Multifandom Oneshots

Gedächtnisverlust (Destiel Fluff)

"Ich kenne Sie nicht."

4 Worte, und jedes Einzelne bohrte sich wie ein Dorn in Dean Winchesters Herz.
Zeit viel darüber nachzudenken blieb ihm nicht, denn sein Engelsfreund Castiel hatte ihn an den Armen gepackt und mit einer unglaublichen Kraft quer durch den Raum geworfen.
Mit einem dumpfen Ton schlug er auf dem Boden des Diners auf.

Cas wusste nicht mehr, wer er war. Das war nicht gut. Gar nicht gut.

Gerade hatte er sich aufgerappelt, da krachte der Engel gleich eines Rammbocks in ihn hinein und drückte ihn gegen eine der Säulen, die überall im Raum verteilt waren.

Angestrengt blinzelte Dean das Blut, das aus seiner aufgeplatzten Augenbrauen strömte aus den Augen, nur um Castiels Gesicht direkt vor seinem zu sehen. Aber nicht im positiven Sinn.
Seine dunkelblauen Augen kalt, die Haare wild, die Zähne gefletscht. Ein Kämpfer, kein Freund. Jemand vor dem er sich fürchten sollte.

"Wer bist du?"

Seine Stimme grollte, so wie sie es normalerweise nur noch manchmal tat, nur dann, wenn Cas so richtig wütend wurde.

"Ich b-bin Dean Winchester."

Er verfluchte sich für seine zitternde Stimme.

Der Engel schien ihm kaum zuzuhören, mit feurigen Blick griff er nach Dean's Kehle und hob die Engelsklinge, bereit zum Todesstoß.

Dean war sich sicher, dass er Folgendes, unter anderen Umständen, niemals getan hätte. Nie. Klar, hatte die ganze Sache schon lange wie eine übergroße Seifenblase über ihnen im Raum geschwebt, aber Dean hatte nicht vorgehabt, sie platzen zu lassen.
Ja gut, vielleicht war es ziemlich offensichtlich, dass Cas ihn ebenfalls liebte. Aber... Wenn er ehrlich war hatte er Angst. Angst davor, dass es ihm wie Sam gehen würde, dass er aufwachte und Castiel war weg und ja, natürlich war das so auch schon oft passiert aber... Wenn er sich das eingestandt, dann würde er das nicht überleben.
Glaubte er zumindest.
Aber in seiner Todesangst war es ihm scheiß egal ob er irgendwelche Hemmungen hatte oder ob er Angst hatte, dass er sich selbst mit seinen Handlungen verletzlich machen könnte.

Er griff nach dem Kragen von Castiels Trenchcoat und presste die Lippen auf die seines besten Freundes.
Wütend stieß der Engel ihn weg und verpasste Dean dabei eine Schramme mit dem Engelsschwert.
Deans letzte Hoffnungen klammerten sich an diesen winzigen Strohhalm. Cas musste sich nur an seine Gefühle erinnern, dann wüsste er auch den Rest wieder.

Er stieß gegen das Schwert, so dass es mit einem metallernem Scheppern zu Boden fiel und hielt Castiel mit aller Kraft davon ab, danach zu greifen. Bevor sein Freund zum Schlag ausholen, sich losreißen, oder Dean mit seinen Engelskräften verbrennen konnte, küsste er ihn erneut.

Der Kuss war nicht wirklich liebevoll oder sanft, im Gegenteil, Dean krachte mit seinem Mund so heftig gegen die Lippen des Engels, dass es ihm für einen Moment den Atem raubte.
Er griff nach Castiels Hand, nach seinen Haaren, er lehnte sich gegen ihn, hoffte, dass Cas durch seine Haut irgendwie seine Gedanken sehen konnte, dass er sich wieder erinnerte.

Und Castiel wurde ruhiger. Die Wut schien verraucht.
Als Dean ihn losließ starrte er ihn völlig fasziniert an.
"Ich kenne dich?"

Dean nickte stumm, Tränen liefen über sein Gesicht. Sein Herz raste wie verrückt, seine Todesangst und die Panik, die die gesamte Situation- er, Cas... - in ihm freigesetzt hatte. Er fühlte sich wie in Watte.

Als nächstes geschah etwas, was Dean nicht erwartet hatte. Castiel legte seine Hände an Deans Schläfen und küsste ihn. Dieses Mal etwas vorsichtiger.
Dean Winchester spürte die Wärme, die von den Händen des Engels ausging und er wusste, dass sie in diesem Moment hell glühen mussten. Cas las seine Gedanken.

Als sie sich voneinander lösten hatte auch Cas Tränen in den Augen. Forschend beobachtete Dean ihn, versuchte rauszufinden, was in dem Kopf seines Freundes vorgehen musste.

"Dean, es tut mir so Leid-"

"Cas, erinnerst du dich..."

Castiel schlang die Arme um seinen besten Freund, presste seine Nase in Deans Halsbeuge und umarmte ihn heftig.

"Dean, ich hätte niemals... Ich hätte niemals meine Erinnerung verlieren dürfen, ich hätte dich... Ich hätte dich fast-"

"umgebracht?", murmelte Dean belustigt.

"-vergessen.", stieß Cas hervor und Dean musste lachen, denn aus Castiels Mund hörte sich das sehr viel schlimmer an als die Möglichkeit, Dean tatsächlich zu töten.

Der Engel ließ ihn los und lächelte, seine Augen strahlten wie Saphire (Chuck, jetzt werde ich aber wirklich kitschig!, dachte Dean).

"Dean, du solltest wissen, dass ich dich liebe.", sagte Cas.

Dean starrte seinen Freund an.
"Ich auch.", stammelte er. "Ich meine, ich dich auch, Castiel. Ich... Oh Mann ich bin so ein Arsch, ich hätte mich niemals getraut irgendetwas zu tun oder zu sagen wenn du nicht versucht hättest mich umzubringen... Oh Mann..."

"Dean, du musst nicht-", begann Cas, doch Dean ließ ihn nicht weiterreden.
Stattdessen presste er die Lippen gegen die des Engels, der überrascht versuchte, sich an Deans Haaren festzuhalten (vergeblich, dank Deans modischer Kurzhaarfrisur). Unbeholfen kippten sie gegen die Säule hinter Dean Winchester.

"Oh Gott, ich liebe dich so sehr.", nuschelte Dean in den Kuss hinein, was Castiel zum Lachen brachte. Vorsichtig löste er sich von dem älteren Winchester Bruder.

"Dean, wir sollten zu Sam zurückgehen, er macht sich bestimmt schon Sorgen um uns."

Dean, der sich fühlte wie ein verliebte Schuljunge, griff nach der Hand seines Freundes und zog ihn hinter sich her zum Ausgang des leicht verwüsteten Diners.

"Na gut, aber wenn wir wieder im Bunker sind, dann bist du- und ich meine das auf die netteste Art, die überhaupt möglich ist- dran."

"Ich verstehe nicht...", murmelte Castiel verwirrt.

"Das wirst du dann, keine Sorgen..."