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Den Tag über beobachtete ich alle argwöhnisch, Juhee wegen des Fiebers und die anderen, ob etwas darauf hindeuten würde, ob sie ins Koma fallen würden. Doch auch bei Yunho war vorher nichts zu sehen gewesen. Es ging ihm gut, er ging schlafen und wachte nur einfach nicht auf.

In den Nachrichten waren die Prognosen niederschmetternd, da es immer mehr Komafälle gab und Wissenschaftler vermuteten, dass es etwa jeden zweiten treffen würde. Stündlich lief ein Banner durchs Bild, wo sie bekannt gaben, welche Idols nun alle im Koma lagen und auch Yunhos Namen war zu lesen. Wahrscheinlich hatte Doktor Park die Info weitergegeben, ob jetzt an den CEO oder an die Presse, sei dahingestellt.

Juhee machte mir immer größere Sorgen, da ich ihre Kräfte immer mehr schwinden sah und sie sich immer noch weigerte, sich hinzulegen. Hongjoong hatte sie mehrfach versucht zu überreden, doch sie hörte nicht, doch Jongho löste das auf subtilere Art, beschwerte sich, dass er seine Noona zum kuscheln brauchen würde, da er sonst nicht schlafen könnte. Das erweichte ihre softe Seite für den Maknae so sehr, dass sie sich zu ihm legte. Keine zwei Minuten später, war sie eingeschlafen und uns war allen klar, dass sie wohl nicht mehr aufstehen würde, da sie schon sehr krank aussah.

Das Fieberthermometer zeigte dann auch an, was wir schon vermuteten, die 40 war längst überschritten und es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie in ein Fieberdelirium fiel. Dennoch versuchten wir ihr fast die gleiche Behandlung zukommen zulassen, wie vorher Jongho, bis auf das Eiswasser, denn das würde keinen Sinn ergeben, da wir sie dadurch nicht drei Wochen am Leben halten können würden. Ich gab ihr ein schmerzlinderndes, fiebersenkendes Mittel und Hongjoong kühlte immer wieder ihre Stirn mit einem feuchten Waschlappen.

Yeosang kam mit einem Eiswürfel, den er ihr immer wieder über die Lippen strich, damit sie etwas Flüssigkeit zu sich nahm. Mingi saß am Fußende und weinte stumme Tränen, während Jongho sie die ganze Zeit im Arm hielt. San und Wooyoung saßen neben dem Bett auf dem Boden und hielten sich gegenseitig tröstend im Arm. Ich legte mich auf die andere Seite neben Juhee und strich ihr die verschwitzten Haare aus dem Gesicht, während ich sie die ganze Zeit traurig anschaute. Seonghwa setzte sich neben mich auf den Bettrand und strich mir immer wieder behutsam über den Rücken.

Wir alle wussten es... das waren unsere letzten Stunden mit ihr und keiner wollte ihre Seite verlassen. Niemand redete, alle hingen ihren Gedanken nach, oder versuchten still, ihr die verbliebene Zeit, so angenehm wie möglich zu machen. Was sollte man in so einer Situation auch großartig sagen? Sie anflehen nicht aufzugeben, hatte keinen großen Sinn, wobei ich die Vermutung hatte, dass Hongjoong am liebsten auf Knien um ihr Leben gefleht hätte, so wie er aussah. Man konnte es ihm im Gesicht ansehen, dass gerade sein Herz brach. Er war in Juhee verliebt, seit sie das erste Mal in unser Studio trat, es war so offensichtlich gewesen, jeder wusste es... nur Juhee nicht. Vielleicht wusste sie es ja doch, aber in unseren Verträgen stand, das jegliche romantische Beziehung, zu einem der Jungs, strikt untersagt war. Nun... auf diese Verträge konnten wir nun getrost pfeifen.


Nach und nach waren alle eingeschlafen, nur Hongjoong und ich waren noch wach, als Juhee vor Schmerzen stöhnend, die Augen öffnete. Schwach versuchte sie uns anzulächeln.

„Joongie, sei ein Schatz und öffne mir mal das Fläschchen." sagte sie leise und hielt ihm die Ampulle hin, die Doktor Park ihr gegeben hatte. Entsetzt schüttelte ich den Kopf und griff nach ihrer Hand.

„Unnie, nein... tu das nicht." sagte ich den Tränen nah und Hongjoong sah verwirrt, auf den Flakon in seiner Hand.

„Was genau ist da drin?" wollte er misstrauisch wissen.

„Es wird mich in Frieden einschlafen lassen, ohne Schmerzen. Ich will nicht mehr leiden, ich verbrenne innerlich... bitte lasst mich gehen." flehte sie kraftlos und ich sah puren Horror in Hongjoongs Augen aufblitzen. Keiner von uns wollte es wahr haben, aber es war ihre Entscheidung, nicht unsere. Fest biss ich mir auf die Lippen, während ich versuchte, die Tränen weg zu kämpfen, stark für meine beste Freundin zu sein, doch es war verdammt schwer.

Ihr Blick war nun fest auf Hongjoong gerichtet und sie nahm nun seine andere Hand in ihre.


 „Ich wollte dir eigentlich noch so vieles sagen, aber nun... das geht alles nicht mehr, aber eines sollst du wissen... ich habe deine Gefühle immer erwidert. Kannst du mich nur ein einziges Mal küssen?" fragte sie ihn mit Trauer in der Stimme und seine Augen wurden groß. Doch er fing sich schnell wieder, schenkte ihr sein bestes Lächeln, dass er in dieser Situation aufbringen konnte und legte dann sanft seine Lippen auf ihre. Betreten schaute ich weg, wollte ihnen ihre Privatsphäre lassen. Dabei fiel mein Blick auf Wooyoung, was mich automatisch wieder an unseren Kuss denken ließ. Würde ich mich bald auch so von ihm verabschieden müssen? Allerdings konnte ich nicht wie Juhee von meinen Gefühlen reden, so sicher, was sie bedeuteten, denn meine Gefühle waren das pure Chaos.


Nach ein paar Minuten, lösten sich die beiden voneinander und Hongjoong öffnete Tränen verschleiert, die Ampulle, welche er dann Juhee reichte.

„Ich liebe dich." hauchte sie, bevor sie den Inhalt austrank.

„Ich liebe dich auch." antwortete Hongjoong mit Verzweiflung in der Stimme und zog sie vorsichtig in seine Arme.

Dann fiel ihr Blick auf mich und sie hob leicht die Mundwinkel.

„Ich hab dich lieb, Kleines. Pass auf unsere Jungs bitte gut auf und..." sie sah zu dem schlafenden Seonghwa „gib ihm eine Chance, er liebt dich doch schon so lange..." dann schloss sie erleichtert seufzend die Augen, ein aller letztes Mal.

Hongjoongs lautes Weinen, als er sie fest an sich drückte, den Schmerz, der darin lag, war etwas, was ich nie wieder vergessen würde. Doch es war fast genau der gleiche Schmerz, wie ich ihn gerade verspürte, der Schmerz, eines gebrochenen Herzens, da die wichtigste Person gegangen war...

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt