4. Selbsterkenntnis

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Arya und Eragon genossen noch die warmen Strahlen der Sonne, als Geräusche hinter ihnen ihre Aufmerksamkeit einforderten. Ein einmaliger Anblick bot sich ihnen als sie zum Hochplateau zurückblickten. Durch die Öffnung in der schützenden Hecken ergoss sich eine Flut junger Drachen. Die winzigen Körper der Schlüpfline funkelten in der Sonne in allen Farben des Regenbogens. Fröhlich quietschend jagten die Schlüpflinge sich über die seichte Steigung, rangen miteinander und bewegten sich alles in allem mehr kugelnd den Hügel hinunter als laufend.
Saphira und Fírnen standen noch am Rand des Hochplateaus. Sie unterhielten sich mit zwei Elfen aus Eragon ehemaliger Garde.
"Sie wollen uns sicher zu den Eldunari und den wilden Drachen begleiten. "erklärte Eragon. "Ich nehme an die beiden Elfen sollen die Kleinen in ihrer Abwesenheit betreuen. "
- "Als wenn wir das nötig hätten! Wir können gut auf uns selbst aufpassen!" - Erklärte Vervarda entschlossen. Die kleine Drachendame hockte mit ihrem Bruder neben den beiden Drachenreiter und blickte zu ihnen auf. Irgendetwas schien die beiden Schlüpflinge diebisch zu freuen.
Inzwischen hatten sich Saphira und Fírnen von den Elfen getrennt und kamen auf ihre Reiter zu.
- "Ihr bekommt jetzt Ärger. "- neckte Vervarda gedehnt.
- "Mama ist sehr böse mit euch!" - Bestätigte Hidalgo.
Was haben wir denn angestellt?" Fragte Eragon an Arya gewandt.
- "Als ob Du das nicht wüsstest Kleiner!" - Schnaubte Saphira. Die beiden erwachsenen Drachen waren inzwischen bei ihren Reitern angelangt.
Eragon musste schlucken als er sah wie hart Saphira Blick geworden war. Seine Begleiterin war wirklich wütend.
- "Jetzt geht's los!" - Freute sich Hidalgo.
Ein strenger Blick ihrer Eltern sorgte dafür das die beiden Drachenkinder sich im hohen Gras zusammenkauerten. Nur ihre Augen blitzt hervor eir riesige Edelsteine. Neugierig verfolgten die Beiden das Geschehen.
Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Saphiras eisblaue Augen wanderten unerbittlich zwischen den beiden Reitern hin und her.
- "Ich hoffe ihr habt euer Wiedersehen genossen." - Hob Saphira schließlich gefährlich ruhig an.-"Versteht mich richtig: Wir gönnen es euch aber es gibt nun doch noch einiges zu klären.
Eragon wollte etwas erwidern doch seine Drachendame schnitt ihm das Wort ab.
- "Wie konntest du mich so ausschließen?! Weißt Du was für ein Schock es für mich war als ich erkannt habe wie sehr Du in den letzten Monaten gelitten hast. Das konntest Du nur deshalb vor mir verbergen, weil ich mich etwas in mich selbst zurückziehen musste. Die Gedanken der vielen kleinen Drachen machten das nötig. Nur deshalb habe ich das nicht bemerkt!" -
Saphira senkte ihr mächtiges Haupt bis sie auf Augenhöhe mit ihrem Reiter war.
- "Glaub nicht dass dir das noch einmal gelingt!" -
- "Saphira ich wollte nur......" -
- "Ich weiß was du wolltest!" - Fauchte die Drachendame. - "Was glaubst du eigentlich was ich bin?! Ein Pferd oder eine Milchkuh? Glaubst du, du musst nur dafür sorgen, dass sich genug zu fressen bekommen ,mir vielleicht ein paar Mal den Kopf tätscheln und schon ist alles gut?" -
- "Natürlich nicht!" -
- "Du benimmst dich aber so Kleiner! Unsere Seelen sind verbunden Eragon. Keiner von uns kann glücklich sein während der andere leidet. Du hättest es mir erzählen müssen! Bin ich so eine schlechte Vertraute für dich? Bedeute ich dir so wenig?" -
- "Du bedeutest mir mehr als ich sagen kann!" - Verteidigte sich nun Eragon.
- "Ich hoffe Du passt schön auf." - Ließ sich nun Fírnens tiefe Stimme vernehmen. - "Das betrifft dich nämlich genau so kleine Maus." -
Arya schoss das Blut in die Wangen als ihren Kosenamen hörte. Das leise Gekicher von Hidalgo und Vervarda aus dem hohen Gras machte die Sache nicht besser.
- "Weißt du warum ich dich so nenne? Weil du dich so benimmst.Du bist schließlich auch eine Meisterin darin wenn es darum geht still vor sich hin zu leiden. Wie dein Nistpartner hier. Du verkriecht dich in dein Loch, zusammen mit all deinen Sorgen und Nöten, und mich lässt du außen vor. Wenn ich frage was ich bekümmert, weichst du aus. Meistens, gehst Du sogar auf Abstand zu mir. Du bildest dir ein, das räumliche Trennung nicht davon abhält zu erkennen wie es in dir aussieht. Glaubst du das ist angenehm für mich? Zu erleben dass mir meine eigene Reiterin aus dem Weg geht? Ich habe mein Leben nicht nur für die schönen Zeiten mit deinem verbunden! Und wenn du dann schließlich zu mir kommst, dann sind dir deine Sorgen so über den Kopf gewachsen, dass Du kurz vom Zusammenbruch stehst! Saphira und ich haben uns beraten und wir werden euch dieses Verhalten nicht mehr durchgehen lassen" -
- "Ihr seid beide so verflucht selbstlos!" - Führte die blaue Drachendame das Gespräch fort. - "Ihr glaubt, dass ihr dafür sorgen müsstet, dass alle Welt glücklich ist." -
"Wir sind Drachenreiter!" Unterbrach Eragon nun.
"Es ist unsere Pflicht die Welt und ihre Bewohner zu beschützen ohne dabei selbstsüchtig zu sein!" Pflichtete Arya ihrem Gefährten bei.
- "Aber nicht um jeden Preis! Nicht wenn ihr euch selbst aufgebt!" - Saphira ließ sich nicht beirren.
- "Es gibt einen Unterschied zwischen Selbstsucht und dem Wunsch nach einem gesunden Maß eigenen Glücks." - Führte Fírnen weiter aus. - "Ihr seid keine Götter ihr zwei! Ihr könnt nicht immer nur geben! Sonst seid Ihr irgendwann leer und das kann schneller passieren als ihr glaubt." -
-" Bis ihr gelernt habt, eure Bedürfnisse auf eine gesunde Weise zu befriedigen werden wir euch im Auge behalten und uns nicht mehr ausschließen lassen!" -
Eragon Blick traf den von Arya. Eigentlich hatte er seiner Drachendame widersprechen wollen aber die beiden mächtigen Wesen hatten schlicht und ergreifend die Wahrheit erkannt. Vieles von dem was Saphira und Fírnen ihnen vorwarfen hatten sie selbst in ihren wechselseitigen Gesprächen erkannt, es nun zu leugnen wäre lächerlich gewesen.
"Vieles von dem was er sagt am Eragon ich bereits an uns bemerkt."
Nun da Arya es offen zugegeben hatte war jedes leugnen sowieso sinnlos. Fírnen bedachte seine Reiterin mit einem amüsierten Schnauben.
- "Du willst sagen, du hast es bei ihm und er bei dir erkannt. Das erkennen von Fehlern bei einem anderen bedeutet nicht unbedingt Selbsterkenntnis kleine Maus. "-
"Heißt das du vertraust mir nicht mehr?" Es war für Eragon deutlich erkennbar, dass Arya die Antwort dieser Frage fürchtete. Er konnte sie nur zu gut verstehen. Zu seiner Erleichterung schnaubte Fírnen versöhnlich.
- "Soweit würde ich nicht gehen. Ich will es mal so formulieren Arya: Bisher habe ich darauf gewartet, dass du selbst begreifst wie unsinnig es ist sich mit seinen Problemen zu begraben. Ich werde nun nicht mehr warten. Ich werde dich ausgraben wenn es nötig ist!" -
"Verstanden!" Schmunzelte die Elfe und begann ihrem Drachen den Kopf zu kraulen.
Eragon hatte das Gefühl, dass erst mit Saphira nicht so leicht haben würde. Die Drachendame hatte sich vor ihm im Gras zusammengerollt und vermied es konsequent ihren Reiter anzublicken.
- "Arya war schon immer verschlossen. Das ist so ihrer Art." - Knurrte sie schließlich. - "Aber du hast mir bisher immer alles erzählt. Und jetzt hast du mir nicht nur etwas verschwiegen sondern hast mich belogen. Ich dachte, dass Du zumindest Frieden in unserem Leben hier geschlossen hast. Vielleicht bin ich der keine gute Begleiterin. Ich hätte es besser wissen sollen. "-
"Das stimmt nicht."
Saphira wütend zu sehen war eine Sache, aber um ein Vielfaches unerträglicher war es für Eragon sie traurig zu sehen.
"Du hast recht, ich hab dich belogen. Aber ich habe auch mich auch selbst belogen. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass es nur eine Phase ist. Das ich nur eine gewisse Zeit brauche um mich ein zu gewöhnen. Solange ich mir das vormachen konnte, erschien es mir nicht wie ein Betrug an dir. Ich habe mir immer gesagt: es wird vergehen! Damit musst Du sie nicht belästigen. Aber schließlich habe ich erkannt, dass ich mir damit nur etwas vormache. An diesem Punkt hätte ich mich an mich wenden müssen. Das habe ich nicht getan und es tut mir sehr leid."
Saphira hob nun ihr Haupt, und fixierte Eragon mit einem durchdringendem Blick. Die Drachendame betonte jedes Wort, das in seinem Geist sandte: - "Mach das nie wieder!" -
"Versprochen meine Schöne. "
Saphira Blick wanderte zu Arya. Ein leicht sarkastischer Unterton schlich sich in ihre Worte: - "Du hast dir keinen einfachen Nistpartner gesucht. "-
Die Elfe schmunzelte: "Ich weiß Schimmerschuppe aber er kann das Selbe auch über mich sagen. "
Fírnen schüttelte sein mächtiges Haupt, dass die Schuppen raschelten.
- "Umso wichtiger, dass wir auf euch aufpassen. Sonst wärt ihr rettungslos verloren. "-

1361 Wörter

Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt