn ich nicht Trägerin der Kette wäre?", fragte ich leise.
Einige Zeit blieb es still. Nur das Ticken der eckigen, schwarzen Wanduhr zerriss die Ruhe um uns herum. Julien dachte nach. Er dachte lange nach.
"Nein Charly.", meinte er dann ruhig. "Ich hätte dich nicht gemocht. Ich hätte dich geliebt, so wie ich es jetzt auch tue."
Bei seinen Worten spürte ich wie Tränen mir in den Augen brannten und ich stellte mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen zum Dank. Danach lehnte ich mich mit meinem Kopf wieder gegen seine Mitte. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und schenkte mir ein schönes Gefühl. Das Gefühl von Geborgenheit. Das Gefühl angekommen zu sein!So ihr Süßen,
Das war's für jetzt. Da das Kapitel relativ kurz war, versuche ich später noch eins zu posten. Ich wünsche euch allen jedenfalls jetzt schon mal schöne Feiertage und hoffe, ihr habt die Chance sie mit euren Liebsten zu verbringen.Eure
Anna-Lena
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Schattenkette (PAUSIERT!)
FantasyCharlotte ist 17 Jahre alt und weiß nicht was für Konsequenzen es hat, als sie auf dem Heimweg eine mysteriöse Kette findet und mitnimmt! Diese Kette beinhaltet magische Kräfte und Charly ist sich dieser nicht Herr! Sie kann machen was sie will, das...