Kapitel 26

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Camilla

Ich zerknüllte den dritten Versuch mich in Italien anzukündigen, aber egal wie sehr ich mich anstrengte, meine Tränen verschmierten mir jedes Mal die Tinten. Novel hatte sich entschieden und schickte mich nachhause, weil er befürchtete, ich könnte seine Entscheidung nicht akzeptieren. Nachvollziehbar, aber ich an seiner Stelle würde eher mir, als Elisabeth trauen.

Meine Hofdamen sahen mich irritiert an, als sie mich in meinem Morgenrock am Schreibtisch vorfanden. Ich hatte Anweisung gegeben, mich nicht vor 9 Uhr zu wecken, aber meine eigenen Tränen ließen mich keinen Schlaf finden. „Die Tageszeitung, königliche Hoheit", murmelte meine Hofdame und legte mir den Papierstapel auf den Schreibtisch. Gelangweilt griff ich danach und ich erstarrte, als ich die Schlagzeile entdeckte. Gräfin Russo – geheime Favoritin des Prinzen und italienische Spionin. Panisch griff ich nach der nächsten Zeitung. Gräfin Elisabeth Russo – Spionin, Flüchtling und Braut des Kronprinzen. Verzweifelt schloss ich die Augen. Leila und Elisabeth wollten heute in das Kaufhaus fahren. Ich sprang auf und hastete in Novels Räume. Gott gebe, dass wir es schafften, bevor es sich herumsprach. 

Beth

Die Kutsche war offen und uns blies ein frischer Wind entgegen. Layla winkte den Menschen entspannt zu. Mir fiel diese Offenheit noch um einiges schwerer. Vor allem, nachdem ich Novel mein größtes Geheimnis anvertraut habe und ich mir nicht sicher sein konnte, wie lange ich noch hier sitzen würde. „Camilla geht heute Abend ins Konzerthaus zu einer privaten Aufführung. Möchtest du uns begleiten?", fragte Layla an mich gewandt und ich sah sie verwundert an. Ein privater Abend? Das klang für mich nach etwas, dass der Kaiserin missfallen könnte und das konnte ich gerade überhaupt nicht gebrauchen. Novel schützte mich in dem er Camilla fortschickte, aber ich war mir sicher, dass Camilla diese Entscheidung nicht gut hieß und Camilla wollte ich mir ursprünglich nicht zur Feindin machen.

„Ohne Camilla hast du nur die Hälfte des Charmes unseres Landes kennengelernt. Camilla verkehrt mit allen möglichen spannenden Menschen"

„Die Kaiserin gibt doch auch regelmäßig Gesellschaften"

„Mama gibt sich nur mit Künstlern der gehobenen Gesellschaft ab. Étienne, der mich aber aus Sorge nie zu seinen Treffen mitnimmt, und Camilla kennen die wirklich spannenden Menschen"

Ich sah eilig weg, als sich in meinen Augen Tränen sammelten. Das war kindisch, schalt ich mich selbst. Novel hat sich für mich entschieden und war dabei Camilla sogar wegzuschicken um mich zu schützen. Trotzdem konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass es klüger wäre, wenn ich anstelle von Camilla ginge.

Layla richtete ich unruhig in der Kutsche auf, als sich Menschen auf der Straße verdichteten und laute Stimme zu uns drangen. Die wüstesten Beschimpfungen flogen uns aus der Menschenmenge vor uns entgegen. Verängstigt sah ich zu Layla. Was ging hier vor? Diese Wut war konnte doch nicht gegen uns gerichtet sein. Layla sah sich ebenso besorgt aber um einiges weniger verängstigt um. „Finder heraus, was hier vorgeht", verlangte Layla von einer der Palastwachen, die unsere Kutsche flankierten. Sie waren nur zu viert und bei Gott nicht auf diese Menschenmasse vorbereitet. Langsam aber sicher verdichteten sich die Menschen auch hinter der Kutsche.

Der Soldat zog einen Mann herbei und nickte auf ihn hinunter. „Erklärt es der Prinzessin", forderte er und der ältere Mann verbeugte sich in seinem abgetragenen Anzug. „Wir protestieren gegen diese ... diese ...", vor Wut fehlten ihm die Worte und ich drückte mich enger in die Kissen. Was hatte ich nur getan, dass die Menschen derart in Rage versetzte? „Sie ist die Hure der italienischen Revolution! Sie will unser Land aufwiegeln und sich in Eure Familie einschlichen, Prinzessin", fand der ältere Herr nun doch Worte. Mir gefror das Blut in den Adern. Layla starrte erschrocken zu den Wachen. Die Männer konnte unmöglich wissen, dass sein Gerede der Wahrheit entsprach. Aber das garantierte nicht, dass sie uns sicher hier heraus bringen konnten.

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