26. Kapitel

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Der Blinker von Mom's schickem Auto zeigte nach rechts, bevor wir vom Highway abfuhren. Mummy unterhielt sich die ganze Zeit angeregt mit Javen über die Schule oder seine Freizeit. So fand ich etwas über ihn heraus, trotzdem kam ich mir reichlich blöd vor mit dem beliebtesten Jungen der Schule in einem Auto zu sitzen und dessen Gesprächen mit meiner Mom zuzuhören. Ich streichelte die ganze Zeit gedankenverloren Lily's kleinen, flauschigen Körper. Aber dann nahm das Gespräch eine andere Richtung ein: in meine Richtung, in meine peinliche Kindheitsrichtung. "Sam ist früher immer vor mir weggelaufen, wenn sie die Windeln voll hatte. Sie hat sich dann auch oft versteckt, sodass ich sie erst suchen musste." Ich lief rot an, wie der knallrote Pulli meines Onkels Hugh. "Mom", flüsterte ich. "Hör auf!" Javen bemühte sich nicht loszulachen, man hörte aber doch, dass er hinter mir gluckste. Wie peinlich! "Oh, tut mir leid, Mäuselein! Das hast du mir ja ausdrücklich verboten, stimmt's? Weißt du, Javen, Sam hat mir immer wieder gesagt, wenn andere Leute dabei sind, einfach nichts zu s..." Ich gab ihr einen fetten Klaps auf den Oberschenkel. Das mochte sie gar nicht. Und jetzt auch nicht. "Sag mal, spinnst du Sam?! Nur weil ich mich hier normal unterhalte schlägst du mich? Wie fändest du es, wenn ich dich schlagen würde? Nicht gut, oder?!" Ich wollte sterben. Im Boden versinken und nie mehr wieder hoch kommen. Das war so peinlich! Ausgerechnet vor Javen! Mom hatte so ein Talent mich immer vor anderen bloßzustellen, oder besser gesagt, dass ich mich in den Pulli meines Onkels verwandelte. Nur wuchs mir kein Auto im Gesicht, wie auf dem Pulli. Im Rückspiegel sah ich wie Javen seine Faust in den Mund schob, um nicht zu lachen. "Mom. Wir sind nicht allein im Auto", machte ich sie auf Javen aufmerksam. "Oh, Javen! Tut mir leid, aber das musste kurz sein." "Macht nichts, Mrs..." "Nenn mich Tracy", unterbrach Mom ihn. "Okay. Macht nichts, Tracy, meine Mutter hat das auch immer gemacht." "Was hat sie gemacht?" "Unter anderen Leuten mit mir geschimpft." Ha, dachte ich. Fettnäpfchen! Doch natürlich musste Mom mich eines besseren belehren. "Oh gut! Dann bin ich ja nicht die einzige. Deine Mutter wird mir immer sympathischer!" Okay, irgendwas musste ich jetzt auch finden, was ihn demütigte. Also fragte ich ihn: "Wann hat deine Mutter denn mit dir geschimpft?" Um nicht unhöflich zu wirken erzählte er eine Situation. "Also neulich hing ich die ganze Zeit nachts am Fenster und schaute raus, statt mich den Gästen meiner Eltern vorzustellen." Er hing am Fenster?! Und schaute raus?! "Wann?", fragte ich ihn, sichtlich nervös. "Nun ja, da wo du so schön gesungen hast draußen im Gar..." "Ach du Komiker!", rief ich und fing künstlich an zu lachen. Mom guckte mich spöttisch an. "Was ist daran so komisch?" Ich winkte ab und schaute wieder auf die Straße. Er hat mich gesehen?! Er hat mich gesehen, als ich Dirigent gespielt und gesungen habe? Hoffentlich hatte er nicht das Fenster offen! Das hieß also er konnte auf unsere Wiese gucken. Schlecht. Ganz schlecht. Jetzt würde ich immer ein komisches Gefühl haben im Garten. Aber das war nicht so schlimm, als dass er mich gesehen hatte, wie ich einen auf August Rush machte! Scheiße! Hatte ich meinen Tiefpunkt nicht schon erreicht?

Das Navi zeigte das Ziel an und wir fuhren auf einen großen Parkplatz. Er war gut gefüllt, also mussten wir erst nach einer Parklücke suchen. "Sollen wir Lily hier lassen?", fragte ich Mom. "Ich denke schon. Sie wird schon nicht ins Auto pinkeln." Mom zeigte mit dem Kopf auf meinen Schoß. Lily war eingeschlafen. Behutsam setzte ich sie neben Javen auf die Rückbank. Er sah mich dabei an. Okay Sam, nicht wieder rot werden. Er schaut dich bloß an. Ist doch nichts dabei! Ich wollte mich zurück setzten, um auszusteigen, doch die Bänder meiner Jacke verfingen sich am Anschnaller. Ich konnte also nicht zurück. Scheiße. Ich räusperte mich und sah Javen in die Augen, der mich amüsiert musterte. Um zu überspielen, dass ich mich verfangen hatte, redete ich einfach drauf los. "Du hast mich gesehen, neulich? Sag mal stalkst du mich etwa?" Er grinste. "Das hättest du gerne, oder?" "Pah! Das ich nicht lache!" Er beugte sich vor. Mom war schon aus dem Wagen gestiegen, sonst würde sie jetzt bestimmt komisch gucken. Ich wollte zurück weichen, konnte aber aufgrund meiner Bänder konnte ich mich nicht rühren. Was ist das für eine Jacke, dass ich mich nicht einfach losreißen kann?! Javen schaute mir in die Augen. "Wie jetzt? Du weichst nicht zurück?" "Man m-muss sich seinen Ängsten stellen", erwiderte ich. Nein, bloß kein Gestottere! "Ach ja?" Er kam noch näher, unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Ein Blatt Papier hätte noch dazwischen gepasst, sonst nichts. "Du hast Angst vor mir?" Shit, da war mir was rausgerutscht. "Natürlich nicht!", sagte ich so entschlossen wie ich konnte. "Bin ich vielleicht so anziehend, dass du nicht zurück weichen kannst?" "Quatsch nicht so dummes Zeug." "Frag mich und ich helfe dir." "Hä?" "Na dann eben nicht." Er lehnte sich zurück und fummelte meine Bänder aus dem Anschnaller. Er hat es gemerkt?! Leise lachend stieg er aus. Ich sog scharf Luft ein. Oh Mann. Das war ja noch peinlicher, als das mit der Windel! Nachdem ich ein paar Mal tief ein- und ausatmete, stieg ich ebenfalls aus und gemeinsam gingen wir zum Haustiermarkt. Mom hakte sich bei mir ein und flüsterte: "Javen sieht verdammt gut aus! Ist er nicht was für dich?" "Mom!" Ich lief rot an. "Ist ja schon gut", beschwichtigte sie. Die Glastüren öffneten sich und wir sahen uns nach den Katzensachen um.

Zu Hause besahen wir uns dann nochmal die eingekauften Sachen. Den Korb hatte ich ausgesucht, Mom das Futter und Javen hatte für Lily einen Kratzbaum ausgesucht. Mom betrachtete ihn sich genau. "Javen hat einen sehr guten Geschmack!" "Mom, es ist nur ein Kratzbaum." Lily kam und spielte mit den Mäusen, die an Bändern an dem Kratzbaum herab hingen. "Lily gefällt er auch", grinste Mom. Genervt stand ich vom Boden auf und nahm mir die grüne Futterschale und füllte sie mit diesem tollen Katzenfutter. Mom hatte sich das beste und teuerste genommen. Sie hatte wohl vor dieses Kätzchen zu verwöhnen. Lily kam sofort zu mir und naschte von dem Futter. Ihr kleiner Mund klappte beim Kauen die ganze Zeit auf und zu. Es sah sooo niedlich aus! Ich streichelte ihren Kopf. Sie mochte Javen. Sie hatte seine Hand geleckt. Komisch... Wie kann man diesen Typen nur mögen? Eigentlich war diese Frage eher an mich gerichtet und sie beschäftigte mich noch den ganzen Tag.

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Schreibt mir bitte wieder so süße Kommis!

Ich wollte noch etwas anmerken: Ihr habt ja bestimmte gemerkt, dass wenn die Personen in meiner Story sich unterhalten, das in einem Abschnitt tun. Also so:
"Was?", fragte ich. "Das hast du sehr wohl gehört", antwortete er.

Mein Laptop kann das nämlich nicht so machen:
"Was?", fragte ich.
" Das hast du sehr wohl gehört", antwortete er.

Ich hoffe das stört euch nicht. :( Wenn doch, sagt es mir bitte. (Hoffentlich wisst ihr jetzt, was ich meine ^///^)

Eure Piena13

P.S. Hier, in der Anmerkung, hat es jetzt geklappt, weil ich mit dem Handy geschrieben habe.

Caught In The Crossfire *On Hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt