Multifandom Oneshots

Kas The Bloody Handed (Steddie Angst)

Zunächst war die Freude groß gewesen, als Eddie zurückgekehrt war.
Der Metalhead sah furchtbar aus, immerhin hatte er mehrere Tage und Nächte auf der anderen Seite verbracht, und ein wenig verwirrt schien er auch zu sein, aber das hielten alle für normal. Wie sollte er auch sonst sein, nach so einem Erlebnis?
Was ihnen jedoch merkwürdig erschien, war, dass es so wirkte, als ob er sich an nichts erinnern könnte. Natürlich wollten sie ihn nicht bedrängen, ihn nicht ausfragen, was denn jetzt eigentlich passiert war, aber er erinnerte sich nicht einmal an grundlegende Dinge.
Am Meisten machte es ihnen Sorgen, dass er sich nicht an Namen zu erinnern schien. An keinen von ihnen.

"Hey, Eddie.", sagte Steve vorsichtig und stellte ihm die Hühnersuppe auf den Fernsehtisch. Eddie hatte vorübergehend in seinem Haus Quartier bezogen und da Steves Eltern wie immer nicht anwesend waren, störte das auch niemanden.
Niemanden, außer Steve selbst, dem die Sache von Tag zu Tag suspekter wurde...
Eddie Munson drehte sich nicht einmal um. Er hatte sich zu einem festen Ball zusammengerollt, die Nase in die Lehne des Sofas gedrückt und rührte sich kein Stückchen, sprach kein Wort. Das ging nun schon seit zwei Tagen so.
"Eddie? Bist du wach?"
Steve legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter seines Freundes. Eddie hatte seit sie ihn gefunden hatten weder etwas gegessen, noch etwas getrunken und seine Schulterknochen fühlten sich dementsprechend spitz an unter dem dreckigen Hellfire T-Shirt.
Steve hatte ihm alte Klamotten von sich selbst hingelegt, doch die hatte der Metalhead ebenso wenig angerührt wie sein Essen. Er hatte generell nicht viel gemacht, außer rumzuliegen.
Einmal hatte Dustin versucht, sich mit ihm zu unterhalten, ihm erzählt, wo Mike und Lucas sind (bei Max im Krankenhaus) und das war das Einzige Mal, wo Eddie überhaupt gesprochen hatte. Ein einzelner Satz, der Dustin an den Rand der Verzweiflung gebracht hatte: Wer ist Mike?

Steve rüttelte leicht an Eddies Schulter, plötzlich hatte er Angst, dass Eddie auf seinem Sofa das Zeitliche gesegnet haben könnte. Atmete er überhaupt noch?
"Eddie!"
Und endlich reagierte der andere:
"Wo bin ich?"

Es war mehr ein Knurren, als ein normaler Satz und es jagte Steve einen kalten Schauer über den Rücken.
Und plötzlich, schlagartig, wurde ihm bewusst, dass das auf dem Sofa vermutlich nicht mehr Eddie Munson war.
"In meinem Wohnzimmer. In Hawkins."
Er versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken, aber das war kaum möglich. Er starrte in Eddies blasses Gesicht, in seine Augen, die noch dunkler wirkten, als sonst und von tiefen Schatten umgeben waren.
"Hawkins.", wiederholte Eddie und ließ den Blick durch das Wohnzimmer wandern, dann heftete er ihn wieder auf Steves Gesicht: "Wo ist der Junge?"
"Eddie, kannst du dich daran erinnern, was nach den Fledermäusen passiert ist?", fragte Steve, die Frage des Anderen ignorierend. Der Junge... vermutlich meinte er damit Dustin.
Eddie musterte Steve mit kaltem Blick, dann zog sich ein erleuchteter Ausdruck über sein Gesicht. "Eddie.", wiederholte er und Steve wurde Kotzübel.
Es war nicht so, als ob sie nicht bedacht hätten, dass Eddie möglicherweise durch den Mindflayer kontrolliert wurde, aber das wurde er nicht. Sie hatten es überprüft, Eddie reagierte nicht auf Hitze!
Bis eben hatte Eddie überhaupt gar nicht auf irgendetwas reagiert...

Eddie Munson, oder das, was die Fledermäuse von ihm übrig gelassen hatten, setzte sich auf und streckte seine Arme nach der Suppenschale aus, die Steve ihm Stirnrunzelnd hinschob, ganz so, als ob Eddie ein gefährliches Raubtier wäre, das sonst über ihn herfallen würde.
Eddie griff nach der Schale, ließ den Löffel links liegen und inhalierte die Suppe, so, als ob es Jahre her wäre, dass er zuletzt etwas gegessen hatte.
Die Brühe tropfte noch von seinem Kinn, als er erneut zu Steve hinübersah und den Mund zu einem Lächeln verzog. Über seine Unterlippe schoben sich dabei ein Paar viel zu spitze Eckzähne.

Das war der Moment, in dem Steve Schwarz vor Augen wurde.

***

Als er wieder aufwachte lag er auf dem Wohnzimmersofa, Eddie musste ihn dorthin gelegt haben. Sein Kopf tat weh und aus irgendeinem ihm nicht einleuchtenden Grund hatte er Halsschmerzen. Vorsichtig setzte er sich auf und blickte sich im Raum um; Eddie kauerte auf dem großen Esstisch, die Beine an die Brust gezogen, wie eine übergroße Eule.
Als er erkannte, dass Steve aufgewacht war, grinste er erneut sein schauriges Grinsen. "Du bist wach!"
Seine Stimme klang nun normaler, so, als ob sich das, was auch immer Besitz von Eddie ergriffen hatte, an seine Stimmbänder gewöhnt hatte. Steves Herz raste in seiner Brust, während er überlegte, wie er am Besten fliehen könnte. Sein Walkie Talkie war außer Reichweite, also konnte er nicht einmal den anderen Bescheid geben... Gott, was sollte er nur tun?!
"J-ja, ich bin wach..."
"-Ich hatte schon Angst, du überlebst das nicht..."
Eddie-mit-spitzen-Zähnen deutete auf seinen eigenen Hals und legte den Kopf leicht schief. Seine Augen funkelten heimtückisch.
Steve griff sich reflexartig an den Hals und zog erschrocken die Hand zurück, als er in etwas nasses, warmes fasste. Blut.
"Was hast du getan?!", entfuhr es ihm, doch Eddie ignorierte ihn gekonnt.
"Es ist eigentlich komisch.", fuhr Eddie fort und musterte Steve nachdenklich, "darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Eigentlich sollte es mir egal sein..."
"Was sollte egal sein?!"
"Ob du verletzt bist, oder nicht. Naja, wies auch sei, Stephen, da es mir besser geht, muss ich dich leider verlassen."
Er grinste sein merkwürdiges, spitzzähniges Grinsen und wandte sich zum Gehen um, während Steve ihn ungläubig beobachtete: Was auch immer los war, das musste dringend aufhören!
Gerade, als Eddie, oder was auch immer von ihm Besitz ergriffen hatte, durch die Tür verschwinden wollte, ertönte ein dumpfes Geräusch, das Steve zunächst nicht einordnen konnte.
Erst, als Eddie wie ein Brett nach Hinten umkippte und die Sicht auf Dustin und Lucas freigab, die mit vor Schock geweiteten Augen im Flur aufgetaucht waren, wurde ihm klar, dass das Geräusch von Eddies Schädel gekommen sein musste.
Lucas hielt Steves Baseballschläger in der Hand.