31. Kapitel

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Als ich aufwachte, brummte mein Schädel. Ich stöhnte und versuchte meine Augen zu öffnen. In dem Moment, wo sich meine Augen öffneten, war alles verschwommen, so wie es bei Holly auch gewesen war.

"Issis son vorbei?", lallte ich. Wäre ich schon wieder ganz bei Sinnen gewesen, hätte ich nun laut losgebrüllt vor Lachen. Es hörte sich echt komisch an! Ich versuchte mich aufzusetzen, aber mir wurde total schwindelig und ich ließ mich wieder ins Kissen fallen. Ich schloss für ungefähr eine halbe Stunde erneut meine Augen und öffnete sie dann wieder. Fast alles konnte ich nun scharf erfassen. Ich fragte mich, ob ich den Knopf drücken sollte, damit ich zeigen konnte, dass ich wieder wach war. Diese Entscheidung wurde mir abgenommen. Eine Schwester mit dem Namen Grace, wie ich auf dem Namensschild erkennen konnte, kam auf mich zu. "Oh! Sie sind wach!" Ich nickte. "Seit einer halben Stunde." Gut, meine Stimme funktioniert wieder. Mir wäre es ganz schön peinlich, wäre die Schwester schon eher gekommen und ich sie aus meinem Unterbewusstsein, wie Holly, auch als Monster bezeichnet hätte.

Grace erklärte mir noch ein paar Dinge, zum Beispiel, dass ich nicht ohne Hilfe aufs Klo gehen dürfe, erstens wegen meinen Knien, die ich noch nicht belasten durfte und zweitens bestand die Gefahr, dass ich noch wegen dem Nakosemittel umkippen könnte. Grace hakte ein paar Dinge auf ihrem Klemmbrett ab und sah mich dann nochmal an. Sie zeigte an mir vorbei. "Wirklich schöne Blumen!" Verwirrt wandte ich meinen Blick neben mich. Auf dem kleinen Tischchen stand ein großer Blumenstrauß. Die Blumen brachten Fröhlichkeit in den kalten Krankenhausraum. "Wissen Sie, wer sie gebracht hat?", fragte ich Grace. "Ein sehr gutaussehender, junger Mann hat sie besucht und blieb ungefähr eine Stunde bis er vor einer halben Stunde dann wieder ging", schwärmte sie. Dann sind sie sicher von Zane. Ich bedankte mich bei der Schwester, bevor sie das Zimmer verließ und ich den Blumenstrauß zu meiner Nase führte. Ich atmete tief den wunderbaren Duft der Blumen ein. Die weichen Blüten streichelten über mein Gesicht und ich lächelte in den Strauß hinein. Ich sollte Mom mal Bescheid geben, dass ich jetzt wach bin. Ich schnappte mir mein Handy vom Tisch. Den Strauß stellte ich an den alten Platz zurück. Ich entsperrte mein Handy und tippte eine Nachricht an meine Mutter ein.

Hi, Mom. Ich bin vor einer halben Stunde aufgewacht und mir geht es jetzt ganz gut. Ich hab fast keine Schmerzen mehr in den Knien und liege jetzt nur hier rum, bin also ansprechbar. ;-) Bis später!

Da ich schonmal dabei war, beschloss ich Zane auch noch eine SMS zu schicken.

Hey Zane, bin wieder wach und ansprechbar. Du hättest auch noch warten können bis ich aufwache, aber trotzdem danke für die Blumen! :-)

Ich ließ das Handy sinken und schaute mir eine ganze Weile noch die Blumen an. Wie ich Blumen liebte! Er hatte meinen Geschmack echt getroffen! Kleine rote Rosen und darum Mageriten. Ich zuckte zusammen, als mein Handy in meiner Hand vibrierte. Ich war wohl in den Farben versunken. Zane hatte zurück geschrieben.

Und wie geht es dir? Was meinst du mit 'warten bis ich aufwache' und den Blumen?

Ach wie süß, jetzt tat er als wäre er gar nicht hier gewesen!

Haha Zane! Als ob du das nicht wüsstest! ^^

Ich weiß wirklich nicht, was du meinst! Ich habe doch gewartet bis du wach wirst! Und was für Blumen?!

Hast du nicht, sonst wärst du doch noch hier oder nicht? Die Blumen, die du mir mitgebracht hast!

Jetzt war ich wirklich verwirrt. Es schien nicht so, als würde er mich veräppeln.

Ich war noch gar nicht bei dir, Sam! Ich glaube du bist noch nicht ganz bei Sinnen. ^^ Ich bin heute den ganzen Tag mit meinem Vater auf seiner Firma um ihm ein bisschen zu helfen, deswegen kann ich dich noch nicht besuchen, sorry :(

Ich klatschte mir einmal feste gegen meine Wange, aber ich sah die Blumen immer noch. Ein Traum war es also nicht. Waren die Blumen also gar nicht von Zane? Aber wer hatte mich dann besucht? Grace hatte gesagt ein gut aussehender, junger Mann, aber da sie ungefähr sechzig sein müsste, könnte sie auch vielleicht meinen Vater meinen... War Dad schon hier gewesen?

Ups, dann könnte Dad mir auch die Blumen gebracht haben. Tut mir Leid, du warst bestimmt verwirrt. Dann sehen wir uns später!, schrieb ich ihm dann noch und warf mein Handy neben mich. Lily saß neben meinen Füßen und schaute zu den Blumen. Dann sprang sie auf den Boden und von da aus auf den Tisch zu den Blumen. Auch sie schloss die Augen und schnüffelte an dem schönen Strauß. Wir hatten wohl den gleichen Geschmack. Ich öffnete die Schublade von dem kleinen Schränkchen und holte meine Kopfhörer heraus. Ich nahm mein Handy und machte laut Fantastic Baby dran. Ich ließ mich mal wieder von der Musik leiten und spürte den Bass in meinem Bauch. Meine Arme hoben sich wie von selbst und tanzten mit, bis sie sich an meiner Lieblingsstelle sinken ließen und ich mitsang. "Boom chakalaka, Boom chakalaka..." Trotz der Kopfhörer hörte ich wie jemand lachte. Oh nein... Ich hatte beim Singen meine Augen geschlossen und so nicht mitbekommen, dass jemand herein gekommen war. Ich setzte die Kopfhörer ab und seufzte. "Das ist so peinlich...", murmelte ich. "Also ich fand es ganz gut!", lachte Holly. Als sie sich beruhigt hatte, sagte sie: "So, damit du dir eventuell weitere Peinlichkeiten ersparen kannst" -Lachpause- "habe ich mir gedacht, ich nehme dich mal mit zu Miss Shepherd. Dann kannst du dir auch mal ihre Liebesgeschichten anhören. Wir brauchen nur noch zwei Dinge..." Mit einem Fragezeichen überm Kopf sah ich sie an. "Einen Rollstuhl und einen Typ, der dich da reinsetzt!", grinste sie. Mit den Worten rauschte sie aus dem Zimmer und ließ eine grinsende Sam zurück. Ich verstaute die Kopfhörer wieder in der Schublade, ebenso mein Handy. Da kam Holly auch schon wieder mit einem jungen Mann im Schlepptau. Ich ließ mich von ihm in den Rollstuhl setzen und dann sausten wir auch schon aus dem Zimmer. Naja, wir sausten nicht, da mir schwindelig war, aber wir taten so. Holly vollbrachte eine schöne Wendung mit meinem Rollstuhl und klopfte anschließend an die Tür neben meiner. Aus dem inneren kam eine tiefe Frauenstimme, die "Herein!" rief. Holly öffnete die Tür und ich versuchte selbst den Stuhl ins Rollen zu bringen, aber dafür war ich noch zu schwach, also kam Holly mir zu Hilfe. Ich erkannte eine Frau, die aufrecht in dem Bett lag mit einem Buch in der Hand. Als sie uns entdeckte breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der alten Frau. "Holly! Wie schön, dass du mich wieder besuchst! Und diesmal hast du die Samantha mitgebracht!" Sie hielt mir ihre Hände hin und ich gab ihr meine, die sie warm umschloss. "Schön Sie kennenzulernen. Nennen Sie mich einfach Sam!", lächelte ich sie an. Sie erwiderte es und sagte: "Dann nenn du mich Rose!" "Vielen Dank!" Sie lachte ein tiefes, heiseres Lachen und setzte sich wieder vollständig auf ihr Bett. "Und was bringt euch beide hier zu mir?" Holly antwortete ganz aufgeregt: "Bitte erzählen Sie uns, wie sie ihren Traumprinzen getroffen haben!" Rose nickte und fing an zu erzählen, wie sie Harold zum ersten Mal traf. Holly hatte die Geschichte anscheinend schon gehört, denn sie fieberte wie wild bis zu dem Kuss von Rose und Harold hin. Rose lernte ihn in der Stadt kennen. Auf dem Markt verkaufte er die schönsten Äpfel, erzählte sie. Sie ging jede Woche einmal auf den Markt und kaufte für die Familie ein, für die sie arbeitete. Eines Tages sahen sich die beiden in die Augen und verliebten sich.

"Hach, wie romantisch!", seufzte ich. Rose lachte. "Ja, es war die schönste Zeit meines Lebens." Dann bemerkte ich eine Jacke, die über dem Stuhl hing. "Haben Sie Besuch?" Rose folgte meinem Blick und nickte dann. "Ja, mein Enkel ist hier, gerade isst er etwas in der Cafeteria. Vorher hat er noch eine Freundin besucht und da er hier war, ist er noch vorbei gekommen. Er müsste gleich wieder kommen." In dem Moment ging die Tür auf. "Ah da ist er ja! Wir haben gerade über dich gesprochen!", lächelte Rose ihrem Enkel entgegen. Ich drehte mich um, um ihren Enkel ebenfalls zu begrüßen. Als ich mich umdrehte, blieb mein Herz stehen und rutschte mir in die Hose. Das durfte doch nicht wahr sein...!

Caught In The Crossfire *On Hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt