"Du kanntest ihn?", brachte ich stotternd hervor.
Über Juliens Lippen huschte ein Lächeln. "Mehr als das. Er war in der Zeit, nach Maxims Verbannung für mich da und hat mich wieder aufgebaut. Dein Vater war ein stolzer Mann, der immer mit durchgestrecktem Rücken durch die Welt lief. In meinem ganzen Leben habe ich nie wieder jemandem getroffen, der ihm auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Er war ein Genie! Und das nicht nur bei den Jobs die er erledigte. Deine Mutter machte ihn glücklich. Du hast seine Augen. Das Grün des Regenwaldes. Genauso vielseitig. Genauso gefährlich. Genauso wunderschön." Sein Blick fesselte meinen und ich lächelte.
"Reden wir noch über meinen Vater?", fragte ich und strich ihm durch die Haare.
Julien lachte leise. "Eventuell. Dein Dad hatte braune Haare, die er meist hinten im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammenband. Wenn er lachte verzierten kleine Grübchen seine Wangen, so wie bei dir. Eine kleine Narbe am Kinn verlieh ihm etwas verwegenes. Etwas gefährliches."
"Das klingt eigentlich nach einer schönen Liebesgeschichte. Wenn man mal von dem Ende absieht.", sagte ich und stellte fest, dass ich halb unter Julien halb neben ihm lag. Er hatte sich auf die Seite gelegt und stützte mit der Hand seinen Kopf. Mit der anderen hielt er mich fest bei sich oder fuhr mir mit dem Daumen über die Wange. Meine Hände lagen auf seiner Brust, während ich seinen Erzählungen lauschte. Es war so schön etwas über meine Eltern zu erfahren, von jemandem der sie wirklich gekannt hatte.
"Ich finde das ganze ist so eine Mischung aus 'Die Schöne und das Biest' und 'Romeo und Julia'", schmunzelte er, aber in gewisser Weise musste ich ihm ja sogar Recht geben.
"Na dann hoffen wir mal, dass unsere Beziehung nicht so endet wie 'West Side Story'.", seufzte ich und blickte hinauf zu den Sternen. Doch dann schob sich ein dunkler Haarschopf und ein Paar ozeanblauer Augen davor und das war's mit der schönen Aussicht. Wobei der Ausblick in diese beiden Ozeane mir fast besser gefiel. Okay, er gefiel mir besser.
"Wenn ich es muss, werde ich mich für dich auch erschießen lassen.", meinte Julien todernst.
Ich stöhnte. "Das verlange ich doch gar nicht."
"Ich finde es nur fair, wenn du weißt, dass ich alles tun werde um dich zu beschützen. Auch wenn dir meine Wege und Mittel nicht unbedingt gefallen.", erklärte er und der Ausdruck in seinen Augen wurde hart. Ich zweifelte nicht an seinen Worten. Auf keinen Fall! Aber genau das war es, was mir Angst machte. Ich wollte nicht, dass er sich wegen mir in Gefahr begab.
"Charly ich würde sterben für dich und das nicht nur, weil es mein Auftrag ist." Sein Blick wurde weicher und der Junge den ich liebte kam wieder zum Vorschein.
"Ich weiß aber ich will nicht, dass Leute wegen mir verletzt oder getötet werden. Das kommt mir so unglaublich egoistisch vor." Ich schloss kurz die Augen und wartete auf seine Reaktion.
"Ich versteh schon was du sagen willst.", Lachte er und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Pass einfach auf dich auf! Und lass dich nicht umbringen, verstanden?", fragte ich.
Er grinste. "Verstanden." Dann beugte er sich vor und küsste mich. Seine weichen Lippen berührten meine und 'zack' verschwamm alles andere um uns herum.
"Das hier ist es wert am Leben zu bleiben.", nuschelte er zwischen zwei Küssen und ich lächelte automatisch.
Dann ließ ein lautes Piepen und auseinander fahren.
"Was zum...?", fragte Julien und sprang auf, nahm sein Handy aus der Hosentasche, sah auf das Display und warf einen Blick zu mir. Offenbar wägte er ab, ob er drangehen sollte.
"Nun nimm schon ab.", ermunterte ich ihn. Er küsste mich schnell auf die Wange, murmelte ein Danke, ging ran und verschwand im Wohnungsinneren.
Ich seufzte und griff nach meinem eigenen Handy. Eine neue Nachricht. Von Em.Hey meine kleine Aufreißerin,
Hab lang nix mehr von dir und Julien gehört. Gibt's Ärger im Paradies? Wenn ja, reiß ich ihm den Allerwertesten auf.
Wobei ich ja sagen muss, dass ich ein klein wenig eifersüchtig bin. Du verbringst mehr Zeit mit deinem heißen Boyfriend, als mit mir: Deiner langweiligen besten Freundin.
Hab dich lieb!
EmIch lächelte während ich ihre SMS las. Aber es krochen auch Schuldgefühle in mir auf. Sie hatte gar nicht so Unrecht. Seit ich mit Julien zusammen war, hatte ich nichts mehr mit ihr unternommen. Irgendwie hatte ich sie vernachlässigt und das tat mir leid.
Ich überlegte nicht lange und schrieb ihr zurück.Hey langweilige, beste Freundin!
Ich melde mich aus den Paradies.
Bei mir und Julien ist alles in Ordnung. Du musst ihm also nicht wehtun. Wenn irgendetwas ist, bist du die erste die's erfährt! Und ich hab echt ein schlechtes Gewissen, dass ich momentan mehr mit zusammen bin, als mit dir. Es tut mir echt leid und kein Kerl der Welt sollte mich dazu bringen, meine beste Freundin zu vernachlässigen. Großer Es-Tut-Mir-Echt-Voll-Leid Shoppingtrip am Wochenende?
Hab dich lieb Süße,
CharlyIch sendete die SMS ab und lehnte mich zurück. Es war schon komisch wie mein Leben sich innerhalb von nur wenigen Wochen verändert hatte. Ich fühlte mich schon fast wie eine andere Person. Mein altes Selbstbewusstsein kehrte langsam wieder zurück und der Grund dafür war Julien. Aber mit ihm kamen auch die Fragen, die Veränderungen, das Chaos und Maxim. Natürlich liebte ich Julien und für nichts in der Welt würde ich ihn hergeben wollen, aber er hatte meine Welt doch ziemlich umgekrempelt!
Vorsichtig drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und beobachtete ihn. Er stand angelehnt an der Kochinsel und hatte seinen Killerblick aufgesetzt, der mir selbst auf diese Entfernung ein wenig Angst machte. Offensichtlich handelte es sich bei dem Telefonat um etwas "geschäftliches". Worum genau es ging wollte ich lieber nicht wissen.
Als Julien bemerkte, dass ich ihn beobachtete schenkte er mir ein starres, gespieltes Lächeln und deutete mir dass das wohl noch etwas dauern würde. Ich nickte und seufzte leise. Oh Mann! Das konnte ja noch ein spannender Abend werden.
In diesem Moment vibrierte mein Handy und zeigte eine neue Nachricht von Em:Shopping klingt gut. Kannst deinen Freund ruhig mitbringen für den finden wir auch was, sonst wäre mein Name nicht Emilia. ;-) Aber ich nehm dich beim Wort: Ich bin die erste die erfährt wenn's was neues gibt UND ich bin die ERSTE die ihm in den Hintern tritt, wenn er dir wehtut, ja?
Ich kicherte beim Lesen der Nachricht und konnte mir meine beste Freundin bildlich vorstellen wie sie versuchte Julien in den Hintern zu treten. Die Vorstellung war durchaus interessant.
Okay! DU bist die erste die alles erfährt und die ihn verprügeln darf! Versprochen! Wegen dem Shopping frag ich ihn einfach mal ob er mitkommen möchte. Denke aber, das geht klar.
Antwortete ich schnell. Natürlich würde Julien mit zum Bummeln kommen und nach seiner Ansage mich nicht mehr aus den Augen zu lassen, würde es auch eher schwer werden ihn loszuwerden!
Aber das wollte ich auch gar nicht mehr. Kaum zu glauben, dass ich ihn am Anfang gehasst hatte. Wobei... Gehasst hatte ich ihn nie. Ich hasste es, dass ich mich sofort in ihn verliebt hatte und er dann doch so einer dieser Schulstars war und das am ersten Tag. Das unsere Beziehung so eine Wendung nahm und ich jetzt auf seinem Balkon lag und in den Nachthimmel blickte, hätte ich nie geahnt. Aber ich war echt dankbar, dass ich jetzt genau hier war. Bei Julien.
Ich seufzte und beschloss mir etwas zu trinken zu holen. Okay, vielleicht wollte ich auch lauschen und hoffte ein paar Informationen mitzubekommen.
Leise schlich ich in die Wohnung und zum Kühlschrank. Hier drinnen war es dunkel, aber Licht anschalten wollte ich auch nicht. Dann wäre die schöne Atmosphäre weg. Allerdings war die schon weg, seit sein Handy geklingelt hatte.
Von Julien war nichts zu hören. Kein Geflüster oder Getuschel. Nichts. Vorsichtig schenkte ich mir ein Glas Wasser ein und drehte mich um. Fast hätte ich das Glas dann wieder fallengelassen. Julien stand in den Schatten des Türrahmens mit verschränkten Armen und blickte zu Boden. Der Blick in seinen Augen war ausdruckslos.
"Julien?", fragte ich leise.
Keine Antwort.
"Julien ist alles in Ordnung?" Er schien ganz in Gedanken zu sein.
Dann richtete sein Blick sich plötzlich auf mich und ich erschrak. Die Kälte darin war kaum zu glauben und ich ging automatisch einen Schritt zurück.
Als er meine Reaktion bemerkte wurde seinen Blick weicher. Aber irgendetwas war nicht in Ordnung. Dafür kannte ich ihn gut genug.
"Was ist los?", fragte ich erneut vorsichtig.
Er senkte den Blick. "Es tut mir leid Charly." Seine Stimme war leise und emotionslos.
Ich schluckte. "Was tut dir leid?"
Warum sah er mich nicht an? Warum, zum Teufel, sah er mich nicht an? Immerhin redete ich mit ihm!
"Julien! Rede mit mir!", verlangte ich. "Wer war das? Was ist passiert?"
Er stöhnte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. "Das war mein Kontaktmann.", drugste er herum.
"Ja und?" So langsam wurde ich ungeduldig.
"Ich hab einen neuen Auftrag.", gestand er dann endlich.
"Okay?", sagte ich langgezogen und machte eine auffordernde Handbewegung. Meine Güte lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen...
"Ich soll Chris töten."Hey Leute!
Tut mir leid dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe. Aber hatte irgendwie ne Blockade. Aber jetzt bin ich wieder da und habe mir was überlegt: Das beste Kommentar erhält jetzt immer eine Widmung oder eine kleine Promotion für seine Bücher. Hoffe das war mal ein kleiner Anreiz!
EureAnna-Lena
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Schattenkette (PAUSIERT!)
FantasyCharlotte ist 17 Jahre alt und weiß nicht was für Konsequenzen es hat, als sie auf dem Heimweg eine mysteriöse Kette findet und mitnimmt! Diese Kette beinhaltet magische Kräfte und Charly ist sich dieser nicht Herr! Sie kann machen was sie will, das...