~Novel~
Zwei Wochen später
Das einzig höfische mit dem ich mich zurzeit beschäftigte, waren die Aktivitäten meiner Geschwister. Nachdem Mama mir gesagt hatten, dass hinter Comte Romanos Tod ein Komplott steckt, brauchte ich erst Mal Distanz zum Hof. Zum ersten Mal in meinem Leben zweifelte ich, ob ich tatsächliche für diese Rolle geschaffen war.
Da ich mich trotzdem den Tag über beschäftigen musste, arbeitete ich erneut enger mit dem Militär zusammen. Die Strategiebesprechungen und die kalkulierbaren Risiken sagten mir zu. Die Entscheidung, wo man die Soldaten am besten stationieren könnte, war anhand einer einfachen Liste mit Vor- und Nachteilen zu entscheiden. Das Einzige, das uns zurzeit ernsthafte Kopfschmerzen bereitete, waren diese Revolutionäre, die mittlerweile in regelmäßigen Abständen protestierten. Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch, als mein Adjutant nach einer Besprechung Camillas Obersthofmeisterin in mein Arbeitszimmer brachte.
„Ist Camilla in Schwierigkeiten?", fuhr ich sie sofort an und ärgerte mich über mich selbst, dass ich mich sofort sorgte. „Ich bin mir nicht sicher, Majestät", sagte sie zögerlich und erhob sich. „Ihre italienische Hofdame kam vorhin zu mir und drückte ihre Sorge aus. Die Comtesse ist auf den Weg sich mit einem dieser Revolutionären zu treffen", berichtete sie vorsichtig und mir wurde augenblicklich heiß vor Wut. Camilla traf sich mit den Männern, die Beths Ermordung befohlen hatten? „Wo findet dieses Treffen statt?", fragte ich barsch und ihre Obersthofmeisterin zögerte noch kurz, bevor sie mir den Weg erklärte.
Ich hörte Camillas Stimme bereits, bevor ich sie sah. Sie wirkte sichtlich pikiert, aber ihre Miene hellte sich auf, als sie mich auf meinem großen Braunen entdeckte. Ihre Hofdame hingegen schien, als wäre sie einer Ohnmacht nahe. Aber mein Blick blieb an dem alten Mann hängen, der ein geschecktes Kutschenpferd am Zügel hielt.
„Wir reiten nachhause", verkündete ich barsch und machte mir nicht die Mühe, vom Pferd zu steigen. „Novel ich habe dich hierher gelockt, weil ich möchte, dass du diesem Mann zuhörst", hielt sie dagegen und ich zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Mein Blick flog auf ihre Hofdame, die mittlerweile zitterte wie Espenlaub. Camilla war also darüber informiert, dass ihre Obersthofmeisterin mich über ihre Aktivitäten unterrichtet hielt und hat es genutzt, um mich hierher zu locken.
„Ich werde nicht mit den Männern sprechen, die meine Braut ermordet haben", fuhr ich Camilla an, die darauf bereits zu einer beschwichtigenden Geste ansetzte, aber von dem Mann hinter ihr unterbrochen wurde. „Meine Leute achten Frauen und wir haben die Gräfin für ihre Rolle in Italien zwar verachtet, aber ein Mord wäre nicht in unserem Sinn gewesen", erklärte er ruhig. Meine Wut stieg bei seiner logischen Argumentation immer weiter. Rasend sprang ich von meinem Pferd und stürmte auf ihn zu.
„Er hat seine Tat mit Ihren Parolen gerechtfertigt"
„Wie Ihr bei unseren Protesten bereits gemerkt habt, sind wir friedlich"
Ich packte ihm am Kragen und sah ihn wutentbrannt an. Bis ich Camillas Hand an meiner Schulter spürte. Mich überlief ein Schauer und ich wich von dem Mann zurück und auch fort von Camilla. „Du hast mir eine Chance gegeben, als ich Leone mitbrachte. Ich bitte dich erneut. Höre diesen Mann an. Er hat Vorschläge, die zukunftsorientiert sind"
~Camilla ~
Ich blieb mit meiner Hofdame auf der Seite, während Novel tatsächlich begann zuzuhören. Zuerst voller Verachtung, aber desto länger er zuhörte, desto nachdenklicher wurde er. Ich lächelte in mich hinein. Der Plan, dass meine Hofdame meine Obersthofmeisterin täuschte, damit sie dann wieder zu Novel ging, damit er hier her ritt, war nicht risikofrei gewesen. Aber er hatte einwandfrei funktioniert.
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Novel
Historical FictionDorians Flucht reißt nicht nur Lavinia den Boden unter den Füßen weg, sondern auch ihren Kindern, die mittlerweile zu jungen Erwachsenen herangewachsen waren. Novels vom Militär abgehärtete Seele vertraut sich erstmals einer italienischen Gräfin...