Halluzinationen?

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Also Freunde,
ich bin so stolz auf alle meine treuen Leser.
Wir haben meine Story inzwischen auf über 300 Views
gebracht. Ich kann es gar nicht glauben.
Hab mir überlegt eine zweite Geschichte zu veröffentlichen über Vampire.
Sagt mir, was ihr davon haltet...
Und sonst! Kommentiert fleißig und kreativ.
Hab euch alle lieb.

Eure

Anna-Lena

„Und hier kommst du immer alleine her?", fragte Julien als ich ihm meinen Weg unter dem alten Schild durch, ins Villenviertel zeigte.
„Mh-mm.", bejahte ich und zog ihn hinter mir her durch die verlassenen Häuserreihen.
„Aber was hast du an dem Tag hier eigentlich gesucht?" Ich fand meine Frage echt berechtigt, denn was hatte er hier getrieben? Zum Klavier spielen war er mit Sicherheit nicht hier her gefahren. Sonst traute sich niemand herzukommen. Also war hatte er hier bitte getrieben? Da er nicht sofort antwortete, drehte ich mich zu ihm um. Julien war stehen geblieben und wischte mit dem Fuß auf dem Boden rum.
Ich ging zu ihm und wollte nachsehen, was er tat, aber er lachte falsch und hielt mich fest. Den roten Fleck auf dem Boden sah ich natürlich trotzdem. War das Blut? Schnell riss ich mich los und kniete mich daneben auf die Erde.
„Ist das... Blut?" Mit zwei spitzen Fingern fasste ich in die inzwischen fast geronnene Flüssigkeit und zerrieb das rote Zeug auf den Fingerspitzen.
„Glaube ich nicht." Julien wirkte plötzlich ungewöhnlich kühl und distanziert. Irgendwie auch ein wenig nervös. Natürlich wusste er das zu überspielen und auch ich ahnte es mehr an ihm, als das ich es sah. Vielleicht war es unsere unterschwellige Verbindung, die mir das Gefühl gab, dass er log. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.
„Julien! Das ist Blut.", beharrte ich, stand auf und wischte mir die Hand an der Hose ab.
„Vielleicht hast du Recht." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Aber ist bestimmt nur von einem Tier. Wahrscheinlich hat ein Fuchs ein Kaninchen geholt und hier erwischt."
Wie gesagt, es war nur eine Ahnung: Aber ich hatte das Gefühl, dass er mich anlog um mich von dem Fleck wegzulocken.
„Dafür ist es zu viel.", meinte ich und sah von oben auf das dunkle Rot herab. Nein. Das hier war kein Tierblut. Niemals. Wenn das Tierblut war, war ich der Präsident der Vereinigten Staaten. Ich war vielleicht blond, aber nicht blöd.
Ich schüttelte den Kopf. „Komisch. Ich bin eigentlich die einzige die regelmäßig hier her kommt. Wenn er älter wäre, hätte ich ihn schon vorher bemerken müssen. Der kann frühestens seit gestern Morgen hier sein." Als ich mich gestern auf den Weg zu David gemacht hatte, war er noch nicht da gewesen. Aber da war es schon fast dunkel gewesen. Ich hätte ihn übersehen können. Eigentlich war ich mir sicher, dass er in etwa zur selben Zeit hier entstanden war, als ich Klavier gespielt hatte. Eventuell auch später. Was allerdings, hatte Julien damit zu tun? Dass er etwas damit zu tun hatte, war irgendwie klar. Sonst hätte er nicht so komisch reagiert. Er hatte zugegeben, dass er hier war. Nur warum?
„Julien? Was hast du hier gemacht?"
Seine Lippen waren zu einem harten Strich zusammengepresst. Einer plötzlichen Eingebung folgend, lief ich einige Schritte in die Richtung in der der Wald dichter wurde. Hier war noch mehr Blut. Vorsichtig hielt ich einige Zweige aus meinem Gesicht und ging weiter.
„Charly!", rief Julien irgendwo hinter mir und ich stoppte. Was tat ich hier? Ich hatte ihm versprochen nicht nach zu fragen, falls es mit seiner Vergangenheit zu tun hatte. Aber hatte es das überhaupt? In mir drin tobte ein fürchterlicher Konflikt. Natürlich wollte ich Julien blind vertrauen und ihm seinen Gefallen erfüllen nicht nachzufragen. Auf der anderen Seite, sah ich mich schon in wenigen Tagen, in irgend so einer Krimisendung, da mein Freund ein kaltblütiger Mörder war. Ich schluckte mehrmals trocken und traf meine Wahl.
Mit geschlossenen Augen, atmete ich tief ein, drehte mich um und ging zurück zu Julien, der immer noch auf exakt der gleichen Seite stand. Wortlos nahm er es zu Kenntnis und legte seinen Arm um meine Schultern. „Danke."
Ein mulmiges Gefühl schnitt mir so den Hals zu, dass ich nur wortlos nicken konnte. Aber keine Sorge, ich würde noch herausfinden, was es mit den Blutflecken auf sich hatte. In meinem Kopf begann sich langsam ein Plan zu entwickeln, der sich heute Nacht bereits in die Tat umsetzten würde...
Doch jetzt galt es erst mal das „Vorspielen" zu überleben. Julien war mit Sicherheit anspruchsvoll und hatte, so wie ich ihn einschätzte, auch bestimmt schon das ein oder andere Klavierkonzert gehört. Die Aufregung war kaum auszuhalten.
„Und wo genau müssen wir jetzt hin?", wollte er wissen und deutete auf alle Häuser mit dem Zeigefinger. Ich lachte und zog ihn hinter mir her auf mein Haus zu, die Treppe hoch bis in den Raum. Oben schloss ich hinter ihm die Tür und wartete auf seine Reaktion.
Anerkennend pfiff er durch die Finger. „Das ist er? Wow."
„Ja, das ist mein Baby.", seufzte ich. Die Sonne glänzte auf dem schwarzen Lack und der Wald spiegelte sich darin. Es war wunderschön.
„Okay. Dann spiel doch mal was. Ich bin gespannt."
Er zog sich einen der vergilbten Stühle aus einer der Ecken des Raumes, so an den Rand der Tasten, dass er mich und das was ich spielte gut sehen konnte. Meine Finger zitterten, als ich den Schemel zurecht rückte und mich daraufsetzte.
„Also, als erstes darfst du dir was aussuchen und danach spiele ich was nach meinem Wunsch.", schlug ich vor und klemmte mir die Hände unter die Schenkel, damit Julien nicht merkte, wie aufgeregt ich wirklich war.
„Klingt fair." Auf dem kleinen Block den er in der Hand hielt, standen alle Titel der Stücke, die ich jemals gespielt hatte.
„Okay. Ich wünsche mir Präludium in C-Moll von Johann Sebastian Bach."
Ich zog die Augenbrauen in die Höhe und sah in überrascht an. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Stück von Bach. Natürlich konnte ich es spielen. Es war ja auch nicht sehr schwer und sonst würde es ja auch nicht auf meiner Liste stehen.
„Schaff ich. Darf ich fragen warum du ausgerechnet dieses Lied ausgesucht hast?"
Er lächelte matt. „Es war das Lieblingslied meiner Mutter."
„Oh." Damit hatte ich ebenfalls nicht gerechnet. Aber es war sein Wunsch und da ihm offenbar viel daran lag, würde ich mir auch ziemlich viel Mühe beim Spielen geben.
Julien lächelte einmalig, beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. Das war Anreiz genug. Ich schloss die Augen, legte die Finger auf die richtige Position und begann.
Die ersten Töne hingen schwer im Raum Aber umso weiter ich spielte umso sicherer wurde ich und meine Nervosität verließ mich mit jeder Taste mehr. Ich schaffte es, die Emotionen die mir das Stück vermittelte in meine Finger weiterzuleiten und in den Raum zu übertragen. Julien hatte die Augen geschlossen und ich konnte sehen, dass er tief in Erinnerungen hing. Als ich fertig war verharrten wir kurz still, ehe ich dann wortlos begann mein Wunschlied zu spielen. „Louise" von Eisblume. Ohne den deutschen Text war das Lied ja schon traurig schön. Wenn ich dann den Text leise mitsang oder mitdachte, musste ich meistens weinen.
Doch heute riss ich mich zusammen und schaffte es ohne irgendwelche Tränen, Schluchzer oder Sonstiges.
Als die letzten Töne durch die Luft schwebten, hielt ich den Atem an und blickte auf den Wald. Es war ein so wundervoller Tag zum Klavier spielen. Gerade wollte ich Julien fragen, wie er es fand, da legte er mir seine Hände auf die Schultern und küsste mich auf die Wangen.
„Minette, das war atemberaubend.", sagte er mit erstickter Stimme.
„Danke."
„Du hast gesagt, du spielst seit zwei Jahren, aber das kann ich nicht glauben. Du spielst wie ein Profi. Das ist unglaublich. Hör niemals damit auf. So ein Talent gibt es nur selten."
Seine Worte ehren mich sehr. Ich lächelte ihn an und stand auf.
Gemeinsam schlichen wir wieder nach draußen. Auf demselben Weg wie vorher. Doch dieses Mal waren dort keine roten Flecken. Ich bleib kurz stehen und rieb mir die Augen.
Was tat ich hier? Erst wurde ich paranoid wegen ein paar dunkeln Flecken, die irgendein jagendes Tier hier hinterlassen hatte und jetzt wurde ich wahnsinnig.
Offenbar bekam ich jetzt auch noch Halluzinationen...

Schattenkette (PAUSIERT!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt