Auf der Rückfahrt sprachen wir nicht. Ich hatte Julien gebeten zu fahren, weil ich mich noch nicht stark genug fühlte. Okay ja, bis wir wieder am Auto waren, hatte ich noch rumgealbert. Aber dann waren wir irgendwie auf die Geschehnisse von eben gekommen und ich musste meine Gedanken erst einmal neu ordnen. Prinzessin Immortalis! Pfft! Wie das klang! Es gab so viele Fragen. Neue Fragen. Alte Fragen, die nun einen Sinn ergaben. Und ich hatte Familie. Onkel. Ziemlich mächtig, wenn ich Gabriel richtig verstanden hatte. Es war irgendwie ein komisches Gefühl plötzlich zu wissen, dass es da draußen doch jemanden gab der mit mir verwand war. Der mir etwas über meine Familie erzählen konnte.
"Julien?", fragte ich leise. Das Radio war aus. Nur der Motor des GTR knurrte vor sich hin.
Er blickte auf. "Hm?"
"Meine Mutter, war sie schön?", wollte ich wissen und sah nach draußen. Graue Häuser zogen an uns vorbei.
Julien holte scharf Luft. "Deine Mutter war mehr als schön. Sie war... anmutig, stolz, wunderschön, unantastbar."
Mein Hals schnürte sich zu. Was wenn ich das nicht war? Wenn ich den Vorstellungen meiner Onkeln nicht gerecht wurde? Wenn ich nicht so war wie SIE?
Ich schluckte meine Ängste hinab.
"Du bist genauso wie sie. Nur ein bisschen selbstbewusster und souveräner. Aber du bist ihre Tochter, das ist nicht zu verleugnen.", wischte er meine Bedenken einfach fort.
"Aber was ist, wenn ich nicht so bin? Wenn ich alle enttäusche? Wenn sie mich nicht mögen?" Nervös spielte ich mit einem Faden der sich aus einem meiner Armbänder gelöst hatte.
"Oh das werden sie! Glaub mir! Immerhin hast du mich ja auch um den Finger gewickelt.", lachte er.
"Stimmt gar nicht!", korrigierte ich ihn "Du hast mich um eine Chance gebeten, wenn ich mich recht entsinne."
Er schüttelte den Kopf. "Mist, das war ein Knick für mein Ego."
Ich grinste."Tja! So kanns gehen. Warts ab, in ein paar Wochen ist dein Ego Legende!"
"Das befürchte ich und weißt du was? Mein Ego ist mir ziemlich egal, solange du in meiner Nähe bist." Er lächelte dieses unglaublich heiße Lächeln und ich vergaß für einen Moment meine Sorgen.
Die nächsten Minuten fuzhren wir wieder schweigend. Aber nciht, weil wir nicht reden wollten, sondern weil es einfach nichts zu sagen gab.
"Jetzt musst du mir mal erklären, was dieser Aiden für ein Problem mit dir hat.", bat ich Julien, als er an einer roten Ampel hielt. Sein Kiefer zuckte angespannt und mir wurde bewusst, dass dies ein Thema war, über das er nicht gerne redete. So wie über vieles aus seiner Vergangenheit.
"Aiden und ich... Wir waren einmal ziemlich gute Freunde. Bis er sich in meine Schwester verliebt hat.", erzählte er und mir vielen die Augen aus dem Kopf.
"Du hast eine Schwester?", fragte ich ungläubig. Also ich hatte ja mit etwas Schlimmen gerechnet, aber definitiv nicht mit so etwas. Ich schluckte einmal und setzte mich wieder gerade hin.
"Hatte, trifft es wohl besser.", meinte er und seine linke Augenbraue zuckte kurz in die Höhe. Der stumpfe Schmerz in seinen Augen war nicht zu übersehen. Und ich dumme Gans hatte auch noch nachgefragt. Super Charly! Wirklich klasse gemacht! Ich wollte wirklich nicht weiter fragen, also biss ich mir auf die Zunge und wartete ab.
"Sie hat sich umgebracht.", erklärte Julien und lächelte matt. "Ich weiß, dass du nicht fragen willst, aber es trotzdem neugierig bist. Tja es ist ein Teil meiner Vergangenheit und da du jetzt auch ein Teil von mir bist, ist es wohl nur fair wenn du es erfährst. Es ist immer besser seine Feinde zu kennen."
Ich fragte nicht welche Feinde er meinte, aber er hatte mit Sicherheit Recht. Daher nickte ich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Warum hat sie sich umgebracht?", rutschte mir dann doch raus. Erschreckt riss ich die Augen auf und drehte meinen Kopf langsam in Juliens Richtung. Als er mich sah, lachte er nur. Das Lachen vertrieb den trüben Schein aus seinen Augen. Er war wunderschön.
"Sie war meine große Schwester. Als meine Eltern ermordet wurden, zogen wir uns zurück. Der Rat nahm es hin, dass wir alleine weiter lebten. Aber es gefiel ihm nicht sonderlich. Sie warteten nur auf einen Grund um uns auseinandertreiben zu können. Maxim war der Älteste, dann kam Catherine und ich, als Jüngster. Wir bauten uns unsere eigene kleine Welt. Keiner konnte uns trennen. Der Tot unserer Eltern hatte uns zusammengeschweißt. Tja und dann kam Aiden. Catherine traf ihn, als wir ihn nach einer Mission mitbrachten und ihm Unterschlupf gwährten. Es kam wie es kommen musste: Die beiden verliebten sich. Schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Zukunft. Von mir aus sollten sie gehen. Ich war glücklich, wenn meine Familie es ebenfalls war. Nur Maxim sah das etwas anders. Er erlaubte es ihr nicht. Ließ das Glück der zwei nicht zu und stellte Aiden als einen verlogenen Idioten dar. Es kam wie es kommen musste. Maxim ließ sie nicht gehen. Catherine war wütend. Sehr wütend. Immer wieder beteuerte, dass sie ihn hassen würde. Es tat mir weh, meine großen Geschwister so zu sehen und schlich mich fort. Dabei traf ich auf Aiden. Er liebte meine Schwester abgöttisch. Dafür gab es keine Worte. So wie ich dich liebe Minette."
Ich lächelte matt und hoffte, dass er weitererzählte. Es war spannend. Julien nahm meine Hand und hauchte einen Kuss darauf, bevor er fortfuhr.
"Ich flehte ihn an mir meine einzige Schwester nicht zu nehmen. In etwa so wie Samantha bei dir und Lucas. Und es klappte. Er ging. Ohne ein Wort des Abschieds. Ich wusste, er hasste mich dafür aber noch mehr hasste er sich selber. Dafür dass er nicht den Mut hatte zu kämpfen. Davor sich Maxim zu stellen und ihm zu sagen, was er fühlte. Von einem Tag auf den anderen war er fort. Meine Schwester war zerstört. Wobei selbst das traf es nicht einmal annähernd. Und irgendwann, kurze Zeit darauf, fanden wir sie. Am Boden liegend. In einer Blutlache." Julien schluckte hart und ich sah den feuchten Schimmer auf seinen Augen. Mich nahm seine Geschichte auch mit. Aber für mich war es eben nur eine Geschichte, für ihn war es seine Vergangenheit. Das was ihn zu dem gemacht hatte, was er jetzt war.
"Glaub mir für einen Unsterblichen ist es schwer sich umzubringen, aber eben nicht unmöglich. Es gibt ein Mittel, aber das werde ich dir nicht verraten." Seine Lippen kräuselten sich belustigt und ich stellte fest, dass mein Leben sich ziemlich verändert hatte, seit Julien eine wichtige Rolle darin spielte. Nichts war wie es einmal war. Aber es gab schlimmeres.
"Durch den Selbstmord meiner Schwester hatte der königliche Rat endlich einen Grund uns einzukassieren und uns ihren Willen aufzudrücken. Also wurden Maxim und ich zur Schule geschickt und dort ausgebildet. Es war die schrecklichste Zeit meines Lebens. Schlimmer als der Tot meiner Eltern. Schlimmer als Catherines Selbstmord. Aber Maxim und ich haben geschafft und galten von da an zu den gefährlichsten Huntern des Clans. Wir erledigten die Drecksarbeit. Hatten den Ruf nur von Blut und Rache besessen zu sein, bis zu jenem Tag. Zu dieser einen Mission. Bis alles schief ging. Tja den Rest kennst du." Er zuckte mit den Achseln, aber ich konnte sehen, besser gesagt spüren, dass ihn das ganze doch belastete. Und zwar mehr als er zugeben mochte.
"Die Trägerin der Kette starb. Maxim wurde verbannt. Er schwor Rache an dir und jetzt ist er hinter uns her.", brachte ich es auf den Punkt.
"So in etwa kann man es formulieren, ja.", lachte Julien.
"Was wollten wir heute nochmal machen?", hakte ich nach und schaltete das Radio ein.
"Mm, jetzt fahren wir schwimmen am Heimstettener See und da Grillen wir heute Abend. Jasmina weiß Bescheid.", sagte er direkt und ich zog die Augenbrauen zusammen.
"Und Jass hat's erlaubt?"
"Ja, sie ist sehr froh, dass ich dich mal ein bisschen aus deinem Alltag in meine Welt entführe."
Ich brachte nur ein Schmunzeln
zustande. Innerhalb der letzten Tage war ich in eine etwas hineingerissen worden, von dem ich das Ausmaß bis jetzt nur erahnen konnte.
Ich hatte Familie auf der einen Seite und auf der anderen standen Leute die meinen Tod wollten. Weil ich war wer ich bin. Und ich wusste inzwischen genau wer und wo ich sein wollte. Mein Name ist Charly Stone und ich bin Prinzessin Immortalis und mein Platz ist an der Seite des Mannes, der in diesem Moment neben mir saß und aus dem Fenster sah...So Leute,
Ich melde mich zurück aus dem Jenseits und hoffe es hat gefallen. Es tut mir echt total leid, dass ich so lang nix geschrieben hab und weiß, dass es dafür keine Entschuldigung gibt.
Hoffe ihr seid nicht all zu sauer.Eure
Anna-Lena
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Schattenkette (PAUSIERT!)
FantasyCharlotte ist 17 Jahre alt und weiß nicht was für Konsequenzen es hat, als sie auf dem Heimweg eine mysteriöse Kette findet und mitnimmt! Diese Kette beinhaltet magische Kräfte und Charly ist sich dieser nicht Herr! Sie kann machen was sie will, das...