25. Kapitel

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Als ich aufwachte, lag Lily nicht mehr in meinem Arm. Ich stand auf, um nach ihr zu sehen, aber sie war nicht in meinem Zimmer, auch nicht im Bad. Dann sah ich, dass meine Zimmertür aufstand. Shit! Verdammte shity shity scheiße! Ich stürzte gerade zu aus meinem Zimmer, was meinem Knöchel nicht gut tat, aber nicht, dass Mom Lily noch vor die Tür setzte! Aus der Puste kam ich in die Küche. Meine Mutter stand mit dem Rücken zu mir und murmelte etwas, was ich aber nicht verstand. "Mom", schnaufte ich. Oh Mann, ich hatte echt null Ausdauer! Sie drehte sich ertappt um. Sprachlos starrte ich auf ihre Hand, die auf Lily's Kopf lag. "Hä?" Mummy guckte mich entschuldigend an. "Die Katze war auf einmal da und sie sah so traurig aus. Sie hatte Hunger, deswegen habe ich ihr vorhin schon Futter gekauft. Ich weiß aber nicht, wie sie hier rein gekommen ist." Lily schmiegte sich an Mom, was sie zum Kichern brachte. "Wollen wir sie nicht behalten? Ich glaube, sie ist ein Streuner." Ich schüttelte lachend den Kopf. Dann zog ich Mom ins Wohnzimmer, um ihr die Geschichte von gestern Abend zu erzählen. Lily kam uns nach gehumpelt. Als ich dann fertig war guckte Mummy Lily mitleidig an. "Du armes, kleines Lilylein! Wir behalten dich! Sam, zieh dich an wir fahren zum Tierarzt!" Während ich mich anzog, suchte Mom in den gelben Seiten nach einem Tierarzt. Sie wurde fündig und rief kurzerhand dort an.Zum Glück hatte die Praxis geöffnet und die Frau am Telefon sagte, dass wir sofort vorbei kommen könnten. Da wir keinen Katzenkorb besaßen,holte ich aus dem Abstellraum einen geflochtenen Korb und legte ihn mit Handtüchern aus. Lily schnupperte erst daran. Anscheinend hatte der Korb den Test bestanden, da Lily es sich darin gemütlich machte. Vorsichtig hob ich den Korb hoch, was ihr dann komisch vorkam, doch nach einer Weile bettete sie ihren Kopf auf den Pfoten und ich konnte sie ohne Bedenken zu Mom in den Wagen nehmen. Autofahren machte ihr nichts, wie so vieles nicht. Das Navi sagte, dass das Ziel auf der rechten Seite war, also fuhren wir auf den Parkplatz vor einem kleinen, weißen Haus. An der Wand stand Tierarztpraxis McPhee. "Gut, dass es Navis gibt!" Meine Mom war begeistert von den Dingern und jedes Mal, wenn sie dort ankam, wo sie auch hinwollte, lobte sie ihr Navi. Ich stieg aus und nahm Lily samt Korb aus dem Auto. Dann gingen wir in die Praxis. Ein überwältigender Duft von allen möglichen Tieren kroch uns in die Nase. Angenehm war es nicht, aber besser als das Lily eine verstauchte Pfote hatte! Wir wurden freundlich von der Frau hinter der Scheibe begrüßt. Es war eine kleine, pummelige Frau, die mich irgendwie an eine Knolle erinnerte. Da wir noch nie da waren, bat die Frau Mom ein Formular auszufüllen. Ich setzte mich derweil mit Lily auf einen Stuhl. Außer uns war niemand da, was komisch war, da es trotzdem unheimlich nach Tier roch, aber so ein Duft konnte sich wohl auch nicht so schnell auflösen. Als Mom fertig war winkte sie mich wieder zu sich. Ich stand auf und wir folgten der kleinen Frau in das Behandlungszimmer. Dort saß eine jüngere Frau, die gerade etwas auf ihrem Computer eintippte. Als sie uns bemerkte lächelte sie und kam auf uns zu. Sie streckte uns die Hand entgegen. "Ich bin Mrs McPhee. Schön Sie kennenzulernen." Ich gab ihr wie Mom kurz die Hand und stellte den Korb dann auf dem Behandlungstisch ab. Mrs Mcphee schaute dann in den Korb. "Das ist dann wohl die Lily." Sie nahm Lily heraus und setzte sie auf den Tisch. Sie bemerkte den Verband. "Was hat sie denn?" "Sie war ein Streuner", berichtete ich der Ärztin. "Als ich sie fand, ist sie gehumpelt und tut es jetzt immer noch." Die Ärztin nickte verstehend. Dann sollte ich mir das Bein wohl mal anschauen. Würden Sie Lily mal kurz festhalten?" Ich streichelte ihr einmal über den Kopf und hielt dann ihren Körper mit beiden Händen fest. Vorsichtig entfernte Mrs McPhee den Verband. Dann tastete sie vorsichtig an Lily's Bein, was ihr aber gar nicht gefiel. Sie fauchte, zuckte aber nicht zur Seite. Sie tat mir Leid. Wir wollen dir nur helfen, es tut weh, aber später geht es dir wieder besser, sprach ich in Gedanken zu Lily und rieb beruhigend mit dem Daumen über ihren Kopf, was sie tatsächlich beruhigte. "Hm", machte die Ärztin. "Ich schätze das muss ich röntgen, so erkennt man da nichts." Sie nahm Lily auf den Arm und ging in den Nebenraum. "Wir sind gleich wieder da." Sie schloss die Tür und Mom und ich blieben zurück.

Nach 10 Minuten kam Mrs McPhee wieder. Lily hatte jetzt einen blauen Verband, wo an den Seiten irgendeine Salbe herausquoll. "Ihr Bein ist vermutlich verstaucht." In ihrem Arm lag nicht nur Lily, sondern noch eine Tube und eine Rolle blauer Verband. Mom nahm die Tube und den Verband entgegen und ich Lily. "Jeden Tag einmal den Verband wechseln und die Salbe draufschmieren. Nach zwei Wochen sollten sie nochmal wieder kommen, damit ich schauen kann, wie es sich entwickelt." "Vielen Dank", sagte meine Mutter und gab der Ärztin die Hand. Wir verabschiedeten uns und gingen wieder nach draußen.

"Oh Spätzchen! Wenn wir sie behalten brauchen wir noch Futter und so weiter! Ich geh nochmal schnell rein und frage nach einem nahe gelegenen Markt, wo man diese Sachen kaufen kann. Setz dich schon mal ins Auto." Ich setzte mich hinein und nahm Lily aus dem Korb, welchen ich auf die Rückbank schmiss. Ich kraulte sie hinter dem rechten Ohr, was ihr besonders gut gefiel, da sie sogar ihre Augen zusammen kniff. "Was möchtest du alles haben?", fragte ich sie. "Ein blaues Katzenklo oder ein rotes?" Keine Reaktion, nur Schnurren. "Du bist süß." Ich gab ihr ein Küsschen. Plötzlich hörte ich ein Klopfen an meiner Fensterscheibe. Ich erschrak sosehr, dass Lily ebenfalls zusammen zuckte und sich in meine Jeans krallte. "Au!" "Hab ich euch erschreckt?" Oh nein! Javen! Er öffnete die Tür um besser mit mir reden zu können, was ich aber eigentlich gar nicht wollte. "Seit wann hast du eine Katze?" "Schon immer", erwiderte ich schnippisch. "Als ob", lachte Javen. Shit, erwischt. Er lehnte sich cool oben mit den Armen am Auto ab. "Könntest du bitte gehen?", versuchte ich ihn abzuwimmeln. Ich hatte wirklich keine Lust ihn wieder anzuschmachten oder rumzustottern wie eine Blöde. "Nö, ich hab gerade eh nichts zu tun. Bin zu Fuß da. Vielleicht kann ich ja mit euch noch was unternehmen." "Nein!" Scheiße. Schon wieder zu laut. Grinsend sah er mich an. "Ich frag mal deine Mom." Mit einer Hand griff er ins Auto. "Was machst du da du Perversling?!" Er sah mich komisch an. Dann fing er an laut los zu prusten, wie da, als er meinen richtigen Namen gehört hat. "Ich", brachte er zwischendurch hervor. Als er sich dann beruhigt hatte, sagte er mit einem Ausdruck im Gesicht, der für mich nichts Gutes bedeutete: "Ich wollte deine Katze streicheln." Mein ganzes Blut, was ich im Körper hatte, schoss mir augenblicklich in meinen Kopf. Oberpeinlich!!! Wie blöd bin ich eigentlich?! Er berührte Lily am Kopf und sie sah auf. Sie drehte sich so, dass sie Javen sehen konnte. Bei ihm schmiegte sie sich ebenfalls an seine Hand. Leise flüsterte ich: "Lily, geh von diesem Blödmann weg. Der ist es nicht wert, von dir gemocht zu werden." "Sie mag mich?" Er hat es gehört! Schnell drehte ich meinen Kopf zur anderen Seite, da mir das Blut schon zum zweiten Mal in derselben Minute in den Kopf schoss. "Javen?", hörte ich dann die Stimme meiner Mom. "Was machst du denn hier?" Er zog seine Hand zurück und gab Mummy jetzt die Hand. Ich hab zufällig gesehen, dass Sam hier im Auto sitzt und da hab ich mal Hallo gesagt." Meine Mutter nickte verständnislos. "Bist du zu Fuß hier?" Er nickte. "Wir sind Nachbarn! Wir können dich mitnehmen", schlug Mom vor. "Wir müssen nur noch ein paar Sachen für Lily besorgen. Willst du mitkommen?" Javen nickte. "Das wäre toll!" Nein, wäre es nicht. So stiegen beide ein. Mom tippte die Adresse des Marktes ins Navi und so fuhren wir drei los um Lily's Zuhause neu einrichten zu können.

Caught In The Crossfire *On Hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt