7. Der Rat

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Cuaroc der Wächter war an seinem Platz zurückgekehrt, nachdem er zwei der Seelenhorte in eine angrenzende Kammer getragen hatte. Den Platz dieser beiden Drachen würden nun Arya und Fírnen einnehmen. Die Elfe trug inzwischen die gleichen Ordensfarben wie Eragon und hatte neben ihrem Gefährten platz genommen. Die Runde Steinplatte, in welche die Eldunari eingelassen waren, bildete eine Art Tisch um den sich die Ratsmitglieder versammelten. Eragon und Arya hocken auf ihren Knien, während ihre Drachen sich hinter sie legten. Die aus Licht geschaffenen Abbilder der alten Drachen platzierten sich ebenfalls in gleichmäßigen Abständen um den Versammlungstisch.Schließlich ergriff Umaroth das Wort: "Nun da die Aufnahme unserer neuen Mitglieder abgeschlossen ist, sollten wir zum eigentlichen Grund der heutigen Sitzung kommen. Eragon hatte um dieses Gespräch gebeten. Bevor wir uns aber anhören was er zu sagen hat habe ich noch eine Frage an dich Arya. ""Worum geht es Meister?""Nun Kind: wie du weißt haben wir bereits zwei der Dracheneier, die sich einst in unserer Obhut befanden und auf der Suche nach Reitern sind, an die Völker Alagaesias übergeben. Eines an die Zwerge und eines an die Urgals. Natürlich hoffen wir, dass sie bald schlüpfen und Ihr eure Aufgabe als Lehrmeister einer neuen Generation von Reitern antreten könnt. Arya, es ist uns eine Freude, dich und deinen Drachen nun als Mitglied des Rates zu begrüßen aber es wird dadurch auch eine Frage aufgeworfen:Bisher war vorgesehen, dass die neuen Reiter und ihre Schlüpflinge in deine Obhut übergehen und sich auf den Weg zu uns machen sobald ihre Drachen alt genug für eine längere Reise sind. Ich gehe davon aus, dass du bevor du zu uns gekommen bist, Maßnahmen ergriffen hast für den Fall das neue Reiter erwählt werden. ""Das habe ich Meister. "Bestätigte Arya. "Unter meinem Volk gibt es immer noch Elfen, die stark mit dem alten Orden in Kontakt standen. Sie waren beispielsweise Chronisten oder Diplomaten. Ich habe die unter ihnen ausgewählt, die mit den Gebräuchen des Ordens am besten vertraut waren. Sie werden begleitet von jeweils vier Wachen. Ich habe mit den Obersten jedes Volkes gesprochen. Sie haben sich verpflichtet Nachricht an mein Volk zu schicken wenn ein Drache geschlüpft ist. Die von mir benannten Vertrauensmänner werden sich dann um die jungen Reiter kümmern. Ich kann jederzeit über einen magischen Spiegel mit ihnen kommunizieren. Sie können den ungefähren Ausbildungsstand der Rekruten bewerten und uns mitteilen wann sie für eine längere Reise gerüstet sind. Dann können wir ein Treffpunkt vereinbaren und Eragon und ich werden sie dann hierher bringen. ""Ich nehme an die Repräsentanten haben dem zugestimmt. ""Das haben sie. Selbst bei den Urgals lief es praktisch problemlos. Die Zwerge sind zwar noch etwas unsicher im Bezug auf ihren neuen Status als Mitglieder des Pakts aber auch sie haben zugestimmt. Die, die noch unsicher sind trösten sich mit dem Gedanken dass niemand sie zwingen kann ein Drachenei zu berühren. Man könnte sagen die Zwerge stehen auf dem Standpunkt: wenn einer von ihnen meint, dass an den Himmel und nicht unter die Erde gehört akzeptieren das die andern. Der einzige Sachverhalt den in diesem Zusammenhang noch wichtig erscheint ist folgender: die Zwerge wollen auch ihre Verbündeten, die Bergnomaden, das Ei in ihrer Obhut berühren lassen.""Bergnomaden?" Eine violette Drachendame mit dem Namen Ophelia ließ sich vernehmen. "Wer sind die? Die Berge waren einst meine Heimat und ich habe noch nie von Bergnomaden gehört. ""Das wundert mich nicht Meisterin. Diese Stämme haben sich erst entwickelt nachdem Galbatorix die Macht übernommen hatte. Als die Verräter die Macht an sich rissen verloren viele ihrer Heimat. Sie mussten fliehen, weil Galbatorix sie als Staatsfeinde ansah. Die meisten wandten sich nach Süden in Richtung Surda. Aber die damalige Herrscherin befürchtete, dass wenn sie zu vielen Feinden Galbatorix Aufnahme gewähren würde, er sie doch noch angreifen würde. Deshalb ließ sie die Flüchtlingslager gewaltsam räumen und trieb die Menschen wieder über die Grenze. Viele fielen Sklavenhändler oder der Armee des Königs in die Hände. Einige aber schafften es sich ins Beor-Gebirge zurückzuziehen. Da sie aber auch dort vor Sklavenhändlern nicht völlig sicher waren blieben sie ständig in Bewegung. Sie bildeten schließlich Nomadenstämme und erschufen sich ihre eigene Kultur. Zuerst waren die Zwerge nicht besonders erfreut aber durch die Vermittlung von Brom erkannten sie schließlich den Wert der Nomaden als Kundschafter. Die Zwerge hatten sich hauptsächlich in ihre unterirdischen Festungen zurückgezogen. Die Nomaden waren Augen und Ohren an der Oberfläche. Als Gegenleistung versorgten die Zwerge sie mit dem Notwendigsten."Die Drachen hatten Aryas Erklärung geduldig gelauscht und nun meldete sich Glaedr zu Wort: "Ich sehe da kein Problem. Wenn die Zwerge diese Nomaden freiwillig einladen das Ei zu berühren kann es eigentlich keinen Streit geben. Und je mehr Zweibeiner das Ei berühren desto größer ist die Chance, dass ein Reiter gefunden wird. "Alle Anwesenden bekundeten ihre Zustimmung."Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht wenn unser Neuzugang uns eine kurze Übersicht über die derzeitige Lage in Alagaesia geben würde." Warf Miemel ein." Zwar hält sich mein Interesse für Politik in Grenzen aber ich erkenne die Notwendigkeit unsere Umgebung zu verstehen."Abermals gegen breite Zustimmung durch die Reihen der Anwesenden.Arya sammelte sich kurz, und begann dann die Ereignisse zusammenzufassen: "Alles in allem hat sich die Lage weiter stabilisiert. Oriks Entscheidung den Pakt der Völker beizutreten hat zwar erst für einiges Aufsehen bei den Zwergen gesorgt aber er genießt großen Respekt unter seinen Landsleuten. Die Zwerge haben auch damit begonnen ausgedehnte Handelsbeziehungen sowohl mit uns, den Elfen, als auch mit den Menschen aufzunehmen. Eine sehr angenehme Überraschung sind die Urgals. Durch Eragons Bereitschaft sie in den Pakt aufzunehmen sind sie tief bewegt worden. Sie sind geradezu wild entschlossenen seine Vorschläge umzusetzen und eine neue Lebensweise zu finden. Zum Glück können Sie dabei auf die Unterstützung von Nasuada zählen. Sie hat sich als wahrlich fähige Herrscherin herausgestellt. Zwar ist ihre Politik was Magier betrifft immer noch etwas umstritten, aber sie führt ihr Reich mit kühlem Kopf und einem guten Sinn für Gerechtigkeit. Der einzige Faktor, der mir im Grunde große Sorgen bereitet ist König Orrin.""Also haben sich unserer Hoffnungen, er würde sich etwas beruhigen, sobald er nach Surda zurückgekehrt wäre nicht erfüllt?" Fragte Eragon nach.Traurig schüttelte Arya den Kopf."Nein nicht wirklich. Bis vor kurzem hatte man regelrecht das Gefühl er würde unter Verfolgungswahn leiden. Das er zunächst etwas verstimmt auf die Nachricht reagierte, dass ich die Nachfolge meiner Mutter angetreten habe, konnte ich noch verstehen. Aber man hört allerlei Gerüchte über ihn. Er würde Selbstgespräche führen und sei ständig gereizt und nervös. Es heißt sogar, er hätte einen Barden hinrichten lassen, weil dieser seine Kriegsleistungen nicht ausreichend in seinen Liedern angepriesen hätte. Auch die Zusammenarbeit zwischen ihm und Nasuada gestaltet sich außerordentlich schwierig. Jedes Gesetz, welches die Großkönigin erlässt, wird genauestens von einer Armee von Bürokraten überprüft. Jede Formulierung wird durchleuchtet und wehe irgendjemand kommt zu dem Schluss, dass Surdas Freiheiten eingeschränkt werden. In so einem Fall ist Orrin gar nicht mehr ansprechbar. Einmal musste ich von Ellesméra nach Surda Reisen um zwischen ihm und Nasuada zu vermitteln. Er drohte damit seine Grenzen zu schließen und jeden, der von Seiten des früheren Imperiums, die Grenze übertrete öffentlich hinrichten zu lassen. Und aus welchem Grund?! Wegen einer Reform des Steuerrechts!"Eragon schüttelt entgeisterd den Kopf."In ihm muss wirklich etwas zerbrochen seien während des Kampfes gegen Galbatorix. Er riskiert einen Krieg wegen einer Reform des Steuerrechts!?""Ich bin deiner Meinung Eragon. "Bestätigte Arya. "Ich habe mich mit Nasuada beraten und wir waren sicher, dass wir etwas gegen Orrin Unternehmen müssten bevor sein Wahnsinn weiter ausufert. Aber dann ist etwas merkwürdiges Geschehen. Plötzlich schien es als hätte er sich beruhigt. Gesetzentwürfe von Nasuada wurden einfach durchgewunken. Keine Exzesse am Hof mehr. Alles scheint plötzlich normal zu sein.""Wieso bedauerst du das junge Reiterin?" Wunderte sich Umaroth." Ihr hattet doch auf eine positive Entwicklung gehofft.""Genau das ist es ja Meister: Es war eben keine Entwicklung. Eine Entwicklung ist ein langsam wachsender Prozess. Orrins Verhalten änderte sich aber schlagartig. Einen Tag zuvor hatte man schon morgens Probleme in nüchtern anzutreffen. Das alles hat sich mit einem Mal geändert. Ich kann nichts konkretes sagen aber es ist sehr still geworden in Surda. Auch wenn es vielleicht lächerlich klingt aber meiner Meinung nach ist es zu still. "Eine Weile hin alle Anwesenden ihren Gedanken nach. Schließlich ließ sich Glaedr vernehmen: "Ich denke nicht dass wir im Augenblick etwas unternehmen können. Wir können es dem König wohl kaum vorwerfen dass er sich plötzlich ruhig verhält. Ich stimme dir aber zu Arya ein so plötzlicher Wandel nach derartigen Exzessen ist ungewöhnlich. Ich schlage vor den engen Kontakt mit den andern Herrschern der verschiedenen Völker zu treten und sie um regelmäßige Berichte über Orrin zu bitten. Ich spionierte einem König nur ungern hinterher, besonders einen, der schon Anzeichen für Verfolgungswahn zeigt aber wir haben keine Wahl. Das Überleben der Drachen und der Drachenreiter steht noch auf zu wackligen Füßen als dass sie es riskieren könnten eine auf ziehende Gefahr zu übersehen. ""Ich unterstütze den Vorschlag." Ließ Miemel verlauten." Der unaufmerksame Jäger wird zur Beute.""Dann schlage ich eine Abstimmung vor. Wer ist dafür?" Fragte Umaroth in die Runde.Die Drachen bekundeten ihre Zustimmung, indem sie die Hälse zur Decke reckten. Eragon und Arya drückten ihre Zustimmung durch Hand heben aus."Einstimmig." Umaroth wirkte zufrieden." Ich schlage vor wir überlassen uns unseren beiden jungen Reitern die Herrscher zu kontaktieren. Dann kommen wir zum nächsten Punkt. Eragon du wolltest mich an uns wenden. Ich erteile der das Wort. "Eragon befeuchtete sich kurz seine trockenen Lippen und begann dann zu sprechen: "Auf eure Anweisungen hin, Meister habe ich mich in den letzten Monaten mit dem Wort der Wörter beschäftigt. Dem wahren Namen der alten Sprachen. Ich habe seine Möglichkeiten ergründet, Stärken und Schwächen entdeckt und möchte einen Vorschlag einreichen wie wir das Wort schützen damit es nicht in die falschen Hände fällt. Denn wie erwartet ist es überaus mächtig und in eine Händen eines unerfahrenen Magiers der vielleicht einen falsch formulierten Zauber verwendet könnte seine Katastrophe auslösen."Noch bevor Eragon weiter sprechen konnte drangen Geräusche vom Höhleneingang an den Ratstisch herüber.Voratan, der steingraue wilde Drache trat ein. Bei ihm war Bloedhgram. Der Wolfkatzen-Elf verneigte sich respektvolle vor dem Rat."Entschuldigt bitte die Störung hoher Rat aber es gibt Neuigkeiten aus Alagaesia. ""Gute oder schlechte?" Wollte Eragon wissen."Sowohl als auch Schattentöter. Die gute Nachricht ist, dass beide Dracheneier, die wir nach Alagaesia gesandt haben geschlüpft sind. Und zwar bei einem 15 Jahre alten Urgal und einem 16 jährigen Jungen aus einem Bergnomaden-Stamm. ""Das sind gute Nachrichten!" Freute sich Umaroth. "Wo liegt das Problem?""Es ist König Orrin alter Meister. Unsere Gesandten wollten die beiden Auserwählten nach Du Weldenvarden bringen. Dort sollten die Drachen erst einmal sicher heranwachsen und einige grundlegende Dinge für die Ausbildung vorbereitet werden. Orrin hat unsere Gesandten abfangen lassen. Er hat Soldaten in Begleitung von Magier geschickt und verlangt dass man die Drachenreiter ihm ausliefert. Unsere Gesandten haben dem natürlich nicht zugestimmt. Zwar sind wir Elfen mächtiger als die Menschen aber Orrins Truppen sind sehr zahlreich. Die andern Völker, die Urgals, die Zwerge und auch die Menschen unter Königin Nasuada sind entsetzt. Sie wollen eigene Truppen schicken um die Lage zu entschärfen.""Entschärfen?!" Eragon war geschockt." Weitere Truppen werden überhaupt nichts entschärfen. Sie werden höchstens dafür sorgen das die Lage endgültig eskaliert!"

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Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt