You Belong to Me (Jessigrave Angst)

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"Ich wusste, dass du so fühlen würdest wie ich!", grinste er, doch sie antwortete nicht, sondern legte stattdessen beide Hände rechts und links an seinen Kopf.
An jedem normalen Tag hätte sie nicht gezögert und ihm einfach das Genick gebrochen, doch nun...
Nun war alles irgendwie anders.

In dem Moment, als er sie angesehen hatte, war sein schmieriges Lachen verschwunden, die Arroganz in seinen beinahe schwarzen Augen verblasst.
Zebediah Kilgrave, der große Bösewicht, Gedankenkontrolleur, Vergewaltiger, Sozio-und Psychopath und Jessica Jones größter Feind, war still geworden.

Sie starrte ihn an, sein Gesicht war blutverschmiert, seine Haare nass von Wasser und... auch hier, Blut, und sein lilafarbener Hemdkragen war bis zum Schlüsselbein eingerissen.
Jessica zuckte leicht zusammen, als der "purple man" seine Hände auf ihre legte und mit ruhiger Stimme fragte:
"Wieso tust du es nicht?"

Sie runzelte die Stirn:
Wieso sagte er ihr nicht einfach, dass sie aufhören soll? Sie hatte zwar gelernt, seinem Zwang zu entkommen, aber auch das würde sie schwächen und er wäre dadurch klar im Vorteil!
Wollte er etwa sterben?!

Ein merkwürdiges Gefühl durchströmte sie, als sie ihrem Erzfeind ins Gesicht sah.
Sie wollte ihn hassen, wollte es wirklich, wollte das Gefühl zurück, das sie all die Zeit gehabt hatte: Angst, Unruhe, Paranoia gemischt mit dieser unglaublichen WUT...
... Doch eine merkwürdige Ruhe hatte von ihr Besitz ergriffen und das einzige, was sie fühlte, war Trauer.
Wenn sie Kilgrave so sah, so hilflos, so ruhig, so nicht böse und nicht gefährlich, da kam sie einfach nicht umhin, zu denken, was für ein Potential er als Held gehabt hätte.

Er war charmant, gutaussehend, intelligent, hatte diese unglaublichen Fähigkeiten... Wenn nur diese Boshaftigkeit nicht wäre, der Sarkusmus, der Zynismus, die verdrehten Gefühle... Zebediah Kilgrave hätte ein guter Mann sein können.

"Sag es mir.", sagte er und Jessica antwortete freiwillig, noch bevor sie überhaupt seine Kräfte an ihrem Verstand zerren spürte:
"Du bist es nicht wert."

Sie ließ ihn los und er sackte zu Boden. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sich vorhin eines seiner Beine verstaucht hatte, also war es kein Wunder, dass er ungelenk mit dem Rücken auf dem Beton aufkam und einen erstickten, schmerzerfüllten Laut von sich gab.

Sie hatte sich bereits umgedreht um zu gehen, da hörte sie seine schmerztrunkene, aufgeraute Stimme leise murmeln:
"Ich hasse es."

Sie drehte sich ruckartig um und ging zurück zu ihm, eine Welle von Wut ergriff sie:
"Du hasst es, hm? Deine gottverdammten Fähigkeiten?! Was denkst du wohl, wie ich zu denen stehe, KILGRAVE, was ich davon halte, dass du dir immer alles NIMMST was du haben willst, ohne jemals an die anderen zu denken!"

Sein Blick war wie leergefegt, man konnte nicht erahnen, was er gerade dachte.
"Jeder würde das tun, wenn er es könnte. Aber es ist kein Segen... es ist ein Fluch. "

Jessica Jones' wurde kalt, als ihr klar wurde, wie Recht er damit hatte. Ein Paar Worte und dein Schwarm gehörte dir. Wahrscheinlich redete man sich nach einiger Zeit ein, dass der andere genauso fühlte und verdrängte den Grund, warum die Person bei einem blieb.

"Nein. Ich würde es nicht tun.", sagte sie trotzig.

Kilgrave entfuhr ein hochgepitchtes Lachen, wobei er seinen Kopf, den er angestrengt hochgehalten hatte, um Jessica, seine Jessica, anzusehen, auf den Betonboden fallen ließ.
Er gab keinen Laut von sich, doch Jessica hatte das dumpfe Geräusch gehört und war sich sicher, dass er davon mindestens eine Gehirnerschütterung bekommen haben musste.

"Deswegen mag ich dich.", sagte er und seine Stimme klang mit einem Mal so traurig, dass Jessica sich zusammenreißen musste, um kein Mitleid zu empfinden.
Er spielt nur mit mir, dachte sie angestrengt.
Aber was, wenn nicht?

Sein Blick schoss Richtung Decke und mit spitzem Ton sagte er die Worte, die Jessica die Kontrolle über sich selbst verlieren ließen. Er hatte sie zuerst emotional verwundbar gemacht und jetzt setzte er seine Fähigkeiten ein.

"Töte mich."

Eine Druckwelle schien ihren Kopf förmlich zum Platzen zu bringen, ihr wurde schlecht, Angst durchströmte sie. Sie musste es tun, sonst musste sie sterben, da war sie sich sicher.

Sie muss, nein, sie wollte es.
Sie hasste ihn, das hatte sie immer schon gewollt.

"TU ES!", schrie Kilgrave und seine Stimme mit dem starken, britischem Akzent hallte von den kahlen Betonwänden wieder.

Sie trat näher.
Sie wollte es tun. Hatte es schon vorhin tun wollen. Warum tat sie es nicht?

Das ist er, der das sagt, versuchte sie sich in Gedanken zu rufen, er will das. Er kontrolliert mich. Ich darf nicht...

Doch sie spürte schon seine fiebrig warme Haut und das Pochen seines Pulses in seiner Halsschlagader unter ihren Händen.
Ihre Hände, die sie bereits um seinen Hals gelegt hatte.

Ich darf das nicht tun!

Der Drang wurde übermächtig, sie wusste nicht, wie sie ihm entkommen sollte.
Kilgraves Befehl erfüllte jede Faser ihres Körpers, seine Stimme hallte in ihrem Kopf wieder.

"NEIN!", Fauchte sie, und tat es.

Sie tat es nicht.

Ihre Hände lagen weiterhin an dem tötlichen Punkt, doch seine Stimme in ihrem Kopf war leiser geworden, in dem Moment, wo sie ihre Lippen aus Verzweiflung auf die seinen gepresst hatte.

Die Krallen seiner Macht lösten sich aus ihrem Verstand und ihre Hände sich von seinem Hals.
Sie richtete sich wieder auf, und sah auf ihn hinunter.
Kilgraves dunkelbrauner Blick lag ruhig auf ihr, er sagte und befahl nichts mehr.
Sie starrte ihn weiterhin an, verwirrt, warum sie das getan hatte, überrascht, dass es tatsächlich funktioniert hatte, übefragt, ob sie es tatsächlich nur getan hatte, weil sie aus seinem Bann hatte freikommen wollen.

Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war der Teil in ihr ruhig geworden, der gegen Kilgraves Macht gekämpft hatte. Hatte akzeptiert, dass sie ihr Leben mit ihm verbringen würde.

"Sag mir warum.", schnurrte er und blinzelte, sein starrer Blick wurde etwas weicher.

"Weil wir zusammengehören."
Ihr war soeben das herausgerutscht, was sie sich selbst nicht hatte eingestehen können.

"Beauty and the Beast.", knurrte er leise, dann rollten seine Augen nach Oben und er wurde ruhig.
Er hatte das Bewusstsein verloren.

"Shit!", rief Jessica und griff nach ihrem Handy, um den Krankenwagen zu rufen.

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Oneshot von 2019 :')
ja, ich sortiere immernoch meine Drafts aus XD

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