Sei ja artig

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Das Wasser war wirklich eine willkommene Abkühlung an einem so warmen Sommertag wie heute. Seufzend watete ich tiefer in den Badesee.
Als ich fast nicht mehr stehen konnte, hielt ich den Atem an und tauchte auf den schlammigen Grund. Um mich herum war überall Wasser. Meine Haare schwebten um meinen Kopf herum und ich machte zwei kurze Schwimmzüge ins tiefere. Luft anhalten, konnte ich schon immer ziemlich lange. Vielleicht lag es daran, ich zur Hälfte unsterblich war. Aber es war eben nur ein 'Vielleicht'. Mit der flachen Hand fuhr ich über die Algen hier am Boden. Sie hatten sich ihrer Umgebung angepasst. Das gleiche was ich seit Jahren getan hatte. Mich angepasst. Unauffällig verhalten. Bis Julien kam. Er kannte meine Ängste und hatte mir geholfen, sie zu überwinden. Aber das was ich ihm gegenüber empfand war so viel mehr, als einfach nur Dankbarkeit. Es war Liebe. Eine unglaublich tiefgründige Liebe. An der man zerbrechen konnte.
An meinem Sichtfeld machten sich langsam schwarze Punkts sichtbar, also stieß ich mich vom Boden ab und schoss an die Oberfläche. Laut atmete ich aus, als sich zwei starke Arme um meine Mitte legten.
"Du bist wunderschön.", hauchte Julien mir von hinten ins Ohr und ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken. Langsam drehte ich mich zu ihm. Seine Augen leuchteten und ich sah den Schalk in ihnen aufblitzen.
Ich lächelte ihn an, nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste seine nassen Lippen. Er hob mich hoch und ich klammerte meine Beine um seine Hüfte. Er strich mir liebevoll über meine Wangen und küsste danach mein Dekolleté. Ich biss mir auf die Zunge um nicht aufzustöhnen und fuhr ihm mit meinen Händen durch die strubbeligen Haare. Er war noch nie schöner als in diesem Moment. Seine Finger glitten an meiner Seite hinab und hinterließen eine prickelnde Spur. Julien hob mich hoch und ging ein Stück ins Flachere. Dort setzte er sich auf den steinigen Untergrund und küsste mich weiter. Es war einmalig.
Ein lautes "Hey Charly!", riss Julien und mich auseinander. Verwirrt sprang ich auf und sah mich nach der störenden Quelle um. Dann erkannte ich Max, der auf mich zu schwamm. Ich warf Julien einen hilflosen Blick zu, aber er nickte nur. "Wir können das ja später fortsetzten.", wisperte er mir in mein Ohr und ich schloss kurz die Augen, um nicht die Beherrschung zu verlieren, als sein Zeigefinger meinen nackten Rücken hinabglitt. Max hatte uns jetzt erreicht und umarmte mich und danach gaben er und Julien sich ein High-Five. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete ich die Szene. Die beiden Personen die mir in meinem Leben am wichtigsten waren, so zusammen zu sehen, löste ein wundervolles Gefühl in mir aus. Die Zeit hätte stehen bleiben können, es wäre mir egal gewesen.
"Bist du alleine hier?", fragte Julien Max gerade und setzten sich auf unsere große Decke. Ich ließ meinen Blick über das Wasser gleiten, ehe ich den Kopf schüttelte und zu den anderen zwei ging. Die Kette hing natürlich die ganze Zeit im meinen Hals. Einen weiteren Versuch, sie abzunehmen, wollte ich gar nicht erst unternehmen. Es würde ja eh nicht klappen...
Julien reichte mir ein Handtuch, als ich mich neben ihn fallen ließ.
"Nee! Chris ist dabei. Allerdings hat er seine sogenannten 'Freunde' mitgebracht und die gehen mir tierisch auf die Nerven. Ich meine Jungs in dem Alter sollten noch andere Interessen haben. Nicht nur Frauen, Sex, Partys und Autos.", erklärte Max und verdrehte die Augen.
"Und das sagt ein Fünfzehnjähriger?", hakte Julien skeptisch nach. Verständlicher Weise.
"Sechzehn. Aber ja, dass ist meine Meinung dazu." Dies war wieder einer dieser Momente, in denen Max so viel reifer und älter wirkte, als er doch tatsächlich war.
"Respekt, junger Mann.", lobte Julien und nickte anerkennend. Ich lachte leise. Er sah mich an und schenkte mir ein Lächeln, bei dem mein Herz fast stehen blieb.
Als ich nicht darauf reagierte, ich war noch zu beschäftigt damit ihn zu mustern, streckte er seinen Arm aus, legte ihn auf meine Schultern und brachte mich so zum Umfallen. Das heißt, ich wäre gefallen, hätte Julien mich nicht rechtzeitig aufgefangen und meinen Kopf auf seinen Beinen abgelegt.
"Und bist du heute wieder mit dem Camaro unterwegs?" Ein kindliches Grinsen legte sich auf Max' Gesicht und ich schloss die Augen.
"Nein, mit einem Nissan GTR.", sagte Julien und danach entwickelte zwischen den Jungs sich eine ewig lange langweilige Diskussion über Autos. Ja, ich war auch verrückt nach Autos. Aber momentan stand mir der Sinn viel mehr nach Antworten. Und davon brauchte ich echt ein paar!
Was passiert mit mir?
Als Trägerin der Kette und gleichzeitig Prinzessin Immortalis?
Wird Maxim noch mal auftauchen?
Wann und wie werde ich meine Onkel kennenlernen?
Werden sie meine Beziehung mit Julien dulden?
Kann ich hierbleiben?
Bin ich überhaupt wie Julien?
Unsterblich?
Was ist mit Aiden?
Wird er uns Steine in den Weg legen?
Wenn ich an die gemeinsame Vergangenheit der beide denke, wäre das so gar fast verständlich!
Die Wärme der Sonne tat meinem Gesicht gut und ich merkte wie ich langsam müde wurde. Juliens Hände strichen gleichmäßig über mein Haar, während er und Max sich unterhielten.
"Ach hier bist du!", hörte ich Chris Stimme irgendwann. Mit müden Augen setzte ich mich auf und blickte meinem Mitbewohner ins Gesicht.
"Hey Chris!", begrüßte ich ihn und hielt mir eine Hand vor die Augen da ich gegen die Sonne blickte.
"Oh hi Charly." Sein Blick wanderte zu Julien und verharrte dort kurz. Die beiden Jungs warfen sich böse Blicke zu, bis ich mich in die Mitte stellte und die beiden ablenkte.
Die Spannung war zum greifen nah gewesen. Offensichtlich mochten Chris und Julien sich nicht besonders. Warum? Keine Ahnung.
"Ich hab Bock auf Eis. Kommst du mit Charly?", unterbrach Max uns alle und entschärfte damit die Situation ein wenig.
Auf der einen Seite wollte ich auch ein Eis, aber auf der anderen Seite wollte ich die beiden Streithähne hier nicht alleine lassen. Ich war nicht sonderlich heiß darauf zu erfahren, wer am Schluss als erstes eine dicke Lippe hatte...
"Ja, ich komme.", entschied ich dann, mit dem Argument, dass die zwei ja eigentlich alt genug waren um sich mal fünf Minuten zusammenzureißen.
Ich schlüpfte in meine Strickjacke und Schuhe und kramte etwas Kleingeld aus meiner Tasche. Dann lief ich hinter Max her, zum Kiosk. Als ich an Julien vorbeiging, blieb ich kurz stehen, küsste ihn auf den Mund und flüsterte: "Benimm dich, bitte!"
Er warf mir einen amüsierten Blick zu und meinte nur "Sag ihm das!"
Seufzend drehte ich mich um und ging. Das Eis war schnell ausgesucht und lange anstehen mussten wir zum Glück auch nicht. Ab und an warf ich immer mal wieder einen vorsichtigen Blick zu meinem Jungs. Sie redeten. Wobei es eigentlich mehr aussah, als würden sie laut streiten.
"Das sind 3,70€.", ertönte die Stimme des Verkäufers zu mir durch. Erschreckt drehte ich mich zu ihm und bezahlte mit einem komischen Gefühl im Magen. Als ich mich wieder umdrehte und anfangen wollte zurück zu gehen, rutsche mir bei DIESEM Anblick das Eis aus der Hand und fiel zu Boden. Julien holte aus und schlug Chris ins Gesicht. Ich schrie.

So Leute,
Das war's mal wieder. Ist nicht ganz soooooo spannend. Ich weiß. Was denkt ihr hat Chris wohl gesagt um Julien so ausrasten zu lassen? Und warum können die zwei sich nicht Leiden? Ist Chris vielleicht sogar eifersüchtig?
Mal sehen....
Dann noch eine Sache die mir am Herzen liegt. Hier auf Wattpad sind so viele unglaublich tolle Gesichten und mir tut es immer so leid, wenn keiner oder nur sehr wenige Leute diese Storys lesen.
Eine davon ist "Melodia - Kenne deine Feinde" von Chani1999. Ich hoffe ich hab's richtig geschrieben. Lest unbedingt mal rein. Für jeden Fantasy-Liebhaber ein Muss. Daher widme ich ihr auch dieses Kapitel.

Viele Grüße
Hab euch alle lieb

Anna-Lena

Schattenkette (PAUSIERT!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt