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Novel
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An Avas Blick erkannte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie begrüßte mich mit einem viel zu lasziven Augenaufschlag - Ava bemüht sich nie, mich zu verführen, und hakte sich dann zielstrebig bei mir unter. „Ihre Majestät schickt mich", flüsterte sie in mein Ohr, worauf ich mich sofort versteifte. Im Salon der Militärs beachtete mich niemand weiter, als ich mich langsam mit Ava in Richtung Ausgang bewegte.
„Ihr tut Camilla weh!", zischte mir Ava vorwurfsvoll ins Ohr, worauf die Augen verdrehte. Ganz im Gegenteil! Ich rührte sie kaum an. Das Nachtkleid blieb schicklich an Ort und Stelle und mittlerweile war ich so geübt in schnellem Sex, dass ich gestern sogar nur fünf Minuten brauchte.
„Das tue ich nicht!"
„Die Kronprinzessin hat selbst gesagt, dass sie das Bett nicht gerne mit Euch teilt, Novel!"
„Falls es dich beruhigt – ich mag es auch nicht. Sie weint immer und sie hat diese dumme 10 Minuten Regel und ..."
„Camilla hat Euch einmal vergöttert – holt sie jetzt und tanzt mit ihr. Noch ist da dieses Leuchten in ihren Augen, wenn sie von Euch spricht"
Verzweifelt strich ich mir über das Gesicht. Ich hatte gehofft, mich noch ein wenig länger vom Hof fernzuhalten, aber wahrscheinlich war Camilla müde. Sie meinte, dass seien die Nachwirkungen des Zwischenfalls, wie sie den zweiten Mordanschlag auf sich bezeichnet. Ich beschleunigte meine Schritte. Wenn sie nach Ava geschickt hatte, war es sicher eilig – wobei, sie war nicht Beth und kannte Ava genauso lange wie ich. Vielleicht sollte ich mir nicht mehr dabei denken.
Gräfin Russo stand unruhig vor der Tür und sah mich besorgt an. Ich kannte diesen Blick. Das bedeutete nichts Gutes. „Sie ist erschöpft, hat aber vorhin eine Stunde geschlafen. Ich ...", sie trat einen Schritt näher auf mich zu und für einen Moment glaubte sie wollte mich küssen, aber anstelle legte sie ihren Lippen ganz knapp an mein Ohr. „Ich glaube, es stimmt etwas nicht", flüsterte sie und wollte sich bereits wieder zurückziehen, aber ich hielt sie fest. „Fühlt sie sich krank?", erwiderte ich drängend. Hätte ich sie bloß nicht alleine gelassen! Vielleicht hat sie von den Delikatessen genascht oder ein Glas Sekt getrunken, dass mit Gift versetzt war. Wütend fuhr ich mir durch die Haare, bevor ich Gräfin Russo bei Seite schob und in das Zimmer stürmte.
Noch bevor ich die Tür zuwerfen konnte, erstarrte ich. Camilla saß am Fenster, mit durchgestrecktem Rücken, aber mit abgewandtem Blick. Die Geschehnisse der letzten Wochen hatten sie schlanker gemacht und das stand ihr beinahe noch besser, als ihre leichten Rundungen. „Wie geht es dir?", fragte ich heiser und räusperte mich sofort einige Male. Ihr Anblick sollte mir nicht immer noch den Atem rauben. „Ich bin müde", erwiderte sie und ich konnte meine Lippen bei diesem Satz schon synchron mitbewegen. Sie erhob sich und schritt mit einem leichten Lächeln auf mich zu. „Tut mir leid, dass ich dir den Abed verderbe", entschuldigte sie sich und drückte mir leicht verlegen einen Kuss auf die Wange. Das erinnerte mich an alte Zeiten und alte Freunde.
„Das tust du nicht, Camilla – komm lass uns nachhause fahren"
„Tanz vorher noch mit mir. Man hat uns kaum gesehen und dann kannst du mich im Schloss absetzen und wiederkommen"
„Camilla, dir geht es nicht gut und auch wenn wir uns erst daran gewöhnen müssen – ich bin dein Mann – ich lasse dich nicht alleine"
Die Tränen stiegen langsam in ihre Augen und sie lehnte seufzend den Kopf an meine Brust, bevor sie langsam nickte.
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Historical FictionDorians Flucht reißt nicht nur Lavinia den Boden unter den Füßen weg, sondern auch ihren Kindern, die mittlerweile zu jungen Erwachsenen herangewachsen waren. Novels vom Militär abgehärtete Seele vertraut sich erstmals einer italienischen Gräfin...