In the End it Doesn't Even Matter (Steddie Fluff)

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Elf war hochkonzentriert, so hochkonzentriert tatsächlich, dass eine Ader an ihrer Schläfe hervortrat.
Aber dieses Mal war es anders: Ihr strömte kein Blut aus den Augen, nein, es tropfte ihr nicht einmal aus der Nase und sammelte sich dann auf der leicht nach vorne geschwungenen Kante ihrer Oberlippe. Nichts dergleichen, ihre gerade vor sich ausgestreckte Hand zitterte nicht einmal.
Dieses Mal war etwas anders und Vecna wusste das...er hatte keine Kontrolle mehr über sie.
Der Tipp, den er Elf, Jane, Elfie, wie auch immer man sie nun nennen sollte, gegeben hatte, als er noch durch und durch 001 gewesen war, sollte nicht funktionieren, das war sein Plan. Er durfte nicht funktionieren, nicht so, wie er jetzt scheinbar funktionierte.
Negative Emotionen wie Traurigkeit, Angst oder Hass zu verwenden, um ihre eigenen Kräfte zu verstärken, hatte vielleicht in der Vergangenheit funktioniert, aber jetzt waren diese negativen Gefühle etwas, was er, Vecna, für sich benutzen konnte...
Oder zumindest benutzen können sollte, denn gerade funktionierte es wunderlicherweise nicht.

"Was hast du getan?", Seine kalte, dunkle Stimme zerschnitt die Luft, verunsichert.

"Das, was du mir beigebracht hast, war gelogen.", sprach Nummer 11 leise. Trotz der beinahe schon geflüsterten Worte klang in ihrer Stimme die Wut mit, die hinter ihrem neutralen Gesichtsausdruck schlummern musste.
Mit einem schleimigen, gummiartigen Geräusch legte Vecna fragend den Kopf schief.

"Meine Kräfte werden durch Emotionen stärker... Aber Wut ist ein schlechtes Gefühl."

"Was?!", zischte Vecna. Was sollte das denn jetzt heißen?!

"Das ist deine Schwäche. Du bist wütend auf alles. Auf alle Menschen, weil du glaubst, dass sie ihr Leben falsch leben, weil sie keine größere Bestimmung suchen, so wie du. Wut ist das, was dich antreibt und Angst ist das, wovon du dich ernährst. Ich bin nicht wie du.", Sie lächelte leicht: "Ich bin kein Monster."

Und in diesem Moment schloss sie die Augen und ließ alle guten Momente in ihrem Leben Revue passieren, erinnerte sich zurück an den Moment, in dem sie in Hawkins ankam, Waffeln mit Hopper, ihr erster Kuss mit Mike, wie sie Will rettete, Einkaufen mit Max in der Mall... Und sie durchströmte eine Wärme, die Vecnas ganze kalte, unheimliche Präsenz zu verdrängen schien.
Plötzlich fing er an zu schreien, Dampf schien von ihm aufzusteigen, als ob Elfies warme Gedanken seine Haut versenkten.
Alles, woran sie dachte, ihre Familie, unwichtige Dinge wie Waffeln oder die Rettung eines Freundes... Das bedeutete ihm rein gar nichts. Er hatte seine Familie getötet, er hatte keine Freunde. Das war nichts, was ein Leben lebenswert machen konnte. Wo war der größere Sinn dahinter?
Sein Gehirn fühlte sich an, als ob es in Flammen stände und mit den langen Fingern seiner einen Hand begann er, durch sein eigenes Gesicht zu kratzen, verzweifelt versuchend, das Jucken der anschwellenden Brandblasen zu lindern. Er merkte, dass er schrie, kläglich und rau und gar nicht mehr so angsteinflößend. Er klang ein wenig, wie der kleine Junge, der er gewesen war, bevor er seine Eltern getötet hatte.

"Nein, ich bin mehr als das!", rief er und klang dabei erbärmlich menschlich.

"Was du verstehen solltest, Henry-", sagte Elf: "Es gibt keinen großen Plan, keinen Sinn im Leben. Freunde, Familie, die kleinen Momente, das Leben selbst ist wichtig."

"Nein!", schrie Vecna und versuchte, nach ihr zu greifen, ihr den Arm zu brechen, und dann den anderen, und die Beine, und ihr die Augen auszustechen, und...

"Es tut mir Leid, Eins. Aber die Superheldin tötet das Monster. So läuft das nunmal."

Und mit diesen Worten erinnerte sich Elf an keinen spezifischen Moment zurück, sondern dachte an alle, die ihr wichtig waren, stellte sich vor, wie sie lächelten und ihren Namen riefen.... Und Vecna wurde in die Luft gerissen und verglühte in hellem, weißen Schein, bis nichts mehr von ihm übrig war.
Mit einem Mal stand Elf wieder auf der Wiese, auf der sie sich zuvor befunden hatte, von ihren Freunden umringt.

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