Das Leben Gehört Nicht Allein Dir (Johnlock Angst/Fluff)

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Trigger Warnung:
Drogenkonsum, Selbstverletzung

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Ihm war unklar, wie Menschen vor Nadeln Angst haben konnten.
Oder vor Spritzen.
Natürlich folgte auf einen Stich auch meist ein Schmerz, aber was war Schmerz schon?
Lediglich ein Impuls, den das Nervensystem an das Gehirn sendete.
Eine Warnung.
Eine Warnung vor weiteren Verletzungen oder dem Tod.

Wieso also tat es so verdammt weh, wann man ein gebrochenes Herz hatte?
Und wieso konnte unbedingt ein weiterer Schmerz, ein weiterer Stich einer Nadel dafür sorgen, dass alles ganz dumpf wurde.
Dass jedes Gefühl verschwamm.

Vor was warnte einen der Herzschmerz?
Konnte man an gebrochenem Herzen sterben?

Natürlich kannte er die Antwort.
Ja, konnte man.
Er kannte die Antwort auf die meisten Dinge.
Das broken heart- Syndrome.
Ein Herzinfarkt aufgrund von starker Trauer, zum Beispiel durch Liebeskummer.

Es machte es nicht besser, dass er wusste, dass er sterben konnte.
Denn er starb nicht, egal wie sehr er es sich wünschte.

Stattdessen tat er sich das Tag für Tag wieder an, quälte sich, nur um ihm nah sein zu können.
Es tat so unglaublich gut und zehrte ihn doch immer weiter aus.

Und eins war sicher:
Sherlock Holmes war definitiv kein gefühlskaltes Monster, egal wie gern er das in diesem Moment wäre.

"SHERLOCK?!", hörte er seine Stimme durch die Wohnung hallen.

Seine Stimme.
John Watsons Stimme.

Schritte kamen näher.

Immernoch halb betäubt durch das Heroin versuchte er, die Spritzen in die Schublade seines Nachtschranks zu schieben.

"KOMM JETZT NICHT REIN!", rief er panisch und ihm entfuhr ein "Fuck", als ihm eine der Spritzen aus der Hand rutschte und auf dem Linoleumboden landete.

Klick

Er war aufgeschmissen.
Das Geräusch musste John kennen.

Die Tür öffnete sich, John zerrte ihn von den Schubladen weg und warf einen Blick auf die gebrauchten Spritzen.

"Meine Güte, Sherlock! Du kannst nicht mehr weit von einer Überdosis entfernt sein."
Er klang sehr wütend. Der warme Unterton in seiner Stimme war vollkommen verschwunden.

"So viel war das nicht.", murmelte Sherlock mit zitternder Stimme und sank in die Knie.
Er konnte nicht mehr stehen.
Er wusste selbst, dass seine Behauptung eine Lüge gewesen war.
Es war schon beinahe zu viel.

"Sherlock!", rief John entsetzt und ging ebenfalls in die Knie.
Er war vielleicht wütend auf seinen besten Freund, aber Sorgen machte er sich dennoch. Höllische Sorgen.

"John, du solltest wirklich gehen.", knurrte Sherlock und lehnte seinen verschwitzten Lockenkop gegen das Bett.
Ihm war so, als könnte er jede Sekunde ohnmächtig werden.
Sein heftig klopfendes Herz, weil John so nah war, der John Watson, sein John Watson, half ihm nicht unbedingt dabei, rationale Entscheidungen zu treffen.

Er war sich nicht sicher, was er im Drogenrausch tun würde, was für Fehler er vielleicht machen könnte.

Er wimmerte. John musste gehen. Jetzt. Sonst...

"Natürlich gehe ich nicht, du...Du riesiger Dummkopf. Wie kannst du dir das nur antun?!"

John rückte näher und Sherlock verfluchte dieses dumme, Blut-pumpende Organ in seiner Brust.
Er war sich beinahe sicher, dass John seinen Herzschlag hören musste, denn dieser galoppierte wie ein wildgewordener Hengst.

"John...Ich....", fing er an, nicht wissend, was er überhaupt sagen wollte.

John knöpfte den Hemdärmel des Detektivs auf, zog ihn hoch und schnappte hörbar nach Luft, als er all die Narben sah, die Sherlocks Unterarm zierten.
Sherlock fehlte jegliche Kraft, ihn daran zu hindern.

Blutergüsse von dem Schuss, den er sich heute gegeben hatte, weiße Narben von vor vielen Jahren und rote, die vor einiger Zeit entstanden waren.
Dazu all die Selbstverletzungsnarben, die seit Johns Hochzeit mit Mary dazugekommen waren.

Mary war zwar tot, doch war Sherlock durch sie entgültig klar geworden, dass er bei dem Doktor keine Chancen hatte.
Wenn dieser sich damals in Mary verliebt hatte, konnte er Sherlock damals auch nicht auf diese Weise gemocht haben und mochte ihn somit auch heute nicht so. Offenkundig.

"Drogen, klar, du bist ein Junkie, das weiß ich ja aber...Selbstverletzung? Sherlock, was ist los. "
Johns Stimme zitterte und war seltsam belegt.

"Du solltest das nicht sehen-", flüsterte Holmes mit rauer Stimme und verfluchte sich selbst für die fliegenden Gedanken, die er nicht ergreifen konnte und für die heißen Tränen, die ihm über das blasse Gesicht rannen.

"Sherlock. Warum."

Johns Stimme wurde immer leiser.

"Dein Leben gehört nicht allein dir. Lass die Finger davon."

Sherlock lächelte traurig: "Das ist mein Satz."

"Weiß ich doch. Wieso weinst du?"

Sherlock wischte sich hilflos mit dem Handrücken über die Augen.

"Ich weiß es nicht.", brach es schließlich aus ihm heraus und er begann heftiger zu schluchzen.

Peinlich berührt verbarg er das Gesicht in den Händen.

"Nicht...", flüsterte John und griff nach Sherlocks Händen.
Sherlock ließ sie sinken und starrte John an.
John Watson.
Der seine Hände in seinen hielt.

"John ich-", begann er unsicher.
Er wollte ihre Freundschaft nicht zerstören. Er würde es nicht überleben, John nie wieder zu sehen. Doch wie es nun war machte ihn kaputt.

"Ich liebe dich.", flüsterte er.

Es war draußen, ging eigentlich ganz schnell.
Sofort bereute er es jedoch, denn nun war alles vorbei.
Ganz sicher.

Mit bang klopfenden Herzen beobachtete er die Reaktion des Älteren.
Dieser zog lediglich die Brauen hoch:

"Du tust was?"

Sherlocks Stimme zitterte, als er antwortete:
"Ich liebe dich, John Watson. Nicht freundschaftlich. Absolut nicht freundschaftlich, nein. Ich weiß, ich bin ein Idiot und du wirst mich dafür hassen, aber-"

John schüttelte den Kopf:
"Du bist ein Idiot, aber ich hasse dich nicht. Wie könnte ich? Aber wieso verdammt hast du mir das nicht schon früher gesagt?!"

Verwirrt setzte der Detektiv zur Antwort an, da spürte er plötzlich die Hände seines Freundes in seinem Nacken und eine Sekunde später dessen Lippen auf seinen.

Wow.

John Watson würde immer der einzige bleiben, der seine Gedanken zum Schweigen bringen konnte.

Als sie sich wieder voneinander lösten, hatte Sherlock Holmes ein rot glühendes Gesicht und John dezent zerzauste Haare.
Stand ihm aber, fand Sherlock.

Vorallendingen gefiel ihm der Gedanke, dass sie wegen ihm so aussahen...

"Sherlock Holmes.", lächelte ihn sein Mitbewohner an.
"Du überraschst mich wirklich immer wieder."

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Hatte Lust auf nen Johnlock- Oneshot:)
Meinungen gerne in die Kommentare

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