Kapitel 37

109 9 6
                                    

Novel 

Mein Adjutant sah mich flehend an, aber ich blieb hart. Ich wollte diesen Mist gleich hinter mich bringen. Als ich nicht reagierte, öffnete mein Adjutant Prince Esposito die Tür und verließ der Raum, während sich Esposito verbeugte.

„Wie geht es ihr?", fragte Esposito sofort und ich seufzte auf. Nach meinen Verhalten vorhin? Mit Sicherheit nicht besonders gut. „Sie ruht sich aus", wich ich aus und hoffte, dass es der Wahrheit entsprach. Gleich nachdem ich Camillas Räume verlassen hatte und mir bewusst wurde, wie dumm ich mich eigentlich verhielt, stampfte ich zu Étienne und unterschrieb seine Reisepläne. Sollte ihn der Teufel holen.

„Ich bin mir der Gerüchte die im Umlauf bewusst und möchte Euch versichern, dass Camilla von mir beschützt wird. Erst vor einer halben Stunde, habe ich ihr unseren Verlobungsring ..." ich blieb hängen. Ja, was habe ich getan? Ihn ihr vor die Füße geworfen, um ehrlich zu sein, „gegeben" Ich rieb nervös über meine Oberschenkel und hoffte, dass mir Esposito die Geschichte abkauft.

„Mit Verlaub, Majestät, ich dachte, Camilla wolle nach Italien zurückkehren"

„Sie hat ihre Pläne geändert"

„Hat sie das? Oder habt Ihr sie geändert?"

Wütend sprang ich auf und Esposito folgte notgedrungen meinem Beispiel. Es stimmte. Ich habe sie dazu überredet zu bleiben. Dass ich sie so bald heiraten müsste, eröffnete mir Mama erst später, sonst hätte ich einem weiteren Aufenthalt sicher dankend zugestimmt.

„Mit Verlaub", äffte ich ihn nach, „das ist unsere Angelegenheit"

„Majestät, sie ist noch ein Mädchen und so furchtbar verliebt in Euch. Sie ist noch nicht bereit. Vielleicht in ein paar Jahren"

„Woher kommt diese Eingebung? Mit Elisabeth konnte es Euch nicht schnell genug gehen"

„Ich habe Elisabeth hierher gebracht, weil ihr Bruder Gabrielle einen Gefallen einforderte und da Ihr Prinzessin Camilla schon zu ersetzen gedachtet, war mir Elisabeth am angenehmsten. Für Elisabeth habe ich mich nicht verantwortlich gefüllt, für Camilla schon. Ich habe dieses Mädchen aufwachsen gesehen und Ihr seid dabei, sie zu zerstören"

„Ihr vergesst Euch, Prince Esposito"

Sein Kopf war so gerötet, wie meiner vorhin. Aber mich durchströmte mittlerweile eine eisige Kälte. Ich wollte mich gut gegenüber Camilla verhalten, wirklich. Aber irgendwie wollte es mir nicht gelingen und es ärgerte mich ungemein, dass es Esposito zu wissen schien.

„Das wäre alles, Prince"

„Ich hoffe Ihr unterschätzt nicht, worauf Ihr Euch da einlasst, Majestät. Camilla hat so viele Freunde bei Hof, dass ich nicht wissen möchte, wie ein Streit zwischen Euch endet"

***

Ich streckte meine Füße und meine Hände von mir, um meinen verspannten Körper ein wenig zu lockern. Mein Adjutant bedachte die Geste mit einem Lächeln. „Das wäre das notwendigste für heute, Majestät", ließ er mich wissen, als er die Dokumente auf einen Stapel klopfte, um sie in die jeweiligen Abteilungen weiterzuleiten. Ich nickte knapp. Bis jetzt hatte ich die Ausrede, dass ich die angehäufte Arbeit nachholen musste, aber wenn das scheinbar alles für heute war ... würde ich jetzt wohl zu Camilla gehen.

Ich ließ mich dieses Mal sicherheitshalber ankündigen und ging den Weg besonders langsam. Ihre Obersthofmeisterin erwartete mich schon in ihrem Salon, aber von Camilla war keine Spur. „Die Prinzessin hat sich den Nachmittag über ausgeruht", ließ sie mich vielsagend wissen und ich sah sie verunsichert an. Bedeutet das, sie empfing mich nicht? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass mich Camilla jemals abgewiesen hätte.

Ich setzte gerade an, etwas zu sagen, als sich die Tür zu Camillas Schlafzimmer öffnete und sie ihren Kopf herausstreckte. „Ich hörte Stimmen", kommentierte sie ihr Erscheinen, wandte sich um, ließ ihre Türe aber weit offen. Ich verstand die Geste. Es lag an mir, ob ich ihr folgen wollte. Eilig ging ich ihr nach. Sie sammelte gerade Briefe ein, die quer über ihr Bett verstreut lagen. Meine Anwesenheit machte sie nervös.

Ich trat näher auf sie und entdeckte den Ring, den ich ihr heute Morgen gegeben hatte auf ihrem Nachtkästchen. Zögerlich ergriff ich ihn und stoppte Camilla in ihrem hektischen sortieren. Ich läutete nach einer Hofdame und drückte ihr den Stapel Briefe in die Hand. Ein wenig verloren saß Camilla auf der Bettkannte und starrte auf ihre nun leeren Hände. Ich ging vor ihr in die Hocke und griff nach ihrer rechten Hand, um den Ring wieder hinaufzuschieben.

„Ich frage dich nicht, weil ich weiß, dass du nicht willst"

„Ich bin bereit, wenn du es bist"

Meine Mundwinkel zuckten und zum ersten Mal seit Ewigkeiten spürte ich, wie ihr Zauber wieder auf mich wirkte.

Camilla 

Novel war geblieben, bis ich schlief. Meine Obersthofmeistern hat zwar darauf bestanden, dass die Tür einen Spalt offen blieb, aber Novel war trotzdem geblieben. Er hatte unentwegt über meinen Kopf gestrichen und mich festgehalten, als ich nach wenigen Minuten wieder aus meinem Schlaf aufschreckte. Dank ihm ging es mir heute besser.

Gut genug, um einen Besucher zu empfangen. Espositos Gesicht war eine Mischung von Blässe und rötlichen Flecken, die wohl auf seine ständigen Wutanfälle zurückzuführen waren. „Princesse", er verbeugte sich vor mir, bevor er sich zu mir setzte. Er lächelte mich liebevoll an, bevor er seinen Blick einmal forschend über meinen Körper wandern ließ. Wäre es nicht Esposito, wäre ich errötet.

„Ihr habt einen Tummelt unter den Gesandten ausgelöst"

„Wie schlimm ist es? Beruhigt es niemanden, dass Ihr hier seid?"

„Ich war gestern bereits beim Kronprinzen, also nein. Es sieht so aus, als würde das Kaiserhaus versuchen zu beschwichtigen. Die Gesandten trauen weder dem Kronprinzen, noch seinem Vater und die Kaiserin war schon lange nicht mehr zu sehen"

Mit einem Wort: Es war sehr schlimm. Ich fuhr mir verzweifelt über das Gesicht, worauf ich zusammenzuckte, als sich meine Schnittwunde spannte. Mich überlief ein Schauer bei der Erinnerung und ich verlor für einen Moment den Faden. So wie das klang, ging es Lavinia mindestens genauso schlecht wie mir und das glich einem Desaster.

„Könnt Ihr beschwichtigen?", bat ich Esposito. Einerseits war ich zu müde und zu entstellt, um mich dem Hof zu zeigen und andererseits würde es Novel jetzt noch nicht gestatten.

„Seid Ihr Euch sicher, diesen Jungen heiraten zu wollen?"

„Ich liebe ihn"

„Aber er liebt Euch nicht"

Ich fuhr bei den Worten zusammen und blinzelte hektisch, als mir plötzlich Tränen in die Augen schossen. Esposito räusperte sich peinlich berührt. „Bitte verschafft mir etwas Luft, Prince. Ich will nicht von überbesorgten Adeligen umgeben sein und versichert ihnen, dass ich sehr wohl gedenke, Kaiserin zu werden"

Ich erhob mich und wandte Esposito sofort den Rücken zu. Der Hof wusste es also, dass ich dummes Mädchen in Novel verliebt war und er noch immer an Beth dachte. Ich sollte Esposito danken, dass er es mir so unverblümt gesagt hat, aber im Moment könnte ich ihn dafür köpfen. Vielleicht beruhigte ihn der Gedanke, dass ich auf das Amt aus war. Das ist zwar eine Lüge, aber ich wollte nicht, dass er meine Ehepläne sabotierte. Novel und ich machten endlich kleine Schritte aufeinander zu. Da durfte er nicht dazwischenfunken. 

NovelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt