Kapitel 39

115 7 18
                                    

Novel

Langsam bekam ich das Gefühl, die Minister wollten mir mit ihrer bloßen Anwesenheit und ihren vorwurfsvollen Blicken ihren Willen aufzwingen. „Meine Herren?", fragte ich und bemühte mich, mir meine Verstimmung nicht anmerken zu lassen. Ich freute mich, wenn Onkel Nemours unerwartet bei mir vorbeischaute. Aber wenn er Chevaliers und unseren neuen Volksminister Degár mitbrachte, sah die Sache anders aus. Degár sah immer noch aus wie ein verschrecktes Hündchen, aber das konnte noch werden.

„Wie geht die Bildung des Parlaments voran?", fragte ich Degár, als immer noch niemand ein Wort vorbrachte. „Gut, Majestät. Ich habe viele eifrige Männer und zwei Frauen rekrutiert und die Debatten sind eifrig"', er unterbrach sich selbst, als ihm Chevaliers unwirsch anstieß. Er errötete, räusperte sich und es wirkte, als käme er zu dem zurück, dass sie ausgemacht hatten.

„Die Gerüchte ...", begann er zögerlich, worauf ich mich sofort versteifte. Es ging um Camilla. Natürlich. Es ging immer um sie. „Ihr könnt wohl bezeugen, dass der Prinzessin nicht an die Gurgel springe", fuhr ich ihn unwirsch an, worauf er seine Mundwinkel kurz zuckten. „Ich kann tatsächlich bezeugen, dass Ihr die Prinzessin in keinster Weise anspringt", erwiderte er leise. Für einen Moment traute ich meinen Ohren nicht, bevor ich in schallendes Gelächter ausbrach. So etwas Kühnes hatte seit Monaten niemand mehr zu mir gesagt. Ich ließ mich in meinen Sessel fallen und schüttelte den Kopf, bevor ich den Herren bedeutete, sich zu setzen.

„Ihr scheint zwar nicht besonders nützlich zu sein", bemerkte ich mit einem spitzen Unterton, „Aber zumindest seid Ihr amüsant"

„Sir Degár wollte eigentlich sagen ..."

„Dass ich meine Verlobte nicht liebe. Glaubt es der Hof? Was hättet Ihr gerne, dass ich tue, damit meine Untertanen an meine bürgerlichen Tugenden glauben"

Die drei Männer wechselten einen Blick und da wurde mir bewusst, dass sie das vorher bereits abgesprochen hatten. „Ich werde mich mit Camilla nicht zeigen. Sie bleibt hier. In Sicherheit", stellte ich klar, bevor sie einen Opernbesuch, einen Spaziergang oder etwas ähnlich Lächerliches vorschlagen konnten, dass Camilla den Kopf kosten könnte. „Die Prinzessin würde von den besten Soldaten beschützt werden", hielt Chevaliers dagegen, worauf ich schnaubte.

„Ich glaube sehr wohl, dass Ihr die Prinzessin liebt", warf Degár ein und ich sah ihn erstaunt an. Niemand, eingeschlossen mir selbst, glaubte, dass ich Camilla in diesem Leben noch so lieben könnte, wie Beth. „Die beiden Bürokraten hier glauben, es wäre getan, wenn Ihr Euch mit Eurer Braut porträtieren lässt. Das mag vielleicht den Hofadel verzaubern, den die Prinzessin ohnehin schon um ihren Finger gewickelt hat. Ich bitte Euch das Parlament zu besuchen. Ganz öffentlich und dann zu erklären, warum Euch Camilla ...", er unterbrach in seiner eifrigen Rede ich zog argwöhnisch die Augenbrauen nach oben, „Warum Euch die Prinzessin nicht begleitet. Meine Männer werden sehen, dass Euch die Prinzessin etwas bedeutet und sich beruhigen"

Ich warf Nemours einen fragenden Blick zu, der zustimmend nickte. Chevaliers Miene blieb Ausdruckslos, aber solange er nicht heftigsten Protest einlegte, konnte ich das als Zustimmung werten. „Gebt meinen Adjutanten möglichst schnell Bescheid, wann es stattfinden soll. Wenn Ihr schon hier seid, wollen wir uns nun auf die wichtigen Dinge fokussieren?"

Camilla

Zögerlich trat ich in den Salon.

Als meine Hofdame weckte, war ich für einen Moment versucht gewesen, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und mich zu verstecken. Aber ich wusste, dass mich die Einsamkeit nicht schützen würde. Aber die vier würden es tun.

Meine Geschwister, die nicht mit mir verwandt waren, saßen alle mit ihrer eigenen Zeitung in der Hand am Tisch. Die Mahlzeit schien beendet zu sein, denn sie rührten nur mehr in ihren Tassen und reichten einander einzelne Zeitungsausschnitte weiter.

NovelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt