Wahrheit

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Bitte nicht mit mir schimpfen!!!!!
Ich weiß dass es wieder nur sehr kurz geworden ist, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem...

Eure

Anna-Lena

Wahrheit

Hinter mir warf ich die Tür lautstark in die Angeln und sank mit dem Rücken daran, zu Boden. Was tat ich hier? An dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte ich mir geschworen, nicht schwach zu werden. Mich nicht von seinem attraktiven Äußeren beeindrucken zu lassen und jetzt? Jetzt war ich kein Stückchen besser, als die Mädels die für wenige Stunden mit ihm zusammen waren. Eine Berührung von ihm und ich schmolz dahin. Ein paar Worte und ich war verloren in der Farbe seiner Stimme. Ein Kuss und ich würde verbrennen. NEIN! An so etwas durfte ich nicht einmal denken. Ich legte meinen schmerzenden Kopf auf meine Knie und stöhnte. Warum ich? Konnte nicht irgendein anderes Mädchen mein verkorkstes Leben leben?
Juliens Bad war groß. Es gab eine ebenerdige Dusche, die verborgen hinter einer hellen Steinwand lag, ein WC, zwei Waschbecken, eine Badewanne und ein Fenster. Wie konnte er sich das alles leisten, obwohl er nur drei Jahre älter war als ich? Und vor allem alleine? Ich hatte keine weiteren Räume entdeckt, die darauf hindeuten könnten, dass hier noch andere Menschen wohnten. Es gab das große helle Schlafzimmer, das loftartige Wohnzimmer mit hohen Decken und das Bad. Mehr Türen gab es nicht. Zumindest hatte ich keine gesehen. Woher hatte er das Geld für dieses Luxusloft?
Ganz wohl war mir nicht bei dem Gedanken, dass ich die Tür auflassen musste aber es war besser als gar nichts. Ich wollte einfach die Erinnerungen an gestern Nacht mit ganz viel heißem Wasser abschrubben. Ebenso Davids Berührungen. Bevor ich mich allerdings auszog, warf ich einen erneuten Blick zur Tür um sicherzugehen, dass Julien nicht wieder plötzlich auftauchte. Danach stieg ich endlich unter die lang ersehnte Dusche und ließ das Wasser laufen. Es tropfte von der Decke auf mich herab und lief meinen Körper hinunter. Und es tat so gut. So unendlich gut. Dafür gab es keine Worte. Ich atmete tief ein und hielt die Luft an, bis sich schwarze Punkte in meinem Blickfeld bildeten. Mit den Händen schrubbte ich über mein Gesicht auch wenn mein Kopf protestierte. David hatte mich doch heftiger zu Boden geworfen, als ich gedacht hatte.
Da ich kein eigenes Shampoo dabei hatte, blieb mir nichts anderes übrig als Juliens zu nehmen. Ich klappte den Deckel auf und roch daran. Fast hätte ich laut gestöhnt. Es roch einmalig. Nach ihm. Irgendwie nach frischem Moos und einem warmen Sommergewitter im Wald. Eine wunderbare Mischung. Vorsichtig gab ich einen kleinen Kleks davon auf meine Hand und massierte es mir dann in die Haare. Es roch so unglaublich gut. Schnell warf ich einen Blick auf die Verpackung um herauszufinden wie es hieß. Aber es war einfach nur in einen unbeschrifteten Plastikbehälter gefüllt worden. Komisch. Ich wünschte ich könnte diesen Geruch für immer festhalten. Mit geschlossenen Augen spülte ich es wieder herunter und schaltete das Wasser aus. Vorsichtig, um nicht noch auszurutschen, tapste ich aus der Dusche und trocknete mich ab, ehe ich mir das Handtuch um den Körper band. Vor dem großen Spiegel betrachtete ich mich. Die ehemals blauen Flecken an meinem Körper hatten sich in ein hässliches Lila verfärbt und die nassen Haare klebten mir im Gesicht.
Hinter mir ging die Tür auf und Julien trat ein. Unter dem Arm hielt er Kleidung. Er blickte in dem Moment auf, in dem ich schrie. Er ebenfalls. Ich hielt das Handtuch enger um den Körper und versuchte möglichst viel zu verdecken, während sein Schrei allmählich in ein lautes Lachen überging.
„Bist du verrückt?", brüllte ich, griff nach einem Bademantel der neben dem Waschbecken hing und zog ihn über das Handtuch, damit ich nicht weiterhin ganz so entblößt vor ihm stand.
„Sorry, aber das..." Erneut brach er in tosendes Gelächter aus. Ich zog den Knoten vorne zu und krempelte die Arme über die Ellenbogen hinauf. In diesem Moment hielt sein Lachen abrupt inne. Er kam auf mich zu und umfasste mein Handgelenk.
„Was ist das?", fragte er, hielt mich fest und deutete auf einen der grässlichen Flecken an meinem Ellenbogen.
„Ach das. Das ist nichts.", beteuerte ich und streifte die Ärmel wieder hinab.
„Nach nichts sieht das aber nicht aus. Was ist passiert?"
„Ich verspreche dir, es ist nicht so schlimm wie es aussieht. Ich bin ein paar Mal blöd gefallen, aber das war es dann auch."
„Minette, ich vertraue dir, aber nur wenn du mir die Wahrheit sagst."
Ich stand hier, in einem fremden Bademantel, in einem fremden Bad, in einer fremden Wohnung und mir gegenüber stand der heißeste Kerl der Welt, der von mir erwartete, dass ich ihm die absolute Wahrheit erzählte.
Fakt war, dass ich selber nicht wusste, was die Wahrheit war.

Schattenkette (PAUSIERT!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt