18. Kapitel

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Ich war so perplex, dass ich mich nicht rühren konnte. Ich spürte die Blicke der anderen auf uns, doch ich ignorierte sie.

Sein Griff lockerte sich und ich trat zurück. Er schaute mir in die Augen.

"Wie... wie kannst du so etwas sagen?", fing ich an. "Was glaubst du wer du bist, dass du mir befehlen kannst mit wem ich rede und mit wem nicht?" Wir starrten uns an.

"Hi, Sam!", kam eine fröhliche Stimme von hinten. Javens Blick gleitete hinter mich und veränderte sich von ernsthaft zu verabscheuend.

Ich starrte ihn noch immer an.

"Ähm... Ist irgendwas?", fragte Collin. Um klare Gedanken zu bekommen schüttelte ich den Kopf und drehte mich um.

Gespielt setzte ich ein Lächeln auf.

"Hallo." Sein verwirrter Blick löste sich auf und machte einem fröhlichen Platz.

In dem Moment wurde die Tür aufgemacht. Javen rauschte an uns vorbei. Ich schaute ihm nach wie er in der Tür verschwand. Mein Blick heftete an der Stelle, wo er hineingegangen war.

Collin räusperte sich. "Wollen wir nicht auch reingehen?"

Immernoch den Blick auf die Tür gerichtet nickte ich und setzte mich in Bewegung. "Na, klar."

"Okay!", schrie die Lehrerin. "Findet euch in zweier Teams zusammen und werft euch den Ball immer wieder zu."

Zweier Teams?! Oh nein...

Hilflos schaute ich zu wie sich die Mädchen kreischend umarmten und sich freuten, dass sie zusammen waren. Die Jungs klatschten sich ab und nahmen sich einen Ball.

Von hinten hörte ich mehrere laute Gespräche, also drehte ich mich um. Javen war von vielen Leuten umzingelt und blickte jeden nacheinander an. Dann traf sein Blick meinen. Er streckte seine Arme aus und schob die anderen von sich. Ein Gang tat sich auf und Javen ging wie Jonny Depp auf dem roten Teppich. Nur ging Javen nicht auf die Limosine zu, sondern auf mich. Es war wie in Zeitlupe, nur dass der Wind fehlte, der ihm die Haare zerzausen würde. Als plötzlich mein Handgelenk gepackt wurde, verwandelte sich die Zeitlupe in die normale Geschwindigkeit und mein Blickkontakt mit Javen wurde unterbrochen. Statt dem makellosen Gesicht von Javen, sah ich jetzt in das vor Freude strahlende Gesicht von Collin.

"Machen wir ein Team?"

"Äh... äh..." Mein Blick suchte Javen. Er war stehen geblieben und schaute sauer drein. Dann setzte er sich in Bewegung. Er kam auf mich zu! Schon wieder! Ich schluckte und konnte meine Augen einfach nicht abwenden. Dann... ging er an mir vorbei. Ungläubig drehte ich mich um und guckte, wo er hinging. Sein geschmeidiger Gang... oh mann. Javen lief zu dem Mädchen, das er vor der Mathearbeit gefragt hatte, ob es ihm nochmal die Formeln erklären könnte. Mit funkelnden Augen sah sie ihn an.

Breite doch gleich deine Arme aus und lauf und spring auf ihn!

Javen sagte kurz was zu ihr, worauf sie eifrig nickte.

Warum muss er genau sie fragen!? Sie ist doch nicht die einzige, die noch frei ist!

Ich konnte meinen Blick nur schwer lösen. Aber schließlich schaffte ich es doch.

"Klar, Collin. Ich hab keinen Partner." Ich setzte ein Lächeln auf, was er nur glücklich erwiderte.

"Super!"

Er nahm meine Hand und zog mich mit zum Korb mit den Bällen. Ich schielte kurz zu Javen, der in meine Richtung guckte. Selbstgefällig grinste ich und lachte.

"Collin!" Ich tat so als würde ich darüber lachen, dass er mich so mitzog. Ich lachte eigentlich über Javen. Ich stoppte abrupt mit dem Lachen, als ich ein kindisches Kichern hörte. Mein Blick schoss zu Javen. Er flüsterte irgendetwas zu dem Mädchen. Ich ballte die Fäuste. Was fällt denen ein? So in der Öffentlichkeit!

"Autsch!" Collin entzog sich meiner Hand und schüttelte seine. "Du bist ganz schön stark! Aber warn mich nächstes Mal vor, wenn du feste zupackst. Das tut weh!", lachte Collin und ich wurde rot.

"Sorry, hab ich gar nicht gemerkt."

"Ach was! Ist doch egal! So und jetzt zeig mir, wie hart du den Ball werfen kannst."

"Dann mal los!"

Am Ende spielten wir Basketball. Endlich kam der erlösende Pfiff und wir konnten uns umziehen. Ich lies mir extra Zeit, da ich sowieso eine Freistunde hatte.

Als ich dann fertig war, waren alle Mädchen weg. Also sang ich "Adrenalin" von MYNAME.

"You like Adreanalin!", sang ich als ich aus der Tür trat.

"Oh mann! Lass das, das ist schrecklich!"

Erschrocken fuhr ich zusammen und drückte mich aus Reflex an die Wand.

Zane lachte und kam auf mich zu.

"Hab ich dich so erschreckt?"

Verstört nickte ich.

"Ich wollte fragen, ob du heute noch was vor hast."

Auf einmal schoss mir das wieder in den Kopf, was Daddy gesagt hatte. Dass ich Zane irgendwie sagen sollte, dass da nichts außer Freundschaft zwischen war.

Ich sah ihn an. Nein, er wollte nichts von mir. Dann würde er sich aufdringlich verhalten und mich gegen Wände drücken. So etwas in der Art. Ich denke doch wohl nicht an eine bestimmte Person, oder?!

"Nein, hab ich nicht.", antwortete ich daher.

Zanr grinste mich an. "Ich schon."

Ich gab ihm einen Klaps auf seinen Bauch.

"Also echt!", lachte ich.

"Ich muss meiner Mutter helfen."

"Willst du jetzt Mitleid?", stichelte ich.

Er zog einen Schmollmund. "Jaa."

Ich wuschelte ihm durch seine Haare. "Denk nicht mal dran!"

Zuhause ging ich ins Zimmer und packte meinen Rucksack aus. Mir viel die Sternennacht ein. Wie sieht der Garten eigentlich bei Tag aus?

Ich beschloss -nur ganz kurz- nachzuschauen. Gut gelaunt, wegen den Späßen mit Zane, hüpfte ich die Treppen runter und sang wieder "Adrenaline". Ich schlüpfte in meine Schuhe und öffnete die Tür.

"Schlüssel!" Ich packte meinen Schlüssel noch ein. Er war ganz schön voll gehängt mit kitschigen Herzanhängern und diesen kleinen Püppchen von Nici. Ich läutete die kleine Glocke an einem der Anhänger und lächelte. Den Angäger hatte ich seit dem Kindergarten! Wir hatten jeden Tag eine Bastelstunde und machten solche kitschigen Dinger. Irgendwann hatte Susi (die Kindergärtnerin) vorgeschlagen Schlüsselanhänger zu basteln. Ich hatte mich so gefreut, dass Mummy mir sofort einen Schlüssel schenken sollte.

Ich lief ums Haus herum in den Garten.

Caught In The Crossfire *On Hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt