Ich kam immer noch nicht drauf klar. Ich konnte es einfach nicht fassen. Es erschien mir nur als ein Traum. Ein wundervoller Traum. Hätten wir uns wohl geküsst, wäre Mom nicht gekommen? Mochte Javen mich etwa? Oder spielte er nur seine Spielchen mit mir?
Es war einfach viel zu verwirrend für mich. In dem einen Moment sperrte er mich in meinem Bad ein und im anderen flüsterte er mir ins Ohr.
'Sam, ich...'
Diese Worte hallten die ganze Zeit in meinen Ohren nach. Was hatte er versucht mir zu sagen? Vielleicht 'Sam, ich habe mich dich verliebt.' Ach du meine Güte! Vielleicht aber auch 'Sam, ich habe eine Freundin.'
Moment mal... Ich wusste gar nicht, ob er eine Freundin hatte! Ich war nie davon ausgegangen, aber das konnte bei seinem Aussehen und seiner Beliebtheit wohl ziemlich verständlich sein. Aber er wirkte auch nicht so, als hätte er eine Freundin. Irgendwie passte es nicht in das Javen-Paket. Er wirkte irgendwie... wie soll man das sagen? Wie ein Einzelgänger.
Ich stellte mir mich an seiner Seite vor... Augenblicklich qiekte ich auf. Wie toll wäre das denn? Ich müsste das glücklichste Mädchen der ganzen Welt sein!
Und schlagartig wurde mir mal wieder bewusst, dass er sich wohl niemals in mich verlieben könnte. Ich war ein totales Durchschnittsmädchen einer normalen Highschool. Ich sah nur durchschnittlich aus, hatte durchschnittliche Noten und sonst fiel ich auch kaum auf.
Der einzige Grund, weshalb er sich in mich verlieben könnte, war... Moment. Es gab keinen!
Ich vergrub mein Gesicht in mein Kissen und stöhnte laut auf. Ich wünschte es mir so sehr!
Ich musste auf andere wirken, wie ein 13-jähriges Mädchen, das nichts anderes außer Jungs im Sinn hatte ... Solche pubertierenden Girlies... Hieß das, dass ich noch in der Pubertät war?! Oh nein... Jetzt stellte ich mir auch noch die Sinn-des-Lebens-Frage, die so typisch für die Pubertät ist!
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz nach zwölf war. Ich hatte nicht im Ernst zwei Stunden gegrübelt!
Ich setzte mich auf und schlurfte ins Bad. Morgen musste ich in die Schule. Und ich konnte nur sieben Stunden schlafen. Wenn ich überhaupt schlafen konnte.
Als ich gähnte, wurde mir dann auch bewusst, dass ich wirklich sehr müde war. Bis zu dem Zeitpunkt war mir das nicht aufgefallen. Ich war zu abgelenkt gewesen...
Nach der zehn minütigen Waschprozedur, lüftete ich mein Zimmer und ging dann ins Bett. Und ich schlief, zu meiner Überraschung, auch sofort ein.
Aber gut schlief ich trotzdem nicht. Ich wurde dauernd wach, wegen plötzlichen Hitzewallungen oder schlechten Träumen. Der letzte Traum war am erschreckensten. Ich ging im Wald spazieren und bog gerade zu uns in die Einfahrt, als ich eine riesige Hochzeitsgesellschaft erblickte. Braut und Bräutigam wurden gerade getraut und standen nun auf. Dann drehten sie sich um und ich blickte in Javens Augen. Meine weit aufgerissenen Augen kombinierten perfekt mit dem zu einem O geformten Mund. Während sich meine Augen mit Tränen füllten, starrte mich eine blonde Barbie in einem Hochzeitskleid an. Es war Javens Braut, nun seine Frau! Auf einmal fing sie an zu lachen und sagte: "Ach, ist das das kleine Mädchen, das auf dich steht? Ach du meine Güte ist die armselig!" Alle fingen an zu lachen und Javen kam auf mich zu. Er legte eine Hand an meine Wange und blickte herablassend in mein Gesicht. Du hast doch nicht ernsthaft gedacht, dass ich dich mag oder?" Ein heißer Schmerz fuhr durch meine Wange. Javen hatte mich mit seinem Fingernagel gekratzt.
"Oh mein... Weinst du etwa?" Er lachte. "Du bist wohl noch in der Pubertät, du gehörst hier nicht hin!"
Und dann wachte ich auf. Und dann klingelte mein Wecker. Ich fasste an meine Wange. Es war tatsächlich ein Kratzer dort! Genau an der Stelle aus dem Traum! Ich musste mich nachts dort gekratzt haben.
Ich stand auf und machte mich schulbereit.
Kurz nachdem ich meine Müslischüssel weggestellt hatte, klingelte es. Ich machte auf und sah einem fröhlichen Goldlöcken entgegen.
"Startklar?", fragte Zane mit einem Grinsen im Gesicht.
"Geht so", murmelte ich, zog meine Stiefel und meine Jacke an und trat hinaus. Der graue Himmel sagte Regen vorraus.
"Ich habe eine schlechte Nachricht", sagte Zane dann auf dem Weg zum Auto.
Vetwirrt sah ich ihn an. Er deutete darauf mit dem Kopf Richtung Einfahrt. Dort stand Javens Auto und nicht nur das, sondern auch er stand dort. Mir wurde schlecht. Es erinnerte mich so an den Traum.
"Mein Auto ist kaputt, deswegen fahren wir heute mit dem Blödmann."
"Ruhe, Kleiner", sagte Javen mit spöttischem Blick.
Zane hielt mir die Autotür auf und ich stieg ein. Zane setzte sich auf den Beifahrersitz. Auch Javen war endlich so weit, dass er einstieg und losfuhr.
Während Zane sich mit Javen um irgendwelche Autos stritt, sah ich aus dem Fenster und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Ich weiß, es war nur ein Traum, aber er war so realistisch gewesen, wie keiner zuvor. Und das machte mir sichtlich zu schaffen. Als ich aufblickte, beobachtete Javen mich durch den Rückspiegel. Wie ertappt, wendete er schnell die Augen auf die Straße.
Nach fünf Minuten kamen wir dann auf dem Parkplatz an.
"Ich muss mich beeilen, sonst lässt die Olle mich nicht in die Sporthalle. Bis später!", rief Zane schon im Wegrennen.
Jetzt standen nur noch Javen und ich auf dem Parkplatz.
"Ich gehe dann auch mal..."
"Warte", sagte Javen und fasste meinen Arm. "Ist alles in Ordnung mit dir?"
"Ja."
"Du bist etwas blass um die Nase. Und was ist das...?"
Er legte eine Hand auf meine Wange. In Erinnerung an meinen Traum, zuckte ich zusammen. Erschrocken wich er zurück. Mit einem schockierten Blick sah er mich an.
"Ich... ich muss los", stammelte ich und lief davon.
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Caught In The Crossfire *On Hold*
RomanceSam zieht dauernd um. Immer ist sie die Neue und das geht ihr gehörig auf die Nerven. Als sie an ihrer neuen Schule aufgenommen wird, sind alle abweisend gegenüber der Neuen. Nur Zane ist nett zu ihr. Aber sein Bruder Javen, der beliebteste Junge de...