Kapitel 43, Teil 1

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„Gabrielle!" ich sprang auf, als er mein Arbeitszimmer betrat und er verbeugte sich verlegen. „Gebt uns einen Moment" – „Die Pferde stehen bereit, Majestät" Ich verstand den Wink, dass ich spät dran war für meine erste Rede im Parlament, aber Gabrielle war jetzt wichtiger, denn ohne Camilla kein Parlament und ohne Gabrielle keine Camilla.

„Ich kann später wieder kommen, Majestät"

„Ihr werdet sehr oft wiederkommen, wenn Ihr auf mein Angebot eingeht"

Gabrielle zog die Augenbrauen zusammen und ich bedeutete ihm eilig Platz zu nehmen. Vielleicht verlangte ich zu viel, weil ihn hier alles an Beth erinnern musste, aber ... „Ich komme gleich auf den Punkt, mein Freund. Camilla wird zunehmend ... unglücklich und ungeduldig. Ich möchte Euch bitten, dass Ihr Euch um Ihren Begleitschutz kümmert", fasste ich mein Anliegen zusammen, worauf Gabrielle den Mund aufmachte und wieder schloss und das wiederholt. Verlegen rieb ich mit meinen Handflächen über meine Hose.

„Ihr könnt ablehnen, ohne das es Konsequenzen für Eure Karriere hätte, Leutnant. Ich kann mir vorstellen, dass ich um viel bitte, aber ..."

„Ihr habt die Männer, die den armen Irren dazu angestiftet haben Camilla zu verletzen also noch nicht gefasst?"

„Nein, wenn Ihr Zeit übrig hätte, könnte ich da eine helfende Hand gebrauchen. Meine Leute stolpern seit einer Woche über das Protokoll"

„Ich leugne nicht, dass mir das ungelegen kommt. Ich leite eine Kaserne, habe junge Soldaten auszubilden, aber Ihr seid mein Freund. Ich werde mein Bestes tun, um Euch zu unterstützen"

Ich lächelte Gabrielle strahlend an und erhob mich. Durch meine Adern floss reines Adrenalin – ich musste dringend ins Parlament. Ich nickte entschuldigend in Richtung der Tür, alle Details würden wir später besprechen. Gabrielle verbeugte sich kurz, bevor ich mich zur Tür aufmachte, aber ich hielt nochmal inne. Vielleicht wäre es angebracht ... „Ich denke jeden Tag an sie. Ich hoffe, Ihr habt nicht nur zugestimmt, weil Ihr um Eure Karriere fürchtet oder in Camillas Schuld steht", sagte ich leise. Es war die Wahrheit. Ich kam jeden Tag besser mit dem Gedanken zurecht, Camilla zu ehelichen und war ihr immer mehr zugetan, aber Beth würde auf ewig meine erste große Liebe bleiben.

„Tatsächlich schulde ich der Princesse das ein oder andere", scherzte Gabrielle worauf ich meine Augen verdrehte. Es gab meines Wissens keinen Italiener an diesem Hof, dem Camilla nicht aus der Patsche geholfen hat. Allen, außer einer. „Aber ich tue das, weil ich Euch und die Princesse schätze. Ihr tut das Richtige für Euer Land, Majestät. Princesse Romano zu heiraten", er sah einen Moment lang weg, bevor er schwer seufzte, „war seit jeher das Richtige"

***

Ich sprang schwer atmend von meinem Pferd und hatte kaum einen Moment Zeit das Anwesen zu betrachten, in dem das Parlament tagte. Monsieur Degar hat sich für ein leerstehendes Anwesen am Rande der Hauptstadt entschieden, dass in der Nähe der meisten Handwerksgilden lag. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich durch die Tür trat und wie immer überrascht die Augenbrauen hob, als ich in Degars lebendige Augen blickte.

„Ich habe einen Grund zu spät zu kommen", keuchte ich und bedeutete ihm, mich in den Saal zu bringen. Wir hatten das alles durchgespielt. Trotzdem war ich nervös, als ich den fünfzehn Männern entgegentrat. Sie saßen in zwei Reihen, waren in Vertreter der großen Baronien und Grafschaften und den Vertretern der Handwerksgilden unterteilt.

Ich räusperte mich und trat auf das Podest zu. Mit meiner Verspätung hatte ich schon Mal schlechte Karten, deshalb musste meine Rede sie jetzt beeindrucken. Verunsichert warf ich einen Blick auf meine Notizen, bevor ich den Zettel wieder zusammenfaltete. „Mit Sicherheit hattet ihr gehofft, dass die Kronprinzessin mich begleitet", wagte ich einen riskanten Anfang. Die Männer waren alle mindestens zwanzig Jahre älter wie ich und hatten Dinge in ihrem Leben gesehen, die mir im Palast nie begegnet waren. Aber sie hatte alleine etwas großartiges erlebt: Mamas Regierung. Die Männer schmunzelten leicht.

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