30. Kapitel

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Ich hatte fast die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Sobald ich die Augen schloss, blitzte das Bild meiner Knie wieder auf. Ich wollte nicht schlafen, da ich Angst hatte zu träumen. Ich wollte nicht davon träumen, dass meine OP schief laufen würde. Miss Dawson hatte mir zwar die ganze Zeit versichert, dass es keine gefährliche Operation werden würde, aber wer hätte da keine Angst, wenn an deinen Knien rumgeschnitten würde? Es war meine erste OP!

Ich stöhnte und setzte mich vorsichtig in meinem Bett auf. Dann schaltete ich meine Nachttischlampe ein. Lily hob verwirrt ihren Kopf. Es wirkte nicht wirklich so, als ob sie auch geschlafen hatte.

"Kannst du auch nicht schlafen?" Ich zog das kleine Geschöpf zu mir in den Schoß und tätschelte ihren flauschigen Kopf. "Ich hab Angst, Lily. Ich fühl mich echt total beschissen." Plötzlich zuckte Lily zusammen und schloss ihr rechtes Auge. Verwundert schaute ich zu ihr. "Oh!" Ich hatte nicht gemerkt, dass ich eine Träne verloren hatte. Entschuldigend strich ich ihr die Flüssigkeit weg. "Warum ich? Warum nicht irgend ein anderer?" Ich schluchzte leise auf, was Lily dazu veranlies, dass sie mir den Finger mit der Träne ableckte. "Was hab ich denn falsch gemacht?! Nur weil ich verliebt bin? Ist Liebe nicht etwas schönes? Man sollte dafür nicht verachtet werden, man sollte sich für diese Person freuen, dass sie jemanden gefunden hat, den sie mag! Warum tut das keiner?!" Um nicht laut los zu heulen, stopfte ich mir meine Hand in den Mund. "Wieso sind die Mädchen so zu mir?" Ich schnappte mir das Kissen von der unteren Hälfte des Bettes und weinte hinein. Wie oft hatte ich eigentlich in der letzten Zeit geweint?

"Können Sie nicht schlafen?" Ich erschreckte mich so, dass ich "Du heiliges Brathähnchen!" ausrief. Mit augerissenen Augen starrte ich auf das Gesicht der jungen Krankenschwester.

Sie hatte Kampfstellung angenommen, mit Ausfallschritt und erhobenen Armen. Auch wenn ich gerade noch nichts anderes als Traurigkeit empfunden hatte, musste ich lachen. Es sah echt witzig aus!

"Tut mir leid" lachte mich die Krankenschwester an. "Ich wollte Sie nicht erschrecken."

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, mir tut es leid, dass ich so geschrien habe. Sie haben sich anscheinend auch erschreckt." Wieder kicherte ich und die Krankenschwester tat es mir gleich.

"Ich bin Holly", stellte sie sich vor, nachdem wir uns wieder beruhigt hatten. Sie trat an mein Bett heran und streckte mir ihre Hand vor die Nase. Ich gab ihr meine und wir schüttelten sie herzhaft. "Sam."

"Hey ich mag deinen Namen!"

"Danke!" Sie hatte eine beruhigende und lockere Art an sich, was sich direkt auf mich übertrug.

"Darf ich?" Sie zeigte auf mein Bett. Lächelnd nickte ich meinen Kopf.

"Ich mache jeden Tag diese Patrouillen durch das Krankenhaus", seufzte sie und setzte sich auf mein Bett. "Es ist langweilig, aber oft sind die Patienten wach und ich kann mit ihnen reden. Neben deinem Zimmer-" Sie zeigte in Richtung des rechts anliegenden Zimmers. "-ist zur Zeit Miss Shepherd. Sie ist wahnsinnig nett und erzählt mir immer von ihrer Jugendliebe Harold." Holly guckte verträumt zu der linken oberen Ecke des Zimmers. Dann fasste sie sich wieder und schaute mich an. Nach der OP gehen wir mal gemeinsam zu ihr!"

Ich schaute auf meine sich knetenden Finger. Holly hatte meine Nervosität gemerkt und schnappte sich eine meiner Hand. "Keine Angst, es ist keine gefährliche Operation."

"Ich weiß, aber es ist meine erste und ich fürchte ... mich halt ein bisschen."

"Hach, du weißt gar nicht wie viel Angst ich vor meiner ersten hatte! Mir wurde irgendwas am Fuß gemacht, ich weiß gar nicht mehr, was ich überhaupt hatte - ich war zehn Jahre alt."

Mit großen Augen sah ich sie an. So jung? "Erzähl weiter!"

"Am Tag davor habe ich mich mit allen Mitteln dagegen gewehrt, aber die Ärzte haben mir dann einfach eine Nakose gegeben."

Ihre Art zu erzählen war unglaublich und obwohl es eigentlich nicht witzig war, musste ich lachen.

"Tja, also war ich wehrlos und wurde in Ruhe operiert. Als ich dann am Nachmittag aufgewacht bin hab ich alles verschwommen gesehen -das weiß ich noch ganz genau- und eine Krankenschwester kam rein. Da ich alles noch verschwommen sah, hatte die Schwester mehrere Augen. Und ich -noch völlig benebelt- 'Du siehst aus wie ein Moster!'"

Ich lachte jetzt so sehr, dass mir ein Lachtränchen die Wange runterfloss. Holly hatte auch angefangen zu lachen und es dauerte nicht lange, da lagen wir uns heulend in den Armen.

Als wir uns ewas beruhigt hatten, sahen wir uns an und... landeten wieder in einem Lachanfall. Es tat so gut für einen Moment alle Sorgen los zu sein und mit Holly einfach zu lachen. Obwohl sie erst vor ein paar Minuten hier rein gekommen war, hatte ich sie schon richtig ins Herz geschlossen.

Wir quatschen noch eine ganze Weile bis Holly plötzlich erschrocken aufsprang. "Ich muss noch meine Patrouille zu Ende führen!" Ich kicherte schon wieder. Es hörte sich an, als müsste sie sich in eine für die Menschheit entscheidene Schlacht werfen.

"Also wir sehen uns morgen nach der-" Weiter kam sie nicht. Sie hatte sich in Bewegung gesetzt, aber noch zu mir geschaut und das Ergebnis war nun, dass sie gegen die Wand gelaufen war. Erst sah ich sie bersorgt an, bevor ich laut losbrüllte.

"Eyy, das ist nicht lustig...", sagte Holly leise, grinste aber dabei. "Ich bin halt tollpatschig..."

"Hey, eine Seelenverwandte!"

Sie winkte mir noch zum Abschied und schloss dann leise die Tür. Lily hüpfte wieder auf mein Bett. Sie war wohl auf Alarmbereitschaft gewesen und hatte sich versteckt. Plötzlich gähnte ich lautstark und beschloss zumindest nochmal einen Versuch einzuschlafen zu machen. Ich lehnte mich zur Seite um die Lampe auszuknipsen. Kurz darauf war ich wirklich eingeschlafen und träumte von blauen, verrückten Keksen, die Holly und ich uns nach meiner OP schmecken ließen.

So um sechs Uhr morgens hörte ich etwas neben mir rascheln. Ich öffnete verschlafen die Augen und schaute nach links. Eine Krankenschwester holte eine Blutabnahme-Spritze aus einer Tüte. Als sie bemerkte, dass ich wach war, lächelte sie mich an.

"Guten Morgen!  Na? sind Sie bereit?"

Mit einem Mal war ich hellwach und drehte meinen Kopf langsam von der Schwester nach vorne, um dann langsam wieder ins Kissen zu sinken. Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf.

Die Schwester gab ein paar "Ts"-Laute von sich. "Sie brauchen doch keine Angst zu haben!"

Ich dachte wieder an die letzte Nacht zurück und entspannte mich sofort etwas. Holly hatte mir wirklich geholfen. Ich sah wieder zur Schwester. "Doch, ich bin bereit."

Sie sagte mir, dass sie mir vor der OP, die gleich stattfinden würde, noch Blut abnehmen müsste und dann ein paar Leute holen würde, die mich auf die Trage heben konnten.

Gesagt getan nahm sie mir das Blut ab. Nach nicht mal 50 Sekunden kamen zwei Männer und hoben mich vorsichtig auf die Trage. Dann wurde ich zu Miss Dawson geschoben und sie gab mir die Nakose. Miss Dawson stand neben mir und drückte die Spritze in das Röhrchen, dass in meiner linken Elle steckte. "Wann wirkt die Nakose?" Mir wurde schon sofort schwummrig. Wahrscheinlich jetzt.

"Nur ein paar Sekunden, dann wirst du schlafen wie ein-"

Den Rest konnte ich nicht mehr hören. Mir wurde schwarz vor Augen und die Chirurgen konnten in Ruhe meine Knie richten.

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Kuckuck! ^^

Also, ich hoffe das Kapi hat euch gefallen. Und ich muss mich entschuldigen, da ich nicht genau weiß, wie solche Operationen ablaufen. Ich wurde nur einmal ganz klein operiert, was aber auch schon länger her ist, deswegen hoffe ich, dass das meiste in der Realität auch zutrifft ^//^

Und danke! Das muss ich einfach jedes Mal schreiben! ♡

Eure Piena13

Caught In The Crossfire *On Hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt