Kapitel 15

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Beth

„Lasst mich mit der Gräfin alleine", wies die Kaiserin an und ich merkte wie Leila schnaubte, bevor sie sich mit einem kleinen Knicks zurückzog. Die Kaiserin öffnete für einen Moment den Mund, schloss ihn aber wieder und wartete, bis auch die letzte Schneiderin den Raum verlassen hat.

„Vermisst Ihr Eure Mutter, Elisabeth?"

„Majestät?"

Ich sah sie überrascht an. Warum sollte ich gerade jetzt meine Mutter vermissen. „Ich habe mein Hochzeitskleid damals auch ohne meine Mutter ausgesucht", erzählte sie und ich hob ruckartig meinen Kopf. Es ging um mein ... Brautkleid.

Obwohl ich wusste, dass ich das nicht durfte, wandte ich ihr den Rücken zu, um mich zu beruhigen. Ich würde in einem furchtbaren Kleid heiraten. Der ganze Hof wird über mich lästern und Novel wird sich in Grund und Boden schämen. Jetzt schluchzte ich wirklich.

Warum konnte ich mich nicht in einem Mann aus der Mittelschicht verlieben? Dem Würde mein Titel genügen, der bräuchte kein Geld. Ich fuhr zusammen, als ich plötzlich die Hand der Kaiserin auf meiner Schulter spürte. „Ich möchte Euch gerne helfen, Elisabeth", sagte sie leise und strich mit ihrem Daumen über meine Schulterkuppe. Einen Moment lang erwog ich ihre Vermutung zu bestätigen. Aber das Risiko war zu groß, dass sie herausfand, dass Mama bereits seit über fünfzehn Jahren Tod war. Außerdem wusste es Novel auch.

„Meine Familie", ich schluckte kurz, „kann wahrscheinlich kein prunkvolles Kleid bezahlen" Gabrielle wird mir nie wieder in die Augen sehen können. Entweder er verschuldete sich, um den Standards des Hofes zu entsprechen oder er lässt zu, dass ich in einem nicht-entsprechenden Kleid heirate. Beides ist ruinös für ihn.

„Ihr gehört jetzt zu meiner Familie, Elisabeth. Deshalb bezahle ich Eure Ausstattung"

Ich fuhr überrascht zu ihr herum. Das ging doch nicht. Sie kannte mich kaum. Außerdem hatte sie niemals einen Hehl daraus gemacht, dass ich nicht standesgemäß bin. Das ich ihr gerade wieder vor Augen führe.

„Das kann ich nicht annehmen"

„Du widersetzt dich mir besser nicht, meine Liebe"

Ich lachte auf, als ich ihren drohenden Zeigefinger sah. Ihr Schmunzeln heiterte mich auf und ich tupfte mir mit einem Taschentuch die Tränen von den Augen. Ihren forschenden Blick hatte sie noch immer noch von mir genommen, aber zum ersten Mal fühlte ich mich nicht unwohl darunter. So musste es sein, bei ihr aufgewachsen zu sein. 

„Möchtest du die Anprobe auf morgen verschieben?"

„Ja ... ich ...", ich brach ab und lachte auf, bevor ich mir mit meinem Taschentuch weitere Tränen von den Wangen wischte. So nahe am Ziel war ich noch nie gewesen. Die Kaiserin strich mir kurz über die Wange. Als sie bemerkte, was sie getan hatte, trat sie zwei Schritte zurück und räusperte sich. Was wohl geschehen sein musste, um sie so scheu zu machen?

„Ich erwarte Euch heute Abend zum Dinner"

„Darf ich mich bitte entschuldigen? Ich brauche einen Abend um mich zu sammeln"

Die Kaiserin sah mich einen langen Moment lang an. Augenblicklich zog ich meine Schultern hoch, worauf sie schmunzelte. Ich wüsste zu gerne, was in ihrem Gehirn vorgeht. Sie nickte mir lediglich zu und schlüpfte durch die Tür.

 Novel 

„Ich bin pünktlich", rief ich fröhlich aus, als sich die Salontüren hinter mir schlossen. Avel klopfte mir gespielt anerkennend auf die Schulter. Ich schlug ihm auf den Hinterkopf. Meine restlichen Brüder lachten, aber ich machte wie üblich einen Bogen um sie. Mit ihrem jugendlichen Übermut konnte ich nicht umgehen. Und sie sahen seit ich denken konnte lediglich den Thronfolger in mir, Mathews Liebling. Leila saß ein wenig abseits und starrte auf ihr Bild, das sich im Fenster spiegelte.

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