Jake ging auf die Tür des Imbiss zu und öffnete sie, dass ein Glockengeräusch erklang. Ich wurde reingeschoben und im nächsten Moment stockte mir der Atem. Der schäbige Imbiss, war nicht schäbig! Der Boden war mit einem roten Teppich ausgelegt. Insgesamt standen in dem relativ kleinen Raum zehn Tische, die bis auf drei alle besetzt waren. Rechts vom Eingang stand ein großes Buffet mit asiatischem Essen, von gebratenen Nudeln zu Heuschrecken. In der Mitte stand ein kleiner Teich mit Schilf und Gras verziert, in dem kleine Kois schwammen. Ich war überwältigt. Und nicht nur vor Überraschung, sondern auch vor diesem unwiederstehlichen Geruch, der sich in meine Nase zog. Augenblicklich begann mein Magen zu knurren und ich versuchte es durch ein plötzliches Husten zu übertönen, doch man hatte es schon gehört.
Ein kleiner Chinese stand lachend neben mir. "Guten Abend! Willkommen im Overseas. Ich schätze die Lady brauch dringend etwas zu essen. Hier entlang bitte." Jake grinsend, ich rot, folgten wir dem Chinesen zu einem Tisch direkt neben dem Teich.
"Diesen Platz, kann ich nur empfehlen, da die Koi Fische eine beruhigende Wirkung auf unsere Gäste haben."
Der Chinese verschwand kurz durch eine weiße Tür mit einem Bullauge ähnlichem Fenster, direkt neben dem Buffet.
Jake schob meinen Stuhl zurück, damit ich mich setzen konnte und setzte sich danach mir gegenüber.
"Ich hoffe, dass du nicht sofort wegrennst, wenn du gegessen hast."
"Das fällt schon mal weg, mit meinen Beinen", sagte ich und deutete mit dem Kopf nach unten. "Aber ich könnte durch die Hintertür nach draußen gelangen, mit dem Vorwand aufs Klo zu dürfen!" Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, genau wie die von Jake.
"Wenn du das tust, bring ich dich höchstpersönlich um!"
Wir unterhielten uns bei dem wirklich fantastischen Essen über die Interessen und das Leben von uns und schon wieder kam das Gefühl, dass ich ihn irgendwoher kannte. Aber der betörende Duft der gebratenen Ente überdeckten das Gefühl doch stärker, als mir bewusst war, denn als Jake mich zu Hause abgesetzt hatte, kam das Gefühl schlagartig wieder zurück. Wieso kam ich nicht drauf?
Ich lief hoch in mein Zimmer, wo Mom auf mich wartete. So wie ihre Haltung aussah, wie sie so vor dem Fenster stand, hatte sie uns zugeschaut, wie Jake mich abgesetzt hatte.
"Uuuuund? Wie war das Date?" Sie betonte das Wort "Date", dass man denken könnte, sie würde Pärchen immer nachlaufen und bespitzeln.
"Ganz nett. Wir haben uns gut unterhalten und hatten Spaß", antwortete ich ehrlich. Meinen Plan hatte ich zwar nicht durchgesetzt, aber das war sowieso eine blöde Idee gewesen.
"'Ganz nett'", äffte sie mich nach. "Was heißt 'ganz nett'? Habt ihr euch geküsst?"
"Mom!" Entgeistert sah ich sie an. "Er ist nur ein Bekannter aus der Schule!"
Mit großen Augen sah sie mich an. "Kannst du dich wirklich nicht dran erinnern?"
Ähm... was?
"Was meinst du damit?", fragte ich also.
"Nö, das sag ich dir doch jetzt nicht! Da musst du schon selbst drauf kommen!", sagte sie und stürmte aus meinem Zimmer.
Also war es doch richtig, dieses Gefühl, dass ich ihn kannte!
"MOM! Du bist so ein Feigling!", rief ich nach unten und trat mit dem Fuß auf den Boden, wie ein kleines Kind. Bockig wie ich war, schleuderte ich meine Tasche aufs Bett und zog mir meinen Schlafanzug an. Es war ja dann doch relativ spät geworden.
Ich ging ins Bad und putzte mir meine Zähne, kämmte meine Haare und schminkte mich ab.
Als ich die Tür öffnen wollte, klappte es nicht! War ich denn jetzt total bekloppt?! Ich rüttelte an der Klinke. Nichts passierte. Als ich mich gegen die Tür lehnte, während ich drückte, merkte ich, dass sich die Tür ein wenig bewegt hatte. Das hieß also, dass... Jemand hielt die Tür zu!
"Lass mich hier raus!", rief ich aufgebracht. "Wer ist da?!"
"Du sagst mir jetzt erstmal, was du mit deinem Fotokursfurz gemacht hast", kam eine tiefe Stimme von draußen.
"Javen?"
"Ja, mein Gott!"
"Wie bist du hier rein gekommen?'
"Deine Mom hat mir aufgemacht. Ich glaube, sie mag mich."
"Das interessiert mich gerade nicht die Bohne!"
"Aber du hast doch gefragt, wie ich hier rein gekommen bin", antwortete er.
Ich schlug meinen Kopf an die Tür. Peinlich! Egal.
"Ist doch auch egal! Lass mich jetzt hier raus!"
"Was hast du heute Abend gemacht?! Na sag schon!"
Wieso, zum Teufel, will er das wissen?!
"Ich war mit ihm essen, verdammt! Was ist so schlimm daran!"
Stille.
Ich klopfte gegen die Tür. "Noch da?"
Ist er gegangen?
Ich versuchte mein Glück und drückte die Klinke hinunter. Die Tür öffnete sich und ich setzte einen Fuß vor. Plötzlich wurde die Tür wieder zugeschlagen.
"Au!" Kennt ihr das? Man schreit "Au" manchmal nur, weil man sich nicht weh getan hat, sondern nur fast oder erschreckt hat. Das war so ein Moment, doch Javen interpretierte es falsch. Er riss die Tür auf und stand direkt vor mir.
"Hab ich dir weg getan?! Tut mir leid! Sind die Knie okay?"
Überrumpelt starrte ich ihn an. Erstens, weil er sich so um mich sorgte, was ich irgendwie total toll, aber auch gruselig fand.
Zweitens, weil er in Schlafanzughose und T-Shirt vor mir stand.
"Äh, ja, nix passiert."
Er atmete erleichtert aus.
"Darf ich jetzt raus? Moment mal! Warum muss ich dich eigentlich fragen, ob ich in mein Zimmer kann?"
Mit erhobener Brust marschierte ich an ihm vorbei. Vor der Badezimmertür, wirbelte er mich herum, dass ich mit dem Rücken zur Wand stand und er mir gegenüber, die beiden Arme neben meinem Kopf abgestützt.
"Der Typ steht total auf dich, das merkt man doch. Halt dich besser von ihm fern." Er sah mir todernst in die Augen.
"Wieso sollte ich? Er ist doch kein Verbrecher!"
"Jetzt verteidigt sie ihn auch noch." Er fuhr sich mit der Hand durch seine Haare und legte sie dann wieder neben mir ab.
"Was ich sagen will ist... also..."
Mein Herz nahm den Rhythmus eines galoppierenden Pferdes an.
"Ich... denke... Ich finde, du solltest nicht mit deinem Lehrer essen gehen."
Was? Im Ernst?
"Also, zum einen steht er nicht auf mich, dann war das heute einfach nur ein freundschaftliches Essengehen zwischen zwei Bekannten und dann frage ich mich noch, warum du dich da einmischst!"
Seine Augen fuhren hektisch von meinem rechten Auge zum linken. Dann schloss er sie und seufzte. Seine Hände glitten die Wand hinab.
"Keine Ahnung, ich weiß auch gar nicht, warum ich eigentlich hier bin." Er ging zu meinem Bett, setzte sich und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
Okay, Sam, was machst du jetzt? O Gott, o Gott!
Hin und hergerissen zwischen den Optionen mich neben ihn zu setzen und ihn zu trösten, weshalb auch immer, oder einfach stehen zu bleiben entschied ich mich einfach so zu handeln, wie ich es bei normalen Personen (Javen war nicht normal. Er sah sogar im Pyjama aus wie ein Gott!) tat.
"Möchtest du einen Tee?"
Er sah auf. "Gern."
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Caught In The Crossfire *On Hold*
RomanceSam zieht dauernd um. Immer ist sie die Neue und das geht ihr gehörig auf die Nerven. Als sie an ihrer neuen Schule aufgenommen wird, sind alle abweisend gegenüber der Neuen. Nur Zane ist nett zu ihr. Aber sein Bruder Javen, der beliebteste Junge de...