"Jetzt schieß schon los! Ich sehe doch dass es dir auf der Zunge brennt.", meinte Julien und lächelte liebevoll.
Ich starrte in die Flammen vor uns und beobachtete wie sie an den einzelnen Holzscheiten leckten und ihre Zungen schwarze Kohlestreifen hinterließen.
"Klar will ich Antworten. Ich mein das alles ist so verwirrend. Es fühlt sich an als wäre ich ein kleiner Teil von etwas so unglaublich großem. Etwas unheimlich Komplexem. Wovon ich überhaupt keine Ahnung habe." Juliens Brust an meiner Wange war vom Feuer gewärmt und seine Arme, die mich umschlungen hielten, gaben mir ein Gefühl von Sicherheit.
Wir saßen hier auf seinem Balkon, kuschelten eingehüllt in eine große Decke und grillten
Marshmallows. Julien hatte die große Feuerschale aus dem Keller geholt und sie auf den Balkon gestellt. Es war wirklich eine süße Idee und spätestens als er in einer Jogginghose, einem schwarzen Pulli und einer Tüte
Schaumzuckerware im Türrahmen stand konnte ich nicht mehr 'nein' sagen.
Es sah einfach zu süß aus.
"Du hast Recht. Meine Welt ist ein wenig komplizierter.", seufzte er und zog mich noch näher an sich. Ich atmete tief ein und genoss den Geruch nach Sommergewitter im Wald.
"Dann erklär sie mir, Hunter.", bat ich und benutzte den Gleichen Begriff wie Botschafter Gabriel vorhin.
Er schmunzelte. "Hunter ist die Bezeichnung für das was ich für meine Leute tue. Es ist kein schönes Wort und das was ich bin ist auch nicht toll. Ich töte im Auftrag des Rates. Ich räume das weg, was nach ihren Fehlern übrig bleibt. Egal was. Menschen, Unsterbliche, Gegenstände, Beweise, alles. Meine Regierung ist nicht wie deine. Bei uns gibt es kein demokratisch gewähltes Parlament. Es herrschen die Ältesten. Die stärksten Blutlinien. Tja und das ist deine Blutlinie. Deine Mutter war eine Frau mit Einfluss. Eine Unsterbliche aus dem Geschlecht der Asburys. Sie hatte drei ältere Brüder. Edward, Michael und Adam. Schon früh gewannen die drei an Macht, Respekt und Einfluss."
Ich starrte in die Flammen und stellte mir meine Mutter vor. Doch ich konnte es nicht.
Julien fuhr fort "Dein Vater war wie ich. Ein Heimatloser. Ein Vertriebener. Ein Gefürchteter. Ein Hunter. Der beste aller Zeiten. Er arbeitete so perfekt. So präzise. Vor unendlich vielen Jahren drohte ein Krieg unseren Frieden zu zerstören. Deine Onkel, die damals schon, einem angesehen Platz im Rat hatten, beauftragten deinen Vater mit dem Schutz deiner Mutter, da sie um ihre Sicherheit fürchteten. Dein Vater ging fort. Mit deiner Mutter und es kam wie es kommen musste. Sie verliebten sich. Am Ende der Geschichte gewannen wir den Krieg und deine Eltern kehrten unversehrt zurück. Am Anfang waren der Rat und deine Onkel gegen die Verbindung der beiden, aber als sie sahen wie tief die Liebe deiner Eltern war konnten sie gar nicht anders als zustimmen. Lange lange Zeit lebten sie glücklich und als dann vor siebzehn Jahren du zur Welt kamst, schien das Glück der zwei vollendet. Bis dahin wusste keiner, dass der Anführer der Rebellen, der damals den Krieg gegen unseren Rat geführt hatte, einen Sohn namens Eric hatte. Einen Sohn der Rache an seinem getöteten Vater nehmen wollte. Kinder sind bei uns Unsterblichen etwas unheimlich seltenes und damit natürlich auch etwas ziemlich kostbares. Kindern und gerade Töchtern von Unsterblichen werden große Kräfte nachgesagt. Du hast also dementsprechend viel Macht. Du musst sie nur entdecken und freisetzten. Wie konnte man sich also besser rächen, als wenn man nicht nur das Leben einer jungen Familie zerstörte sondern damit auch dem mächtigen Rat schwächte? Er tötete deine Eltern und nahm dich mit. Wie es weitergeht weißt du ja. Er hat dich hier, unter Menschen, versteckt damit der Rest deiner Familie dich nicht finden konnte. Dann wurde ich beauftragt die Prinzessin Immortalis zu suchen und zu finden und vorher die Trägerin der Kette zur Seite zu räumen. Denn diese Kette besitzt uralte - dunkle - Kräfte die in Kombination mit deinen eigenen unendlich sind. DU bedeutest Macht. Deshalb ist es so wichtig dich zu schützen."
Ich schluckte. All die Jahre hatte ich keine Ahnung. Aber ich hätte es wissen müssen. Irgendwie.
Einige Zeit blieben Julien und ich ziemlich leise und beobachteten nur das Feuer und mein Marshmallow, dass so langsam einen Goldton annahm.
"Wow.", brachte ich dann nur hervor und damit meinte ich nicht das süße Zuckerzeug, dass mir gerade den Mund verklebte.
"Ja wow trifft's in etwa.", grinste er und spießte sich ein Marshmallow auf. Dann hielt er es ins Feuer.
"Das ist alles so irre!", hauchte ich tonlos und sah zu Julien.
"Wenn du Zeit brauchst, werde ich sie dir geben.", entschied er und küsste mich auf den Scheitel.
"Ich komm schon damit klar.", lächelte ich und schmiegte meine Wange an seine Brust. Das Feuer hatte seinen Hoodie aufgewärmt und so legte ich meine Arme um seine Mitte, damit er nie wieder weggehen konnte.
"Das weiß ich doch.", murmelte er in meine Haare. "Das weiß ich doch Minette."
Über uns leuchtete der Himmel klar und blau. Eigentlich verstand ich gar nicht warum manche Leute immer sagten 'schwarz wie die Nacht'. Die Nacht war nicht schwarz. Dunkelblau vielleicht. Aber nicht schwarz.
Unter uns auf der Straße wurden die Autos langsam weniger und die Lichter meiner Stadt erloschen allmählich. Ich lag hier bei Julien und hätte für nichts in der Welt tauschen wollen.
"Meine Mutter...", begann ich leise.
Julien brummte.
"Wie war sie so? Ich weiß du hast gesagt, dass sie schön war. Unantastbar. Anmutig. Aber wie war sie wirklich? Warum habe ich keine Erinnerung an sie? Da ist diese Melodie in meinem Kopf und immer wenn ich versuche die einzufangen und auf Papier zu bringen. Entgleitet mir alles."
Julien sagte mich lange an, bevor er antwortete. "Deine Mutter war perfekt. Okay, sie war schnell aufbrausend und mit ihrem Temperament musste man erst einmal fertig werden, aber hatte man das geschafft, wurde einem eine so wundervolle Frau offenbart. Ich habe schon vor langem aufgehört an Gott, den Himmel und die Hölle zu glauben, aber wenn es Engel tatsächlich geben sollte, sind sie wohl wie deine Mutter."
Während er erzählte, formte sich vor meinem inneren Auge so langsam ein Bild von ihr. Eine große grazile Frau mit langem blonden Haar und einem anmutigen Lächeln. Eine Frau in die man sich verlieben musste. Eine Frau, die zum Herrschen geschaffen war. Eine Königin.
"Das mit dem Lied und deiner Blockade ist wohl auf Eric zurückzuführen." Auf Juliens Stirn erschien eine große Denkfalte.
"Du meinst den Kerl der meine Eltern getötet und mich hier her gebracht hat?", fragte ich.
"Genau. Ich schätze mal er hat deine Erinnerungen blockiert. Das geht. Es ist nur schwer sie wieder aufzuheben. Aber ich werde mich mal ein bisschen schlau machen und sehen ob ich was dagegen finde." Beim letzten Satz grinste er, dann beugte er sich vor und küsste mich. Aber ich schaffte es aus irgendeinem Grund nicht ernst zu bleiben und kicherte los. Lachend legten wir uns hin und ich kuschelte mich an ihn.
"Und mein Vater? Was ist mit ihm? Wie war er so?", flüsterte ich und stupste Juliens Nase mit meiner.
"Oh dein Vater hat noch immer meinen vollsten Respekt. Dein Aussehen hast du komplett von deiner Mutter bis auf deine Augen. Das sind die deines Vaters. Er war ein toller Mann mit einer heftig autoritären Ausstrahlung. Aber wenn man wusste wie er hinter dieser Maske und seinem Ruf als Bluthund, hatte man einen ziemlich guten Freund gefunden. Er war witzig und zu deiner Mutter unheimlich liebevoll. Ich habe einen Mann noch nie so verliebt gesehen wie ihn. Und als du auf die Welt gekommen bist, hatte er sein Glück im Döschen.", Erzählte er und ein kleines Lächeln zierte seine schönen Lippen.
"Das klingt fast als kanntest du ihn recht gut.", stellte ich fest und verzog den Mund.
"Er war mein Ausbilder und neben meinem Bruder lange Zeit, mein bester Freund.", sagte er und mir verschlug es die Sprache.Hey ihr kleinen Cookies!
Ich melde mich zurück aus dem Jenseits mit einer fetten Entschuldigung: Es tut mir total leid, dass ich so lange nichts mehr hochgeladen hab. Aber jetzt haben wir Bayern ja Ferien und damit hab ich also ein bisschen mehr Zeit zum Schreiben.
Ich weiß, dass Kapitel ist bisschen Langweilig aber Charly brauchte dringend mal ein paar Antworten und ich auch, sonst hau ich demnächst alles durcheinander...
Der Soundtrack kommt von OneDirection und heißt "You and I"! Eigentlich mag ich die Jungs gar nicht, aber das Lied passt wie die Faust aufs Auge zu diesem Kapitel.
Dann möchte ich dieses Kapitel mal wieder jemandem widmen und zwar geht die Widmung an
Mary1442, die mir so gut zugeredet und mich so doll ermutigt hat weiterzuschreiben, dass ich gleich wieder in die Tasten gehauen hab um ein neues Kapitel raus zu hauen. Hoffe es hat gefallen!
Freue mich über Votes und Kommis und Viele viele Leser!Eure
Anna-Lena
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Schattenkette (PAUSIERT!)
FantasyCharlotte ist 17 Jahre alt und weiß nicht was für Konsequenzen es hat, als sie auf dem Heimweg eine mysteriöse Kette findet und mitnimmt! Diese Kette beinhaltet magische Kräfte und Charly ist sich dieser nicht Herr! Sie kann machen was sie will, das...