Kapitel 11

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Novel 

Sie ist das schönste Mädchen, das ich je gekannt habe. Ihre Augen haben dieses besondere leuchten, wenn sie glücklich war. Gerade steckte sie mit Leila die Köpfe zusammen, wobei sie einen der Adeligen in der Longe gegenüber von uns musterten. Billige Plätze, die beiden sollten ihre Zeit nicht mit Schwärmereien über den Kleinadel vergeuden. Mich überlief ein Schauer, wenn ich daran denke, dass Beth über einen anderen Mann spricht.

„Was tauscht ihr beiden für Geheimnisse aus?", fragte ich und stellte verärgert fest, wie Beths Wangen rot wurden. Also doch etwas Unschickliches! Verärgert wandte ich mich wieder dem Bühnenbild zu. Beth musste bei Leila hinter mir sitzen. Heute Abend vertrat ich unsere Familie bei der Premiere dieses Stückes. Alleine wegen Beth saß ich hier. Ansonsten hätte ich Layla alleine geschickt. Aber so waren Avel und ich auch hier. Für Beth! Die jetzt über einen anderen Mann schwärmte!

Die gesamte erste Stunde der Oper konnte ich an nichts anderes denken. Ich brauchte einen Drink. Einen starken. Der Höflichkeit war genüge getan. In den Logen wurde es unruhig. Im Prinzip tat ich dem Komponist nur einen gefallen, wenn ich die Salons öffnete. Abrupt erhob ich und trat gemessenen Schrittes hinaus. Zumindest versuchte ich es. Und das Ganze, ohne Beth anzusehen.

Anstelle mich in den Militärsalon zurückzuziehen, wie ich es meistens machte, wenn ich wütend war, trieb es mich in die kaiserlichen Apartments. Hier hatte nur die absolute Elite Zugang, also würde ich hoffentlich ungestört bleiben.

„Wieso lässt du sie schon wieder alleine?"

Also doch nicht ungestört. Wortlos überreichte ich Avel einen Drink, den er nach kurzem Zögern hinunter stürzte. Also auch ein harter Abend für meinen Bruder. „Ich geh gleich wieder hinein", verteidigte ich mich und drehte mein Glas in der Hand. Eigentlich wollte ich ihr mit diesem Abend eine Freude machen. Aber sie musste wohl verstehen, dass es mich wütend machte, wenn sie mit meiner Schwester über andere Männer sprach. Ausgerechnet mit meiner Schwester, die vor solchen Trivialitäten beschützen möchte.

„Willst du mir nicht sagen, was dich quält, Bruder?"

„Mir geht's gut, Avel"

Avels enttäuschter Gesichtsausdruck tat mir in der Seele weh. Warum musste er sich auch alles immer gleich zu Herzen nehmen. Ich setzte zu einer Erklärung an. Aber mir fielen dir richtigen Worte nicht ein. „Wir hatten nie Geheimnisse voreinander. Rede doch mit mir" – „Nicht heute Abend, Avel. Such dir ein Mädchen für die Nacht, Bruder. Du siehst aus, als könntest du es brauchen"

Avel zog beleidigt die Augenbrauen nach oben, bevor er mir auf die Schulter klopfte und lachte. Ich verstand, dass Avel etwas belastete, dass er mir nicht sagen wollte, aber hoffentlich konnte ich ihm auf die Art helfen. Es war komisch, dass es etwas in Avels Leben geben könnte, dass ihm zu schaffen machte und das er mir trotzdem nicht sagen möchte.

Wobei ... ich hatte ihm nie von Ava erzählt, also dürfte das nur fair sein.

„Was fehlt dir, Novel?", fragte Beth leise und sofort spannte ich mich an. Sie sollte nicht so neugierig sein. Dann bliebe mir fiel erspart. „Worüber hast du mich Leila gesprochen?", fragte ich und wandte mich um. Beth verschränkte ihre Arme vor der Brust und zog ihre Augenbrauen hoch. Sie stellte sich eindeutig auf eine Konfrontation ein. Großartig.

„Das geht dich nichts an, Novel", belehrte sie mich. Im nächsten Moment stand ich vor ihr und starrte wütend auf sie hinunter. Wie konnte sie es wagen? Natürlich ging mich das etwas an! Alles das sie betraf ging mich etwas an. „Wenn du mit meiner Schwester über fremde Männer unterhältst geht mich das sehr wohl etwas an!", fauchte ich. Ich war ihr so nahe, dass ich bemerkte, wie sich ihre Pupillen weiteten und sich dann wieder zusammenzogen. Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und ...lachte auf. Ich verstand die Welt nicht mehr!

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