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Es war der gleiche Standesbeamte, wie vor ein paar Tagen, auch bei uns war der Pavillon mit weißen Blumen dekoriert, doch etwas war anders, es war abends und schon dunkel, überall erhellten Lichterketten unseren Dachgarten und Seonghwa trug einen cremefarbenen Anzug. Ich hielt meine Augen auf ihn gerichtet und konzentrierte mich ganz auf meinen besten Freund, der einfach unglaublich gut aussah. Die Haare waren wieder in seiner natürlichen Farbe, da wir von irgendwelchen Comebacks weit entfernt waren und eine Färbepause allen gut tat. Sein Blick hielt mich gefangen, doch konnte ich den Ausdruck darin nicht deuten. Er sah mich so intensiv an, dass ich nervös wurde, doch dann erinnerte ich mich daran, was ich mir vorgenommen hatte, ich wollte ihn spüren lassen, wie dankbar ich ihm war, wie gern ich ihn  hatte und das ich alles was er für mich tat wertschätzte und deshalb lächelte ich ihn mit all meiner Zuneigung die ich für ihn hatte an. Seine Augen weiteten sich kurz überrascht, wahrscheinlich hatte er erwartet, dass ich wegen Wooyoung traurig war, was ja auch stimmte, aber ich schob diese Traurigkeit einfach weg, da sie nichts an unserer Situation ändern würde. Dann hoben sich auch seine Mundwinkel und er hielt mir die Hand hin, die ich dankbar annahm. Nachdem der Standesbeamte mich nach meiner Einwilligung in die Ehe mit Seonghwa fragte, antwortete ich mit fester Stimme und ohne zu zögern mit "ich will", während ich nicht eine Sekunde den Blick von ihm nahm, was er ebenso erwiderte. Während der kompletten Zeremonie hatte er gelächelt und ich war stolz auf mich, dass ich ihn nicht mit meiner Trauer heruntergezogen hatte und mir war warm ums Herz, weil er neben mir stand und das alles nur für mich tat.

Ganz in Gedanken versunken, hatte ich nicht bemerkt, das wir schon am Ende angelangt waren und plötzlich war er mir so nahe, und ich realisierte, dass wir wohl am Kussteil angekommen waren, den wir vorher abgesprochen hatten, dass wir das durchziehen würden, damit der Beamte nicht misstrauisch wurde und so nickte ich leicht und schloss meine Augen. Was dann passierte, hätte ich nicht erwartet... Seine weichen Lippen berührten meinen Mund und begannen sich sanft zu bewegen, es durchfuhr mich wie ein Blitz, ich war total elektrisiert und mein Herzschlag setzte für 2 Takte aus, ehe es in doppelter Geschwindigkeit zu schlagen begann. Zuerst stand ich wie paralysiert da, konnte die ganzen Gefühle gar nicht erfassen, doch dann schlang ich meine Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Mein Kopf war wie leer gefegt, ich dachte nicht mehr, ich handelte nur, öffnete meinen Mund leicht und schon spürte ich seine Zunge, die meine sanft liebkoste. Die wärme, die ich eben schon gespürt hatte, breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich hatte das Gefühl, das jede Stelle an meinem Körper, an dem ich seinen berührte, kribbelte. Sein Griff um meine Taille wurde stärker, als er mich enger an sich zog und gleichzeitig wurde der Kuss immer Leidenschaftlicher. Irgendwann mussten wir uns dann aber doch voneinander lösen, da uns die Luft ausging und als ich die Augen wieder öffnete, schauten wir uns beide geschockt an. Der harmlose Kuss, den wir geplant hatten, war das nicht gewesen...

"Was... was ist da gerade passiert?" fragte er atemlos, während ich nur verwirrt den Kopf schüttelte.

"Ich habe keine Ahnung..."

"Also, wenn ich hier die Hochzeitsküsse bewerten müsste, ihr beiden hättet klar gewonnen." meinte San grinsend, worauf ihn Seonghwa strafend ansah. Er kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich gerade einen inneren Kampf ausfocht, zwischen meinem Wunsch zu verstehen, was ich da gerade erlebt hatte und meinem schlechten Gewissen, weil mein Freund im Koma lag und ich jemand anderen geküsst hatte. Klar Wooyoung würde verstehen, warum wir uns küssen mussten, er wäre deswegen nicht böse, aber warum hatte sich dieser Kuss so gut anfühlen müssen? Was hatte das ganze zu bedeuten, war das wirklich nur Dankbarkeit und Zuneigung gegenüber meinem besten Freund? Hatte ich das Küssen vielleicht einfach nur so sehr vermisst? Oder versuchte ich mir das gerade nur einzureden?

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt