Saphira glitt über den See in Richtung Schlüpflingswiese. Es war bereits früher Abend. Zwar war es relativ leicht gewesen Voratan von dem Plan zu begeistern aber die Beratungen der Ratsmitglieder hatten, wie Eragon es erwartet hatte, lange gedauert.
Der junge Anführer der Reiter war aber zufrieden mit dem Ergebnis.
- "Es kommt ein hartes Stück Arbeit auf uns zu Saphira." -
- "Wem sagst Du das? Die magischen Kunststücke zu lernen ist relativ einfach. Wir müssen aber die Küken auch so weit bringen, dass sie vom Charakter her der Aufgabe gewachsen sind. Es macht mir immer noch etwas Sorge, dass unsere Schüler bereits so früh von den Eldunari erfahren. Du weißt doch was Oromis und damals erzählt hat. Die Existenz der Herzen ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse in Alagaësia." -
- "Und so soll es auch bleiben Saphira. Jeder unserer Schüler wird einen Schwur in der alten Sprache abgeben nur mit unserer Erlaubnis oder der eines anderen Ratsmitgliedes über die Eldunari zu sprechen." -
Saphira brummte zustimmend.
- "Schwüre in der alten Sprache sind mir eigentlich immer etwas unheimlich. Wir Drachen lieben unsere Freiheit und geben einen Teil davon nicht leichtfertig auf. Hier scheint es mir aber angemessen. Ich denke auch nicht, dass Marek, Tar oder Narie die Seelenhorte je so missbrauchen würden wie zum Beispiel Galbatorix es getan hat. Ich mache mir mehr Sorgen um ihre Drachen. Die drei sind noch ziemliche Küken." -
Eragon musste lachen.
- "Du warst auch nicht viel älter als Du von Deinem Seelenhort erfahren hast." -
- "Das ist etwas anderes." - Erklärte Saphira bestimmt. - "Du und ich, wir waren der letzte freie Drache und Reiter. Die größte Hoffnung im Kampf gegen Galbatorix.
Oromis und Glaedr mussten zumindest die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass sie nicht in der Lage sein würden uns noch rechtzeitig von den Eldunari zu erzählen.
Das mussten sie aber!
Nur so konnten wir begreifen was nötig war, um Galbatorix zu besiegen. Du weißt was Glaedr gesagt hat, warum man Jungdrachen erst später von ihren Seelenhorten erzählte. Was wenn eines von diesen Küken auf die Idee kommt seinen Hort auszuspeien, um etwas anzugeben?" -
Eragon dachte einen Moment darüber nach. Auch er hatte an diese Gefahr gedacht, als er die Lehrpläne für die jungen Schüler erstellte.
- "Da hast Du schon recht. Aroc, Laorie und Kira sind Deine Schüler und wenn Du der Meinung bist, dass einer von ihnen noch nicht bereit ist für dieses Geheimnis, werden wir, wenn die Zeit gekommen ist, eher auf die Reise verzichten als die Sicherheit unserer Schützlinge zu riskieren. Doch es ist nötig sie so bald wie möglich über die Eldunari aufzuklären. Zum einen fragen sich unsere Lehrlinge immer öfter, wer eigentlich zu diesem Rat gehört, mit dem wir regelmäßig Sitzungen abhalten. Soweit sie wissen gibt es ja nur Arya und mich, sowie Dich und Fírnen. Vier Personen, etwas wenig für einen Rat. Vielleicht vermuten sie ,dass wilde Drachen dem Rat angehören. Über kurz oder lang wird aber ihre Neugier übermächtig werden. Es ist besser sie erfahren von uns was es mit den Seelenhorten auf sich hat und lernen auch welche Risiken es gibt als das sie sich nur unzureichende Informationen zusammen suchen und dann vielleicht aus mangelndem Wissen eine Dummheit begehen, die sich nicht mehr umkehren lässt.
Außerdem brauchen wir die Lebenserfahrung der älteren Drachen. Sie sollen uns schließlich realistischer Beispiele liefern, mit welchen Schwierigkeiten und moralischen Konflikten ein Drachenreiter konfrontiert werden kann. Sicher wir könnten behaupten, dass wir diese Beispiele aus alten Berichten entnommen haben. Doch wenn unsere Schüler vor die Eldunari treten bekommen sie mehr als nur eine interessante Geschichte erzählt. Sie können sehen, was der Drache damals gesehen hat, fühlen wie sie die Situation erlebt haben. Das ist eine wesentlich stärkere Erfahrung als wenn wir einfach nur miteinander diskutieren. Vielleicht werden zukünftige Generation der Reiter wieder erst später von den Seelenhorten erfahren. Die Ausbildung wie sie jetzt abläuft, ist immer noch der Situation angepasst mit der Galbatorix uns zurückgelassen hat. Wenn sich die Umstände verändern werden wir uns mit ihnen ändern. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint mir aber unser Vorgehen das einzig Richtige zu sein." -
- "Du hast wohl recht Kleiner." - Stimmte die blaue Drachendame ihrem Reiter schließlich zu. Saphira schüttelte einmal kurz den Kopf, sodass die Schuppen raschelten. - "Seltsam, manchmal vergesse ich direkt, dass wir gar nicht soviel älter sind als diesen Küken die wir unterrichten. Ich schätze Galbatorix hat auch uns, wenn auch auf andere Weise als Dorn, gezwungen schneller zu wachsen." -
Nachdenklich klopfte Eragon seiner Drachendame gegen die Flanke und sandte Ihr ein Gefühl, welches vermittelte, dass er ihre Gedankengänge nachvollziehen konnte.
Inzwischen hatte Saphira den See überquert und setzte über der Schlüpflingswiese zur Landung an. Der Anblick, welcher sich den beiden Neuankömmlingen bot, vertrieb etwas ihre düsteren Gedanken. Offensichtlich war die große Schlacht geschlagen worden und nun wurden die Verletzten versorgt.
Tar war damit beschäftigt eins von Arocs Hörnern nachwachsen zu lassen.
Offenbar waren auch die Drachen in das Kampftraining mit einbezogen worden.
Laorie und Kira halfen sich gegenseitig dabei einige Kratzwunden sauberzulecken bevor Arya diese endgültig verheilen ließ.
Marek hatte indes sein Hemd ausgezogen und ließ sich von Narie einen beachtlichen blauen Fleck an seinem Brustkorb heilen.
Eragon schloss nicht aus, dass auch eine Rippe oder sogar mehrere in Mitleidenschaft gezogen waren. Dem jungen Anführer der Reiter entging nicht, dass der junge Bergnomade weniger an der Heilung, sondern mehr an der Heilerin interessiert zu sein schien. Zwar war es durch Naries beachtliches blaues Auge etwas schwer zu erkennen doch schien sie sich Mareks Interesse durchaus bewusst zu sein und sich nicht unbedingt gestört zu fühlen.
- "Kaum zu glauben, oder?" - Flüsterte Eragon in Saphiras Gedanken. - "Erst konnten die beiden kein Wort miteinander wechseln, ohne sich anzufauchen und nun trauen sie sich kaum miteinander zu reden und werfen sich stattdessen heimliche Blicke zu. "-
- "Erinnert mich irgendwie an einen Bauernjungen aus Carvahall und eine Elfenprinzessin." - Gab Saphira trocken zurück.
- "Arya und ich haben uns nie so gestritten wie die Beiden als sie sich kennengelernt haben." -
- "Aber nur weil Deine Herzdame dafür zu vernünftig ist und Du so schüchtern warst, dass Du lieber Deine Zunge verschluckt hättest, als etwas zu sagen, dass Deiner Angebeteten nicht gefällt." -
Eragon schüttelte nur noch belustigt den Kopf und trat gemeinsam mit Saphira neben Fírnen. Der grüne Drache überblickte das "Feldlazarett" mit stiller Würde.
- "Nun ehrenwerter Drache, wer hat den großen Kampf gewonnen?" - Wollte Eragon mit einem amüsierten Unterton in der Stimme wissen.
- "Na wer schon?" - Gab die dunkle Stimme des grünen Drachen zurück. - "Arya und ich natürlich!" -
Schmunzelnd schüttelte Eragon den Kopf und schickte dann einen auffordernden Gedanken an Arya. Er bat sie sich mit den Schülern bei ihm zu versammeln, sobald die Wunden versorgt waren.
Nach wenigen Minuten fanden sich die Schüler des neuen Ordens der Reiter bei ihren Lehrern ein. Eragon hatte sich auf einen flachen Felsen gesetzt welcher in der Wiese lag während sich Saphira würdevoll hinter ihrem Reiter gelegt hatte. Arya und Ihr grüner Wegbegleiter standen rechts neben Eragon.
"Wie ich sehe, hattet Ihr einen sehr produktiven Tag." Mit diesen Worten eröffnete Eragon die Unterhaltung. Seine Schüler konnten ein Stöhnen nicht unterdrücken und auch ihre Drachen wirkten etwas verstimmt. Eragon konnte ihre Stimmung gut nachfühlen. Noch deutlich erinnerte er sich daran wie er seine Wunden geleckt hatte, nachdem Brom ihm seine ersten Lektionen am Schwert beigebracht hatte.
Der junge Anführer der Reiter fuhr fort:
"Keine Sorge! Für heute ist der Unterricht beendet und ich weiß, dass Ihr einen harten Tag hattet. Leider kann ich nicht versprechen, dass die nächsten Tage einfacher werden.
Die Entscheidung, die der Rat und ich heute getroffen haben, werden eher dazu führen, dass es für Euch noch etwas schwieriger wird. Aber lasst mich am Anfang beginnen:
Von meinem Bruder und aus anderen zuverlässigen Quellen habe ich erfahren, dass die Lage in Alagaesia nicht eben zum Besten steht. Das Misstrauen unter den einzelnen Völkern ist immer noch sehr groß und das ist ein echtes Problem für Königin Nasuada. Vorurteile und Misstrauen sind allgegenwärtig. Auf lange Sicht könnten diese beleidigenden und haltlosen Gerüchte, welche die Runde machen den Frieden im Land ernsthaft gefährden. Sie werden von Männern geschürt, die sich Vorteile versprechen, wenn der Frieden ins Wanken gerät."
Wohlweislich hielt Eragon König Orrins Namen aus seinen Ausführungen heraus. Auch wenn das Verhalten des Monarchen von Surda Rätsel aufgab, war es nicht angebracht, ohne stichhaltige Beweise einen König zu kritisieren.
"Arya und ich verfolgen einen Plan, der Nasuadas Position sichern und stärken wird und in dem Ihr auch eine Rolle spielt. In etwa fünf Monaten jährt sich zum vierten Mal der Sturz von Galbatorix und die Thronbesteigung der derzeitigen Königin.
Wir sind der Meinung, dass dies der perfekte Zeitpunkt ist den neuen Orden der Reiter und somit auch Euch der Welt vorzustellen. Allerdings ist dies nur möglich, wenn Ihr einen bestimmten Stand in Eurer Ausbildung erreicht habt. Das betrifft sowohl die Magie, die Ihr in weit anspruchsvolleren Formen kennenlernen werdet als bisher, aber auch Eure persönliche Reife als Reiter.
Bedenkt bitte, dass viele Wesen einfach noch nicht wissen, was sie von einem neuen Drachenreiterorden zu erwarten haben.
Sie kennen nur die alten Geschichten über die Reiter. Wie sie angeblich Frieden und Wohlstand brachten.
Viele hoffen, dass wir dieses Erbe antreten werden, doch fürchten sie auch, dass wir zu Erben von Galbatorix und seinen 13 Verrätern werden könnten. Ich muss also sicher sein, dass Ihr den Orden würdig vertreten werdet.
Ihr gehört zur ersten Generation der neuen Drachenreiter. Unsere Erfolge aber vor allem auch unser Versagen wird sich für Generationen ins Gedächtnis der Völker einbrennen.
Ich weiß, dass wir viel von Euch verlangen. Doch wir würden Euch nicht auffordern diese Hürde anzugehen, wenn wir nicht überzeugt wären, dass Ihr der Herausforderung gewachsen seid.
Ihr alle hat bereits bemerkenswertes geleistet.
Tar, Du hast viel von den anfänglichen Schüchternheit überwunden und strahlst nun nicht nur die Kraft Deines Volkes und seine Wildheit aus, sondern auf die Tugenden, die den Urgals innewohnen, aber bisher von den Völkern zu wenig bemerkt wurden. Solltest Du das von uns gesteckte Ziel erreichen und mit zu den Feierlichkeiten reisen dürfen, wird Nar Garzhvog sicher stolz sein auf den ersten Reiter der Gehörnten.
Narie, Du hast Sicherheit und Stärke gewonnen und offenbarst mehr und mehr Fähigkeiten auf die Du von ganzem Herzen stolz sein kannst.
Marek, als wir uns kennenlernten, warst Du voller Energie und Dein Verhalten hatte übermütige, fast schon arrogante Züge. Nun hast Du Gleichgewicht gefunden. Selbstvertrauen und Energie die auf ein Ziel gerichtet ist zeichnen Dich nun aus."
Die drei jungen Reiter freuten sich sichtlich über das Lob ihres Lehrers und schien daraus Kraft und Bereitschaft zu schöpfen sich der Herausforderung zu stellen. Nun ergriff Saphira das Wort und sprach zu den drei jungen Drachen.
- "Nicht nur Eure Reiter haben sich weiter entwickelt, sondern auch Ihr.
Kira, du wirst mit jedem Tag mehr zu einer Tochter des Himmels. Als Fliegerin hast Du großes Talent.
Laorie, Du hast viel von Deiner anfänglichen Angst verloren und bis zu einer starken jungen Drachendame geworden. Doch zeichnet dich aber auch eine besondere Eigenschaft, aus die in unserem Volk recht selten ist und deshalb um so wertvoller ist.
Du besitzt Sanftmut und auch Einfühlungsvermögen.
Wertvolle Eigenschaften die Du schätzen solltest.
Aroc, Du bist ein Kämpfer und Jäger durch und durch.
Ihr alle macht unserem Volk Ehre. Auch von Euch wird in den nächsten Monaten viel verlangt werden. Wir werden Euren Körper stählen, Ausdauer und Kraft verbessern und daran arbeiten Euer Feuer zu entfachen. Wenn uns das gelingt, werden wir die Flammen schüren bis sie heiß genug brennt, um jeden Eurer Feinde in Asche zu verwandeln.
Doch auch von Euch, besonders von Euch, erwarte ich das Ihr an Eurem Charakter arbeitet. Wenn Ihr das Ziel, welches für Euch und Eure Reiter gesteckt wurde erreicht, werdet Ihr und Eure Seelenpartner nämlich in ein Geheimnis eingeweiht werden, dass er alt ist wie die Zeit selbst. Dieses Geheimnis sichert nun das Überleben unseres Volkes doch brachte es, als es von Galbatorix aufgedeckt wurde, den Drachen fast den Untergang! Begeht keinen Fehler Ihr Küken:
Wenn ich nicht der Meinung bin, dass Ihr mit diesem Wissen umgehen könnt wird es Euch verschlossen bleiben. Das gilt für Drachen ebenso wie für die Reiter. Doch genau wie Eragon bin ich der Meinung, dass Ihr sechs der Herausforderung gewachsen seit." -
Eragon und Saphira ließen Stille Einzug halten und ihre Worte auf ihre Schützlinge wirken.
"Wenn Arya und Fírnen nichts mehr hinzufügen wollen?" hob der junge Anführer schließlich wieder an und blickte zu Arya hinüber. Die Elfe schüttelte kaum merklich den Kopf. "Gut, dann ist für heute der Unterricht geschlossen und Ihr könnt Euch zurückziehen. Seht zu, dass Ihr ausreichend Schlaf bekommt. Ihr werdet Eure Kraft brauchen!"2094 Wörter
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Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang
Fanfiction|Abgeschlossen| Rechtschreibung und Grammatik überarbeitet. Die ersten Dracheneier haben ihre Reiter erwählt und der Orden wächst. Eragon und Arya werden ihre neuen Schüler ausbilden, um Alagaësia zu beschützen, denn etwas Böses wächst heran... Dies...