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Mit einem ganz schlechten Gefühl, sah ich dem Krankenwagen nach. Irgendetwas sagte mir, dass da noch was auf uns zukam, denn der Notarzt hatte uns alle von Kopf bis Fuß mit Desinfektionsmittel eingesprüht und auch alle Oberflächen im ganzen Raum.
Eine Vorsichtsmaßnahme hatte er das genannt.

Wir hofften, dass es nicht DAS Fieber war, denn bis jetzt war jeder, der es bekam, auch daran gestorben. Es stieg Tage lang an, bis der Körper aufgab und die Organe versagten. Zwar kannten wir Misaki erst ein paar Stunden, aber es wäre wirklich tragisch.

"Ich sagte ja, es geht wieder los..." meinte Juhee, von deren Selbstbewusstsein nichts übrig geblieben war. Mit hängendem Kopf saß sie auf dem Sofa, Yeosang umarmte sie tröstend. Wir waren alle mitgenommen von dem Vorfall und auch ich schluckte schwer, bei dem Gedanken, dass das Mädchen vielleicht nicht mehr zurückkam.

Arme schlossen sich von hinten um meinen Bauch und ein Kopf legte sich auf meine Schulter.
"Ich hab Angst um die Kleine." sagte Wooyoung leise neben meinem Ohr und ich wusste nicht, ob er mich, sich oder uns beide mit seiner Umarmung trösten wollte, aber ich hatte so oder so nichts dagegen einzuwenden, schließlich waren wir alle mit den Jahren enge Freunde geworden und es war nicht unüblich, dass sich irgendwer an mich kuschelte.

"Es kann ja auch nur eine harmlose Erkältung sein, oder Grippe. Wir wissen ja noch gar nichts... lass uns einfach das Beste hoffen." versuchte ich ihn aufzumuntern, während ich meine Hände auf seine legte.
"Hast du sie denn einmal husten oder nießen sehen?" fragte er traurig und leider musste ich das verneinen, was die Hoffnungslosigkeit wieder Überhand gewinnen ließ.

An diesem Tag wurden aus Sicherheitsgründen alle Termine abgesagt und wir durften das Gebäude nicht verlassen, bis man wusste, was mit Misaki los war, aber da unsere Wohnung, genauso wie auch der Dorm der Jungs, im oberen Stockwerk des KQ Gebäude war, war das nicht so schlimm. Andere Staff Member sollten von uns isoliert werden, deswegen wurden wir recht schnell nachhause geschickt.

Auf dem Dach war unser Grillplatz mit Gartenoase und Holzpavillon, wo wir oft die Abende gemeinsam verbrachten und da wir alle emotional fertig waren und keiner allein sein wollte, trafen wir uns dort.

Allerdings grillten wir nicht und feierten auch nicht wie sonst, wir hatten uns Pizza bestellt und und tranken auch die ein oder andere Flasche Soju, aber das war diesmal eher zur Beruhigung. Wir redeten auch kaum, stattdessen saßen wir ziemlich aneinander gekuschelt da.

Ich saß auf einem Sofa zwischen Wooyoung und Seonghwa, Juhee auf dem daneben zwischen Jongho und Hongjoong, während Yunho, Mingi, San und Yeosang auf dem dritten Loungesofa saßen. Da es Abends, Ende September in Seoul draußen schon recht kühl werden konnte, hatten wir Decken über unsere Beine gelegt.

Entgegen unserer sonstigen abendlichen Treffen, war es heute eher still, niemand scherzte oder alberte rum, stattdessen redeten wir kaum, gaben uns nur gegenseitig Halt und Nähe.
Auch waren die beiden Jungs neben mir Berührungsbedürftiger als sonst, da Seonghwa den Arm um meine Taille geschlungen hatte und Wooyoung unter der Decke meine Hand hielt.

Immer wieder gingen mir die Bilder durch den Kopf, wie Misaki zusammengebrochen war, wie sie so schwach und hilflos auf der Barre lag, als sie abtransportiert wurde. Die besorgten und mitleidigen Blicke der Sanitäter, und nun auch noch die Ausgangssperre, die über uns verhängt war.

Angeblich nur eine Vorsichtsmaßnahme, die nichts bedeutete. Ja genau, Vorsichtsmaßnahm am Arsch. Irgendwas war im Gange, Juhee hatte wohl recht, da kam wieder etwas auf uns zu, dem wir diesmal nichts entgegenzusetzen hatten.

Ich schenkte mir einen Soju nach dem anderen ein, ließ den Alkohol mein Blut aufwärmen, merkte gar nicht, wieviel das war, bis Seonghwa mir irgendwann die Flasche wegnahm. Jemand hob mich hoch und trug mich in mein Schlafzimmer, wo ich vorsichtig auf dem Bett abgelegt wurde. Hinter uns jammerte wer, der sich auch nicht mehr ganz nüchtern anhörte und uns hinterher stolperte.

"Hyung, nimm mir Noona nicht weg, ich will weiter kuscheln." hörte ich, als ich zugedeckt wurde. Jemand legte sich zu mir unter die Decke und klammerte sich an mich, Seonghwa seufzte resigniert.
"Na gut, aber wehe du fummelst sie im Suff an, dann hack ich dir die Finger ab, Wooyoung..." dann ging das Licht aus und ich schlummerte weg.

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt