"Kommst du?", rief ich zu Julien der noch immer am Wagen stand und die Umgebung beobachtete.
Er kam zu mir, aber sein Gang war ungewohnt angespannt.
Seine Gesichtszüge zeigten Aufruhr. Irgendetwas passte ihm nicht. Dafür kannte ich ihn lange genug.
"Julien? Was ist los?", fragte ich und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
Lange Zeit antwortete er nicht, sondern schlich einfach nur am Waldrand auf und ab und lies seinen Blick über das alte Villenviertel gleiten. Der Julien den ich kannte und liebte war dem anderen Julien gewichen. Dem Jäger. Dem Mörder. Dem Unsterblichen...
Und ja, diese Seite an ihm machte mir Angst.
"Jemand ist hier.", sagte er dann, als er vor mir zu stehen kam. Allerdings sah er mich dabei nicht an.
Sofort schoss mir ein Gedanke durch den Kopf und ein Schauer lief mir über den Rücken.
"Maxim?" Meine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern und mir kam wieder die Szene vor Juliens Wohnung in den Sinn. Wie Maxim mich angesehen hatte. Wie er gesprochen hatte. Es widerte mich an.
"Nein. Maxim nicht.", stellte er fest und drehte sich zu mir. Erschreckt wich ich zurück. Seine Augen waren dunkler als sonst. Fast schwarz.
Das hier ist immer noch Julien, rief ich mich zur Ordnung. Mein Freund. Ich brauchte keine Angst zu haben.
Das war jedoch leichter gesagt als getan.
"Dann lass uns lieber gehen. Ich will keinen Stress mit jemandem deiner Sorte.", meinte ich leise. Julien zog eine Augenbraue in die Höhe und sah mich belustigt an.
Danach schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder dem Wald zu.
"Nein. Jetzt bin ich neugierig. Es riecht nach Königshaus. Was wollen die hier?", murmelte er und war keine Sekunde später im Grünen verschwunden.
Ich stöhnte. Was sollte ich jetzt machen? Mir standen zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder ging ich zurück ins Auto, verschloss von innen alle Türen und wartete darauf, dass Julien zurückkam oder ich folgte ihm.
Skeptisch warf ich dem Nissan einen Blick zu und lächelte entschuldigend. Dann verschwand ich ebenfalls im Wald.
So wie immer schlüpfte ich unter dem alten Bauzaun durch und scannte die Umgebung auf der Suche nach Julien ab. Ich fand ihn in einem alten Hauseingang. Er kniete auf dem Boden und untersuchte irgendetwas darauf. Mit schnellen Schritten ging ich zu ihm. Als er mich sah lächelte er kurz. "Ich wusste, dass du kommst."
"Tja, so einen Spaß lasse ich mir doch nicht entgehen.", behauptete ich und zog eine sarkastische Grimasse. Er lachte leise.
"Sei leise und bleib hinter mir.", befahl er dann. Aber etwas anderes hatte ich eigentlich eh nicht vor.
Gemeinsam liefen geduckt bis ins nächste Haus. Julien kontrollierte jedes einzelne Haus um dann festzustellen, dass hier niemand war. Am Schluss blieb nur noch ein Haus übrig. Welches konnte man sich ja denken. Falls nicht: Es war das Haus in dem mein Flügel stand.
Als wir vor der standen, drangen aus dem Inneren Geräusche zu und durch.
"Du bleibst hier.", stellte Julien klar und sprang geräuschlos ins Innere des Hauses.
Dann verstummten die Geräusche auf einmal und es wurde still. Von Julien war weit und breit nichts zu sehen. Was wenn es doch Maxim war? Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
Schritte waren zu hören. Definitiv mehr als ein paar Schuhe. Angst überkam mich, denn die Schritte kamen in meine Richtung. Verdammt Julien, wo bist du?
Ich schlich weiter zurück in den Schatten und wollte mich dort in der Dunkelheit verstecken, als ich gegen etwas stieß oder besser gesagt gegen jemanden. Langsam drehte ich mich um und fand mich einer muskulösen Brust gegenüber. Und es war nicht Juliens.
Ein junger Mann blickte mit einem breiten Grinsen auf mich herab. Seine Haare waren blond. Die Augen grün.
"Wenn haben wir denn da?", fragte er und ich drehte mich um und wollte flüchten, aber er erwischte meine Haare und zog mich wieder zu sich.
Dann trat er von der Hausveranda ins Licht und schleifte mich mit sich. Ich wehrte mich natürlich. Ich kratzte und schlug um mich, aber er ließ nicht locker. Im Gegenteil. Er packte fester zu und ich quietschte auf.
"DuCraine ich glaube ich habe hier etwas gefunden, dass dir gehört.", schrie er und schüttelte mich.
"Lass mich los, du Bastard.", zischte ich leise und sah ihn böse an.
"Barclay. Hab mich schon gefragt wann du hier auftauchst. Wo Lug und Betrug sind, bist du nicht weit.", hörte ich Juliens Stimme über die Baumwipfel hallen.
"Zeig dich Julien, oder ich werde deiner kleinen Freundin wehtun müssen." Bei 'Barclays' Worten erstarrte ich abrupt und atmete flach. Das meinte er nicht ernst.
"Ach Aiden. Wir wissen beide, dass du keine Frauen schlägst." Julien lachte, allerdings kam seine Stimme dieses Mal aus einer anderen Ecke als eben.
"Du hast Recht. Vielleicht behalte ich sie ja auch für mich. So hübsch wie sie ist." Aiden war nicht hässlich. Gott nein! Aber bei ihm bleiben, wollte ich nicht unbedingt.
"Immer noch so unwissend wie damals, Aid? Du solltest dir deine Opfer mal genauer ansehen, bevor du sie dir nimmst. Sie ist königliches Eigentum.", erklärte Julien und stand plötzlich vor uns.
Aidens Blick wanderte von mir zu Julien und wieder zurück.
"Nein!", lachte er. Aber man sah seine Verunsicherung.
"Sieh nach.", forderte Julien ihn auf. Aiden Barclay zögerte nicht eine Sekunde und fasste in meinen Ausschnitt. Ich schrie auf und riss mich los. Aber er hatte bereits das Medaillon in der Hand.
"Das glaube ich nicht.", flüsterte er und sah mich an. Dann lächelte er.
"Findest du die Ähnlichkeit nicht verblüffend?", fragte er in Juliens Richtung.
Ich riss mich los und flüchtete zu Julien. Er schlang kurz die Arme um mich, ehe ich mich hinter ihm versteckte.
"Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden, aber dass muss nichts heißen.", zischte Julien nur.
Mir war alles egal. Ich war wieder bei Julien und von dem was die beiden noch diskutierten verstand ich eh nichts.
"Genug!", tönte plötzlich eine weitere Stimme über den Platz und ein Mann verhüllt in einer dunklen langen Robe, schritt anmutig auf die Lichtung. Die Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen. Aber er strahlte Macht aus.
In einer einzigen fliesenden Bewegung schlug er die Kapuze zurück und blieb stehen. Danach faltete er die Hände vor der Brust zusammen und sah uns nacheinander an. Bei mir blieb sein Blick hängen.
Da erst bemerkte ich, dass Aiden und Julien knieten und die Häupter gesenkt hielten. Ich stand also ziemlich unsicher auf der Lichtung und das einzige was mir über die Lippen kam war ein leises. "Hupps."
Ich konnte hören, dass Julien sich ein Lachen verkneifen musste und Aiden mich frech angrinste.
Man konnte wohl sagen, ich hatte es verhauen.
"Entschuldigung.", sagte ich leise und scannte den Mann, der offenbar ziemlich viel Einfluss hatte, von oben bis unten ab.
Er war dem Äußeren nach bestimmt schon über die neunundvierzig hinaus und hatte bereits graue Haare. Was für Kleidung er unter seinem Umhang trug, konnte ich nicht erkennen. Vielleicht trug er ja gar nichts darunter, fiel mir ein und ich musste mich ernsthaft zusammenreißen um nicht in einen Lachkrampf abzurutschen.
Der Mann mir gegenüber schmunzelte. "Eine amüsante Vorstellung, aber nein, ich muss euch enttäuschen. Ich trage noch etwas drunter.", erklärte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Mein Lachen rutschte mir nun allerdings aus dem Gesicht.
Wie konnte er... Hatte er gerade wirklich... Nein!
Meine Augen weiteten sich ungläubig. Das konnte nicht wahr sein.
"Gestattet dass ich mich vorstelle." Er kam zu mir, nahm meine Hand, führte sie an seine Lippen und deutete einen Kuss an. "Ich bin Gabriel, Botschafter des königlichen Hauses und es ist mir eine außerordentliche Ehre Euch kennenzulernen, Prinzessin. Uns ist zu Ohren gekommen, dass die Trägerin des Medaillons noch am Leben ist und so schickte man mich. Zeitgleich hat Ihr Geliebter Julien und darüber informiert, dass er Hinweise auf die verschwundene Prinzessin Immortalis hätte. Ich sollte mir selber einen Überblick über die Lage verschaffen.", erzählte er und warf dabei den ein oder anderen missbilligenden Blick auf Julien. Bei seinen Worten rutschte mir allerdings das Herz in die Hose. Er war wegen mir hier. Der Trägerin des Medaillons. Weil sie noch lebte. Weil ich noch lebte...
"Oh. Na dann hoffe ich mal, dass alles zu Ihrer Zufriedenheit ist. Und sie Ihre 'Prinzessin' gefunden haben.", meinte ich ein wenig verunsichert und schluckte meine Angst runter.
Julien stand auf und stellte sich hinter mich.
"Gefunden habe ich sie, ja. Aber das Chaos um sie herum, ist ein wenig verwirrend.", stellte er fest und warf erst Julien einen warnenden und danach mir einen freundlichen Blick zu.
Ein wenig neugierig war ich ja schon wegen der Prinzessin. Ich meine man traf nicht jeden Tag eine unsterbliche Prinzessin.
"Und wer ist Ihre Prinzessin? Also nur wenn ich fragen darf?", hakte ich nach. Hinter mir lachte Julien leise und Gabriel sah mich ungläubig an.
"Sie weiß also nicht, dass...", fragte er an Julien gewandt.
Dieser schüttelte den Kopf. "Nein Sir, es ist alles ziemlich neu für sie und ich war mir nicht sicher. Wie Ihr ja mit Sicherheit eben miterlebt hat, ist sie zu gleich Trägerin der Kette. Ich wusste nicht, was ich weiter tun sollte, also bat ich um Hilfe des Rates.", erklärte Julien.
Ich verstand nur noch Bahnhof also schaltete ich ab und beobachtete Aiden. Er stand auf, klopfte sich den halben Erdboden vom den Knien und sah mich an.
Er lächelte entschuldigend. Ich nickte nur.
"Ich erwarte von dir, dass du es ihr erklärst, DuCraine. Und was Euch angeht..." Er wandte sich wieder mir zu. "Ich kann und möchte euch nicht mehr sagen, solange Euer Freund Ihnen nicht alles erklärt hat. Allerdings verspreche ich Euch, dass sich Euer Leben von heute an komplett ändern wird. Ihr seid unsere Prinzessin Immortalis und werdet irgendwann in Eure Heimat zurückkehren müssen. Eure Onkel werden sich sicherlich freuen, Euch zu treffen. Juliens ursprünglicher Auftrag wird hiermit offiziell geändert. Beschütze sie mit seinen Leben. Hast du das verstanden Hunter?", wollte er von Julien wissen.
"Ja, Sir.", sagte letzterer nur und senkte den Kopf.
Er drehte sich um, rief Aiden zu sich und die Beiden waren drum und dran im Wald zu verschwinden.
"Ich denke der Rat wird in diesem Fall eine Ausnahme machen." Gabriel zwinkerte.
"Ich erkenne junges Glück wenn ich es sehe. Genießt so lange ihr noch könnt. Und Julien, Maxim ist in der Nähe gesehen worden. Haltet euch verdeckt."
Das alles drang schon gar nicht mehr in meinen Verstand durch, da ich noch dabei war zu begreifen was er zuvor gesagt hatte.
Ich war eine Prinzessin. Prinzession Immortalis. Ich hatte Verwandtschaft. Jemanden der mir etwas über meine Familie erzählen konnte. Und noch etwas. Der Name! Immortalis. Unsterblich. Ich war wie Julien. Oder zumindest so ähnlich.
Das... Wow.
Man wollte mich töten, weil ich Trägerin des Medaillons war. Aber offensichtlich durfte man es nicht, weil ich eine unsterbliche Prinzessin war.
Ich hatte nie eine Chance gehabt, etwas über meine Vergangenheit selbst herauszufinden. Nie.
In mir stritten meine Emotionen um die Dominanz. Da waren Freude, Traurigkeit, Hoffnung und ein Funken Enttäuschung, weil meine Eltern keine Menschen waren.
"Charly?" Julien sagte meinen Namen behutsam. Er ahnte wohl, wie es in mir aussah.
Apropos Julien:
Was sollte aus uns werden? Und was war ein 'Hunter'? Konnten wir jetzt glücklich werden? Und Maxim? Würde er sich jetzt raushalten, da er wusste wer ich wirklich war. Wahrscheinlich nicht, ich meine, ich wusste bis eben gerade auch nicht wer ich wirklich war. Woher sollte Maxim es also wissen?
"Wow. War das abgefahren!", brachte ich nur hervor und drehte mich zu ihm um.
Er grinste. "Kann man wohl so sagen ja."
"Oh Gott. Ich habe so viele Fragen. Das ist unglaublich. Ich meine, hättest du jemals damit gerechnet, dass ich -ICH- eine Prinzessin bin?", brabbelte ich schnell herunter.
Julien lächelte liebevoll und nickte. "Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich. Deswegen habe ich den Rat um Hilfe gebeten. Ich konnte nicht glauben, dass du wirklich du bist. Und dass du das Medaillon trägst hat mich irgendwie verunsichert. Tja, aber offensichtlich bist du Prinzessin Immortalis."
Er ging vor mir auf die Knie und neigte den Kopf. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf.
"Julien, bitte! Steh auf!", sagte ich als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
"Das ist alles so verrückt.", meinte ich und fuhr mir durch die Haare.
"Ich glaube du und ich sollten mal wieder reden. Ich muss dir wohl einiges erklären.", lächelte er.
"Oh mein Gott." Mehr brachte ich nicht heraus.
"Meine kleine Minette! Die Prinzessin Immortalis.", seufzte er und drückte mich an sich.
Das nannte ich mal eine Wendung. Oh Gott. Ich war eine Prinzessin?! Wie absurd war das denn? Bis gestern war ich der elternlose Freak aus dem Heim. Und jetzt? Eine unsterbliche Prinzessin.
"Wenn ich eine Prinzessin bin, bist du aber mein Prinz auf einem weißen Hengst.", Fantasierte ich.
Julien lachte und küsste mich auf die Stirn. "Ich wünschte es wäre so."
"Für mich bist du ein Prinz, auch wenn du statt einem Pferd einen Camaro hast. Mein Prinz!"Hey meine kleinen Einhörner,
Das war ein neues Kapitel. Wie man sieht... Egal. Was sagt ihr zu dieser Wendung?
Und was denkt ihr spielt Aiden wirklich für eine Rolle?
Hat er eigene Ziele?
Arbeitet er mit Maxim zusammen?
Tja, ihr seht es ja wenn es dann weitergeht.
Der Soundtrack kommt dieses Mal übrigens von Rihanna und Eminem und heißt: "Love the Way you lie." Ich schätze mal ihr kennt den Track alle.Eure
Anna-Lena
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Schattenkette (PAUSIERT!)
FantasyCharlotte ist 17 Jahre alt und weiß nicht was für Konsequenzen es hat, als sie auf dem Heimweg eine mysteriöse Kette findet und mitnimmt! Diese Kette beinhaltet magische Kräfte und Charly ist sich dieser nicht Herr! Sie kann machen was sie will, das...