Unglaubliche 4444 Wörter gibt es diese mal😵.
Nachdenklich blickte Eragon zu Broms Grabstätte empor. Saphira-Eldunari saß immer noch, in Ihrer schillernden Lichtgestalt, neben dem Monument aus reinem Diamant und hielt stumme Wache. Zunächst war Eragon natürlich an Ihrer Seite gewesen. Er hatte jedoch bald eingesehen, dass seine Versuche ein tröstendes Gespräch mit der alten Drachendame zu führen, von dieser eher als störend empfunden wurden.
Er hatte auch bereits Nachricht aus Dras Leona erhalten. Murtagh und die anderen Reiter waren bereits in der Stadt eingetroffen und hatten sich ein erstes Bild über die Verteidigungsanstrengungen verschafft. In diesem Moment erhob sich Dorn aus der Stadt, gefolgt von fünf jüngeren Drachen. Eragon beschleunigte seine Schritte, um die offene Fläche zu erreichen an der Arya gemeinsam mit ihrem Drachen, Tenga und Saphira wartete. Als er seine Gefährtin erreicht hatte, setzten die ankommenden Drachen bereits zur Landung an.
Eragon überlegte einen Moment, ob er überrascht sein sollte, dass Angela nach Murtagh ebenfalls von Dorns Rücken kletterte. Auf der einen Seite war es ungewöhnlich, dass sie von der Ostmark den Weg nach Dras Leona gefunden hatte. Auf der anderen Seite war Angela, wie sie selbst sagte, immer gern dort wo es Interessant war.
"Ich gehe also davon aus, dass hier demnächst etwas Denkwürdiges passiert?" Rief der junge Anführer der Drachenreiter Angela zu. Diese zuckte übertrieben mit den Schultern, richtete dann aber den Blick auf Tenga. Sie verzog dabei den Mund, als würde sie eine verschimmelte Scheibe Brot betrachten.
Der Einsiedler lächelte.
"An Deiner Wiedersehensfreude merkte ich, dass Du noch immer nicht verstanden hast. Nein, in der Tat nicht. Nun es ist aber gut, dass Du hier bist. Ich denke, Du wirst es heute noch verstehen."
"Pffff!" Erwiderte Angela und begann damit Ihr Hûrhvír (Doppelklingenschwert) zusammenzubauen. Als Eragon Anstalten machte Klimpertod von seinem Gürtel zu lösen und es der Hexe zu übergeben winkte diese ab. "Das wirst, du denke ich heute noch brauchen."
Da sie offenbar nicht vorhatte, die Unterhaltung weiter fortzusetzen, richtete Eragon das Wort am Murtagh. Auch Saphira-Eldunari hatte ihre Totenwache aufgegeben und gesellte sich nun zu der Gruppe. Schweigend zerfloss ihre Lichtgestalt und Eragon verstaute den Seelenhort in einem Lederbeutel, welchen er mit einem Riemen über der Schulter trug.
"Wie sieht es in der Stadt aus?"
"Dreckig, eng und ungemütlich. Sowie Dras Leona nunmal ist." Gab der ältere von Selenas Söhnen zurück. "Aber ich schätze, das ist nicht das, was Du wissen willst. Wir sind einen halben Tag vor Euch hier angekommen und haben bereits Kontakt mit den Truppen in der Stadt aufgenommen. Es sind etwa 500 Mann hier stationiert, darunter leider nur fünf Magier. Diese sind aber gut ausgebildet. Das muss man Nasuada lassen, es hat seine Vorteile, dass die Magier jetzt im ganzen Reich besser organisiert werden. Sie hat eine Art Gilde eingerichtet. Wissen um die Magie wird dort gesammelt und an die Mitglieder weitergegeben. Im Gegenzug für diese Ausbildung sind die Magier allerdings verpflichtet ihre Fähigkeiten nur zum Wohle anderer und des Reiches einzusetzen. Leider macht uns Dras Leona die Verteidigung nicht einfach."
Bevor er weiter sprach entrollten Murtagh auf einem flachen Sandstein einen Plan der Stadt um den sich alle Anwesenden versammelten.
"Du kennst die Stadt ja Eragon. Ein einziges Gewühl aus winzigen Gassen. Alle ineinander verschachtelt. Ein schneller und beweglicher Angreifer ist da ganz klar im Vorteil. Deswegen haben wir uns folgendes überlegt: Siehst Du diesen Bereich hier?" Murtagh fuhr mit einem Dolch einige Linien auf der Karte nach. Diese stellten eine Mauer dar, die einen bestimmten Bereich von Dras Leona vom Rest der Stadt abtrennte. Eragon forderte Murtagh mit einem Nicken auf weiter zusprechen. "Dieser Teil der Stadt ist das ehemalige Sklavenviertel. Dras Leona war zu Zeiten von Galbatorix der größte Umschlagplatz für diese Art von "Waren". Sklavenhändler, wie die, die wir damals auf unserem Weg zu den Varden getroffen haben, brachten ihre Beute hierher, wo sie ausgebildet und verkauft werden sollte. Da sich also ständig große Mengen an Sklaven in der Stadt befanden, die sich selbst nicht als solche betrachteten, hatte man dieses Viertel errichtet und durch eine Mauer gesichert. Sie hat nur einen, relativ engen, Zugang. Sollte also ein Aufstand unter den Sklaven losbrechen, hätte man sie in diesem Stadtviertel isolieren können und sie einfach ausgehungert. Da der Sklavenhandel heutzutage glücklicherweise verboten ist, steht das Viertel leer. Man hat die elenden Hütten in denen die Sklaven dahinvegetieren abgerissen und plant dort einen Park oder ein neues Wohnviertel zu erschaffen. Zurzeit ist es aber eine offene freie Fläche. Dorthin haben wir bereits drei Viertel der Stadtbevölkerung evakuiert. Der Platz vor dem Sklavenviertel ist ebenfalls offen und groß genug, dass unsere Drachen dort auch am Boden kämpfen können. An dieser Stelle war der ehemalige Sklavenmarkt und die Ausbildungsstätten für die armen Hunde, die von Sklavenhändlern eingefangen wurden. Auch die Gebäude um diesen Markt sind verwaist. Dort lebten die, die vom Leid der Sklaven profitiert haben. Diese haben die Stadt verlassen und die Gebäude verfallen langsam."
"Ich verstehe, was Du zu erreichen versuchst Murtagh-Vodhr." Warf Arya ein. "Aber wieso nutzen wir nicht die äußeren Befestigungsanlagen der Stadt. Warum die Leute aus ihren Häusern holen und an diesem Ort versammeln?"
"Hier kommt ein zweiter Punkt ins Spiel, der die Verteidigung der Stadt im Ernstfall schwer machen wird. Die Priester des Helgrind haben praktisch unter der ganzen Stadt geheime Tunnel angelegt. Manche enden in Wohnhäusern ohne, dass die Eigentümer des Gebäudes davon wissen. Da die Priester aber auf Shruikans Seite stehen, werden sie die Tunnel sicher benutzen, um den äußeren Verteidigungsanlagen der Stadtmauer zu entgehen. Sie können fast überall in der Stadt auftauchen, zuschlagen und wieder verschwinden. Nur unter dem Sklavenviertel haben Sie solche Tunnel nicht angelegt. Ihre Glaubensgemeinschaft profitierte genauso von Sklavenhandel wie der Rest der Stadt. Hätten sie dort auch Tunnel angelegt und die Sklaven hätten diese gefunden wäre ihnen eine Menge Gold entgangen."
Arya nickte befriedigt während Eragon sich bemühte, die unliebsamen Erinnerungen niederzukämpfen, die er mit den Tunneln unter Dras Leona verband. Dort hatte man ihn und Arya schließlich gefangen genommen und um ein Haar wären sie das Opfer von zwei frisch geschlüpften Ra'zac geworden.
"Du hast alles gut organisierten Bruder." Lobte der junge Anführer der Reiter schließlich. "Nur eine Sache machte noch Sorgen. Die Letherblaka. Wir versammeln die Leute an einer offenen Stelle. Das ist gut für unsere Drachen aber leider auch für diese Biester."
Murtagh nickte.
"Daran habe ich gedacht. Auf der Mauer um das Sklavenviertel sind Bogenschützen postiert. Unter ihnen sind auch die Magier. Ich habe ihnen einen kleinen Trick beigebracht bin ich noch aus meiner Zeit bei Galbatorix kennen. Sowohl die Drachen, als auch die Letherblaka gleiten mit ihren Schwingen auf den Luftströmungen. Wenn keine Luft mehr da ist stürzen sie ab wie Steine. Dieser Trick dürfte auch gegen die Letherblaka wirksam sein. Die Magie wirkt auf die Luft um sie herum und erschafft ein Luftloch. Ihre Körper haben keinen Kontakt mit der magischen Energie und können sie deshalb nicht aufsaugen."
- "Ich erinnere mich nicht, dass Ihr diesen Zauber bei einem unserer Kämpfe eingesetzt hättet." - Erkundigte sich Saphira.
Wie immer, wenn ihm etwas unangenehm war, wanderte Murtaghs Blick ins Leere.
"Ich hätte den Zauber einsetzen können aber ich wollte nicht. Er kam mir wie eine gemeine List vor sich den Sieg zu erschleichen. Ich wollte Euch beide in einem Kampf auf Augenhöhe besiegen. Ich wünschte, ich könnte heute sagen, dass sie diesen Trick deshalb nicht angewandt habe, um Euch eine bessere Chance zu geben. Die Wahrheit sieht aber anders aus. Ich wollte Dir, mir, unserer toten Mutter und der ganzen Welt beweisen, dass ich der Bessere von uns Beiden bin."
Murtagh hatte immer schneller gesprochen. Die Worte schienen ihm wie ein giftiger Stachel im Fleisch zu stecken und er wollte diesen möglichst schnell herausreißen.
"Das liegt hinter uns." Erklärte Eragon entschlossen. "Wir haben genug mit den Feinden der Gegenwart zu tun. Wir brauchen nicht auch noch die Dämonen der Vergangenheit."
Alle in der Runde stimmten dem zu und Murtagh entspannte sich wieder sichtlich.
"Wie wollen wir jetzt eigentlich weiter vorgehen, Meister?" Wollte Narie wissen. "Bisher haben wir den Helgrind gemieden, um Shruikan nicht zur vorzeitigen Aktionen zu provozieren. Werden wir den Berg jetzt durchsuchen?"
"Glaubt Ihr wirklich, dass sich dort ein Tor ins Totenreich öffnen lässt?" Grollte Tar und kratzte sich den Ansatz seines rechten Horns.
"Der junge Pilger hält es für möglich. Das Kieselhirn eher nicht." Warf Tenga ein.
Eragon verfolgte wie sich erheiterte Blicke auf Arya richteten. Diese schloss nur einmal kurz gequält die Augen blieb aber ansonsten ruhig.
Um seine Gefährtin zu entlasten, räusperte sich der junge Anführer der Reiter für alle gut hörbar.
"Offen gesagt Tar, wir wissen es nicht. Was wir wissen ist, dass Shruikan gefährlich ist und was immer er dort oben findet, es gehört sicher nicht in seine Hände. Was Deine Frage betrifft Narie: Zuerst will ich, dass alle Einwohner von Dras Leona in den sicheren Bereich evakuiert wurden. Dann können wir uns aufteilen, um zum einen diesem Bereich zu verteidigen und zum anderen den Helgrind zu untersuchen. Auf dem Flug hierher haben Arya und ich unser Vorgehen für den Kampf besprochen. Ab sofort möchte ich nicht, dass einer von Euch noch allein unterwegs ist. Drachen und Reiter bleiben zusammen, außerdem bildenden wir Paare. Narie und Marek, Murtagh und Tar."
Eragon und Arya hatten erwogen, jedem der jungen Reiter einen erfahrenen zuzuweisen wie es bei Murtagh und Tar der Fall war. Sie waren allerdings davon abgekommen. Würde man den jungen Bergnomaden und das Elfenmädchen trennen, hätten sie ohnehin nur einander im Kopf. Tar war außerdem der Richtige um an Murtaghs Seite zu kämpfen. Die Urgals standen ihm am unvoreingenommensten gegenüber. Für sie war er einfach ein Krieger der im Kampf getan hatte, was er tun musste.
"Es gibt natürlich einen Grund warum wir auf diese Regelung bestehen. Wir wissen, dass sowohl die Ra zac als auch die Letherblaka die Möglichkeit haben ihren Opfern Kraft zu rauben. Wenn einer von uns allein dieser Fähigkeit zum Opfer fällt, hat er vielleicht nicht mehr genug Kraft um Verletzungen bei sich oder seinem Drachen zu heilen. Indem wir uns in Paare aufteilen erhöhen wir unsere Überlebenschancen. Vervarda und Hidalgo, das gilt auch für Euch. Von jetzt an weicht Ihr einander nicht mehr von der Seite. Da Ihr keine Reiter in den Kampf tragen werdet, belegen wir Euch gleich hier und jetzt mit einigen Zaubern, die Ihr aus Eurer eigenen Körperkraft ernähren könnt. Damit werdet Ihr dann in der Lage sein die wichtigsten Verletzungen, sollte Ihr welche erleiden, zu behandeln."
Bei dem Gedanken daran, dass ihre Kinder verletzt werden könnten war weder Saphira noch Fírnen besonders wohl, doch beide sahen einen, dass sie jede Hilfe brauchen würden. Außerdem machten die beiden jungen wilden Drachen nicht den Eindruck als würden sie der Weisung sich dem Kampf fernzuhalten nachkommen.
Eragon erklärte noch einige Zauber, die er als Schutzmaßnahmen für die einzelnen Reiter gewirkt sehen wollte, dann ging jeder der Drachenreiter daran, seinen Partner so gut es ging auf den Kampf vorzubereiten.
Shruikan spürte, wie Blitze aus reinem Zorn durch seine Gedanken zuckten. Die Reiter versuchten tatsächlich sich einzumischen. Sie verstanden ihn also auch nicht. Das würde sie teuer zu stehen kommen.
"Seid Ihr endlich so weit Tabor?" Die kalte Wut des schwarzen Drachens schwang in seiner Stimme mit.
"Meine Glaubensbrüder und die Erhabenen stehen in den Tunneln bereit. Ich werde mich zu ihnen begeben und wir beginnen dann mit dem Angriff. Es sind noch genug Menschen in den verwundbaren Teilen der Stadt. Wir werden ihnen die Seelen aus dem Fleisch schälen damit Ihr das Tor öffnen könnt und die Erhabenen in die letzte Stufe ihrer Wandlung führen könnt."
Tabus Worte erfreuten Shruikan. Sowohl die Tatsache, dass der Angriff beginnen konnte als auch der blinde Glaube des Priesters heiterten ihn auf. Natürlich hatte er den Priestern erzählt, dass sein Wunsch das Tor ins Totenreich zu öffnen zum Wohle ihrer Götter wäre. Dadurch würden sie einmal mehr in eine neue noch mächtigere Form übergehen und Alagaesia in ein Paradies verwandeln können.
"Wie viele der Letherblaka werdet Ihr über der Stadt einsetzen?"
Tabors Antwort kam nur stockend. Offenbar wusste der Priester, dass sie Shruikan nicht gefallen würde.
"Die Eltern der Erhabenen weigern sich am Kampf teilzunehmen. Sie sind in Richtung Vroengard aufgebrochen."
Bisher hatte Shruikan mit dem Rücken zur Tabor gestanden nun wirbelte er herum und das eisblaue Glühen seiner Augen verstärkte sich noch.
"Bitte versteht Shruikan, das Überleben der Götter hängt von den Eltern ab, die auf göttliche Weise den Himmel bereisen können. Sie wollen sich nicht in Gefahr bringen. Aber seid unbesorgt. Meine Priester und ich werden an der Seite der Erhabenen kämpfen. In den engen Straßen der Stadt können die Drachen ihren Reitern sowieso nicht helfen. Wir werden die Aufgabe erfüllen, die Ihr uns gestellt habt."
Kurz überlegte Shruikan ob er diesen Wurm bestrafen sollte. Sein Handeln kam Verrat gleich. Niemals hätte er der Abreise der Letherblaka zugestimmt. Daher hatte Matthias Tabor dies wohl auch vor ihm geheim gehalten. Schließlich kam der schwarze Drache jedoch davon ab. Tabor war einer der mächtigsten Magier, die ihm zur Verfügung standen und daher hatte Shruikan ihn in ganz besonderer Weise auf den anstehenden Kampf vorbereitet. Mit den Letherblaka hatte er bereits starke Verbündete eingebüßt. Sich jetzt auch noch Tabor zu berauben wäre unvernünftig gewesen.
"Geh zu Deinen Männern Tabor und wehe Ihr enttäuscht mich." Flüsterte Shruikan eiskalter Stimme.
Sichtlich erleichtert, dass er sich entfernen durfte, verbeugte sich Tabor und zog sich in Richtung der Treppe zurück, die zum Fuß des Helgrinds führte. Von dort aus führte ein Tunnel bis direkt unter die Stadt.
Noch immer kämpfte Shruikan mit seinem Zorn. Schließlich war es jedoch gleichgültig, dass die Letherblaka ihn verraten hatten. Letztendlich zählte nur, dass sein Plan aufging und er sich zurückholen konnte was ihm gestohlen worden war.
Dras Leona. Ganz gleich aus welcher Perspektive er es betrachtete Eragon konnte diese Stadt nicht leiden. Auch der Blickwinkel von Saphiras Rücken aus machte die Situation nicht besser.
Die Reiter hatten begonnen, gemeinsam mit den ihnen zugewiesenen Partnern, auf ihren Drachen über der Stadt zu kreisen. Aufmerksam beobachtete Eragon die Gassen unter sich. Verängstigte Menschen aller Altersstufen zwängten sich durch die engen Gassen. Vom Himmel aus betrachtet hatte der Anblick fast etwas Lächerliches. Eragon fiel auf, dass der Weg, den die Flüchtlinge zurücklegen mussten, dreimal so lang war wie er hätte sein müssen. Doch die Straßen und Gassen waren so ineinander verschachtelt, dass so manches Wegstück doppelt, wenn nicht sogar dreifach gelaufen werden musste.
Seine geistige Wahrnehmungsfähigkeit hielt der junge Anführer der Reiter vorsichtshalber zurück. Sie wussten, dass Shruikan Magier zur Verfügung standen. Es hatte keinen Sinn ein noch einladenderes Ziel abzugeben. Bedauerlich war nur, dass er sich dadurch nur schwer mit Saphira verständigen konnte. Die Notwendigkeit sich geistig voneinander zu trennen war ein weiterer Grund das Kämpfen an sich zu hassen.
Plötzlich drangen spitze, angsterfüllte Schreie an die empfindlichen Ohren des jungen Anführers der Reiter. Fieberhaft sucht er nach der Quelle und entdeckte sie unweit eines kleinen Marktplatzes in dessen Zentrum ein Brunnen stand. Ein Zug von 70 bis 100 Bürgern zwängte sich durch eine enge Straße, die zu diesem kleinen Platz führte.
Etwa 10 Mitglieder der Gruppe schrien aus Leibeskräften. Eragons scharfe Augen enthüllten schon bald den Grund. Nadelfeine Spitzen aus Eis brachen von den Fingerkuppen her durch die Haut der Bürger. Dieser Vorgang setzte sich zunächst in Unterarmen, dann in den Oberarmen fort und schließlich drangen die Gebilde aus Eis aus allen Körperteilen der Opfer. Eragon war sofort klar, dass die unglücklichen mit Magie angegriffen wurden. Jemand ließ das Wasser in ihren Körpern zu Eis gefrieren und brachte diese winzigen Eiszapfen dazu sich durch die Körper zu bohren.
Schnell errichtete er Schutzwälle um die verbliebenen Bürger, verstärkte seine Stimme magisch und wies sie an weiter in Richtung des Platzes zu laufen. Er wiederholte seine Worte in der alten Sprache, denn er erkannte, dass die Bürger in Panik waren. Doch die Worte der Macht drangen bis tief in ihre Seelen und so gelang es Eragon eine gewisse Ordnung herzustellen.
"Setzt mich auf dem Platz ab, sobald die Bürger ihn überquert haben. Steigt dann wieder in die Luft und Versuch einen Überblick über die Situation zu gewinnen. Ich werde ein Schlupfloch für Dich in meinen geistigen Schilden lassen."
Saphira bestätigte die Anweisungen ihres Reiters durch ein zustimmendes Schnaufen und steuerte auf den Platz zu, denn schon stürmte die Flüchtlingsgruppe über die kleine offene Fläche.
Während der Boden immer näher kam, er kannte Eragon über die Giebel der Häuser hinweg gerade noch, das einige Ra'zac, gefolgt von Menschen in schwarzen Kuttengewändern aus den Seitengassen stürmten und die Flüchtlinge verfolgten.
Als Saphira tief genug war, löste Eragon die Beinriemen und sprang ab. Einen normalen Menschen hätte dieser Sprung sicherlich einige Knochenbrüche, wenn nicht sogar das Leben gekostet aber dank der Fähigkeiten die Eragon durch den Segen der Drachen zuteil geworden waren landete er unbeschadet, zog Brisingr und brachte seinen Schild in Abwehrposition. Das schrille Kreischen der Ra'zac drang aus dem dunklen Schatten der Gassen und schwoll immer mehr an. Zu seiner Erleichterung landete Arya unweit von ihm mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze, zog Ihr Schwert und trat an seine Seite. Noch bevor die beiden Reiter sich absprechen konnten sprang ein Ra'zac angriffslustig auf Eragon zu. Offenbar rechnete das finstere Wesen damit, dass sein vermeintliches Opfer den Schild heben würde, um sich zu verteidigen. Eragon hatte jedoch nichts dergleichen vor. Die Wucht des Sprunges abzublocken war kaum zweckmäßig. Es würde ihn unweigerlich in die Defensive treiben. Als der Ra'zac auf ihn zuschoss, stieß er Eragon sich seinerseits vom Boden ab, schlug einen Salto über seinem Feind und während der Ra'zac genau unter ihm war stieß er mit Brisingr zu. Kaum gelandet blickte er sich zu seinem Feind um. Ein kurzer Blick genügte um zu erkennen, dass sie mit einem Gegner weniger fertig werden mussten.
Doch schon ging der Ansturm der Feinde weiter und gemeinsam mit Arya stellte Eragon sich ihnen entgegen.
Auch an anderen Punkten der Stadt waren Kämpfe ausgebrochen. Eine Gruppe von Flüchtlingen eine Straße geeilt an der einige Geschäfte lagen. Die Ra'rac waren aus den Gebäuden hervorgebrochen und keilten die Bürger zwischen sich ein. Zwar ließen sich Narie und Marek sofort absetzen und eilten den verzweifelten Menschen zu Hilfe, doch die schnabelbewehrten Ungeheuer hatten bereits schrecklich gewütet. Blut rann über die Pflastersteine wie Regenwasser und tote Körper lagen auf der Straße. Die beiden Reiter stürzten sich in den Kampf, wobei jeder seine eigene Taktik zum Einsatz brachte.
Marek bewegte sich auf den umgestürzten Verkaufskisten mit dem gleichen Geschick, das er auf einem schmalen Bergpfad an den Tag legte. Wie ein rächender Blitz leuchtete seine gelbe Klinge immer wieder auf und riss einen Feind in den Tod.
Die Ra'zac zogen sich, überrascht von so ernsthaften Gegnern, ein Stück zurück. Dies gab den überlebenden Bürgern die Möglichkeit die Flucht anzutreten während die dunklen Bestien sich einer neuen Bedrohung gegenüber sahen.
Narie war auf ein Vordach geklettert und ließ Pfeil um Pfeil von der Sehne ihres Bogens schnellen. Gegner um Gegner fand durch ihre präzisen Schüsse den Tod. Ein scharfes Zischen ließ die junge Elfe herumwirbeln. Ein Ra'zac hatte hinter ihr ebenfalls das Vordach erklommen und machte sich zum Angriff bereit. Das Vordach wurde leicht erschüttert als ein zweiter Ra'zac darauf landete. Die Kreatur war mit einem gewaltigen Satz aus der Gruppe, die Narie umschlossen hatte, hervorgeschnellt und gemeinsam keilten sie die junge Drachenreiterin nun von beiden Seiten ein.
Der erste Ra'zac stieß noch einmal seinen zischen aus und stürmte auf Narie zu. Diese reagierte mit einer Kaltblütigkeit, die sie noch vor einigen Monaten nie von sich erwartet hätte. Sie ließ ihren Bogen fallen, ergriff ihre Kampflanze und stemmte die beiden gabelartigen Fortsätze in die Magengrube des angreifenden Ra'zac. Narie nutzte den Schwung mit dem ihr Feind angriff und hebelte ihn, mithilfe ihrer Lanze, über ihren Kopf hinweg. Krachend prallte der Ra'zac gegen seinen Artgenossen und riss diesen mit sich zu Boden.
Narie ließ den beiden keine Zeit um wieder auf die Beine zu kommen, sondern durchbohrte beide Kreaturen mit der Spitze ihrer Lanze.
"Das war für meine Mutter ihr Monster!" Stieß sie zwischen den Zähnen hervor und bemerkte gleichzeitig wie heiße Tränen über ihre Wangen liefen. Narie konnte nicht genau sagen, was sie aus der Fassung gebracht hatte. Die Erinnerungen an den verbrannten Körper ihrer Mutter oder die Tatsache, dass ein Augenblick lang der Tod zweier Wesen, selbst zweier Ra zac, sie befriedigt hatte.
Mit einem Mal spürte Narie wie sich ihr der Magen umdrehte und musste sich übergeben. Erst als sich eine warme Hand auf ihre Schulter legte, fuhr das Elfenmädchen herum. Glücklicherweise blickte sie in Mareks Gesicht. Der junge Bergnomade schien unverletzt zu sein, lediglich eine kleine Platzwunde über dem linken Auge hatte er erlitten.
"Komm. Der Kampf hier ist vorbei aber man braucht und sicher an anderer Stelle."
Narie nickte und wischte sich die Tränen von den Wangen. Beide Reiter riefen nach ihren Drachen, um sich abholen zu lassen.
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Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang
Fanfic|Abgeschlossen| Rechtschreibung und Grammatik überarbeitet. Die ersten Dracheneier haben ihre Reiter erwählt und der Orden wächst. Eragon und Arya werden ihre neuen Schüler ausbilden, um Alagaësia zu beschützen, denn etwas Böses wächst heran... Dies...