Epilog, Teil II

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Camilla 

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Vergeblich versuchte ich meine Mundwinkel in den Griff zu bekommen, aber ich konnte mein Strahlen nicht unterdrücken. Ähnlich wie Novel – seine Augen leuchteten, als er mich sah. Ich trug eine leichte Abendrobe, da es hier am Abend immer noch so warm war wie in Bonheur zu Mittag zu dieser Jahreszeit. Leila trug ebenfalls eines ihrer leichteren Sommerkleider. Wir mussten in den nächsten Tagen unbedingt neue Kleider für sie anfertigen lassen. Als wir einander gegenüberstanden zog sie mich nochmal in eine enge Umarmung, gefolgt von George und Avel. „Ich bin so froh, dass ihr da seid", flüsterte ich und kämpfte plötzlich mit den Tränen. Das Leben war mit ihnen so viel reicher.

Estias Familie wartete mit allem an Prunk auf, dass sie zu bieten hatten, dass Novel leicht verlegen machte. Es schien ihm bewusst zu sein, wie viel Mühe sich sein Gastgeber machte, aber es war immer noch nichts im Vergleich zu unserem Lebensstandard. Es standen einige größere Dines an, aber für heute Abend konnte ich Großfürst Kostos davon überzeugen, es langsam angehen zu lassen. Ich wollte allen ein wenig Zeit geben sich aneinander zu gewöhnen und einen Zugang zueinander zu finden. Bis zur Nachspeise war das auch gelungen. George kehrte als erster aus dem Speisezimmer in den Salon zurück und ich erhob mich lächelnd vom Spieltisch. Leila verdrehte die Augen, aber Estia war bereit, meinen Platz einzunehmen.

„Der Großfürst hat klare Vorstellungen von unserer Zusammenarbeit"

„Ich weiß, dass Novel gehofft hat eine Brücke zum Balkan zu bauen, aber ich glaube er kann maximal dabei helfen, das osmanische Herrschaft hier so friedlich wie möglich endet"

„Das ist nicht seine Absicht"

„Absichten ändern sich"

„Ja, besonders wenn du im Spiel bist"

Ich warf George einen empörten Blick zu, der lachend einen Kuss auf meine Hand drückte. Kopfschüttelnd wandte ich mich ab und traf Novels Blick, der mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

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Novel 

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Müde rieb ich mir über mein Gesicht und ließ mich in Camillas Bett sinken. Ich fand es zwar sehr aufmerksam, dass man uns zwei getrennte Schlafzimmer zur Verfügung stelle, aber das änderte nichts an meinem Wunsch nach Camilas Nähe. Sie wandte sich lächelnd auf ihrer Kommode nach mir um. Gleich nachdem ich an die Tür geklopft hatte, schickte sie ihre Kammerzofen hinaus. Ihr Kichern war unmissverständlich, auch wenn ich ihre Sprache nicht verstand.

„Ich bin so erleichtert, dass du hier bist", gestand sie, schraubte eine letzte Dose zu und schlüpfte zu mir ins Bett. Einen Moment betrachtete sie mich, bevor sie sich wie selbstverständlich an meine Brust kuschelte. „Ich habe mir so oft vorgestellt, dass du hier liegst", gestand sie und hob leicht verlegen den Blick. „Ich habe manchmal in deinem Schlafzimmer übernachtet", erwiderte ich ungeschickt, bereute meine Worte sofort, als sie sich schmunzelnd aufrichtet. „Ich hoffe nicht mit Ava" – „Natürlich nicht!" Camillas Augen blitzten amüsiert und ich schnaubte, als ich verstand, dass sie mich neckte.

„Du hast mir so gefehlt", seufzte ich und diese Worte fühlten sich noch intimer an, als jede Liebeserklärung. Bevor sie etwas erwidern konnte, zog ihr Gesicht zu meinem und küsste sie innig. Camilla schob sich sofort auf mich und legte ihre Handflächen auf meine Wangen. Ich schlang meine Arme um ihren Rücken, damit sie nicht zurückweichen konnte, aber Camilla erwiderte meinen Kuss so hungrig, dass ich mir darüber im Moment keine Gedanken zu machen brauchte. Ich schob meine Hände tiefer, zeichnete Camillas Konturen nach und stellte besorgt fest, dass sie schlanker geworden war.

„Worüber denkst du nach?", fragte Camilla schwer atmend und strich mit ihren Daumen über meine Schläfe. „Über dich" – „Dann bereite ich dir anscheinend keine angenehmen Gedanken" Ich spürte, dass Camilla versuchte zu scherzen, aber ich konnte nicht darüber lachen. Jetzt wollte sie vor mir zurückweichen, aber ich hielt sie immer noch fest genug, dass sie nur unmerklich ihren Oberkörper heben konnte. Ich suchte in ihrem Gesicht nach einem Anzeichen, warum sie erneut Gewicht verloren hat. Aber alles das ich fand, war ihre zunehmende Verwirrung.

„Novel, bitt lass mich los", flüstert sie schließlich und die unterdrückte Panik in ihrer Stimme ließ mich zusammenzucken. Sofort gab ich sie frei und sie krabbelte hastig von mir herunter. „Es tut mir ..:",begannen wir beide und hielten verlegen einen Moment inne, bevor Camilla prustete.

„Bist du nicht zufrieden mit meiner Arbeit hier?", riet Camilla, worauf ich sofort schnaubte und den Kopf schüttelte. Der Großfürst schien zwar keine freundlichen Verbindungen zu den Osmanen zu pflegen, dafür hatte er anderwärtige Kontakte, die ich nutzen könnte. „Natürlich nicht", erwiderte ich empörte und stützte mich auf meinen Ellbogen auf. Ich konnte dem Drang nicht unterstehen und strich Camilla eine Strähne hinter das Ohr, das sie sofort erröten ließ.

„Du bist dünn geworden"

„Ich dachte, das gefällt dir"

„Mir ist es egal, wie breit deine Hüften sind"

„Das beruhigt mich"

Mir blieb das Lachen im Hals stecken, als bemerkte, dass sie nicht scherzte. Ich überbrückte den Abstand zwischen uns indem ich mich dieses Mal auf sie rollte. Camilla zog mich sofort wieder für einen Kuss an sich und ihr Geschmack auf meiner Zuge lies mich beinahe vergessen, worüber ich mit ihr sprechen wollte. „Du lenkst ab", schalt ich sie zwischen zwei Küssen, dass Camillas Mundwinkel zucken ließ. Als wir beide kaum noch Atem übrig hatten, wanderten meine Lippen über ihren Hals zu ihrem Schlüsselbein und weiter nach unten. Als ich ihren Nabel durch ihr Nachtkleid hindurch küsste, versteifte sie sich erneut.

„Vielleicht sollte ich dir noch etwas erzählen"

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Camilla 

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Um absolut sicher zu gehen, wollte ich vorab noch mit George sprechen, aber mit Sicherheit stellt Novel in wenigen Augenblicken fest, dass meine Bauchdecke härter geworden war. Unsicher schob ich eine Hand zwischen Novel und meinem Bauch. Zwischen Novel und unser Kind. Novel sah gespannt an und als ich in Richtung meiner Hand nickte, sah er mich einen Moment verwirrt an, bevor sich seine Augen vor Überraschung weiteten. „Ich habe noch keinen Arzt konsultiert, aber meine Blutungen bleiben bereits zum dritten Mal aus", erklärte ich stotternd und versuchte mein Grinsen zumindest in ein elegantes Lächeln zu drücken. Novel schob vorsichtig meine Hand bei Seite und betastete selbst meine Bauchfläche. Noch konnte ich selbst noch keine Veränderung ausmachen, aber sie wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

„Oh, Camilla", hauchte Novel und bedeckte mein Gesicht mit küssen. Ungeduldig hielt ich ihn an den Schultern fest, damit er endlich meinen Mund küsste. „Können wir es noch eine Weile für uns behalten?", flüsterte ich, worauf Novel kurz den Blick hob und sofort nickte. „Aber Avel ..." – „Natürlich, Avel kannst du es erzählen. Gräfin Russo weiß es auch" Er nickte immer wieder während seine Lächeln immer breiter wurde. „Oh, Camilla", wiederholte er und legte seine Stirn auf mein Brustbein. Als er seinen Kopf wieder hob glänzte in seinen Augen dieses Funkeln, dass mir eine lange Nacht voraussagte. 


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