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Eine Woche war es her, dass die Jungs aufgewacht waren und bei Hongjoong tat sich immer noch nichts. Lee meinte seine Werte wären alle in Ordnung und er müsste längst erwacht sein, weswegen wir vermuteten, dass sein seelischer Zustand Schuld daran war, dass er einfach nicht aufwachen wollte. Uns blieb nichts anderes, als ihm Zeit zu geben und geduldig zu warten.
Das von Lee und ihrem Professor entwickelte Medikament wurde nun weltweit eingesetzt und nach und nach wachten alle wieder auf, was den Anteil an der produktiven und aktiven Weltbevölkerung wieder verdoppelte und allen den Weg in die Normalität erleichterte. Natürlich waren viele Ehen wegen dem neuen Gesetz geschlossen worden, während die richtigen Partner im Koma lagen, die nun wieder wach waren, was zu einer Überarbeitung des Gesetzes führte. Man konnte sich schnell und diskret scheiden lassen, ohne viel Aufwand,  so dass man frei war, die richtige Person zu heiraten. Zwei Unterschriften und alles war vorbei.
Wooyoung klebte die letzten Tage förmlich an mir, hielt mich ständig im Arm und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Ich mochte seine Berührungen, ja... aber ich sah auch den Schmerz in Seonghwas Augen und ich vermisste nun seine Umarmungen schrecklich, da er sich so gut es ging von uns fern hielt. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich ihm traurig hinterher sah und ich war wohl nicht die einzige, die das bemerkte, denn auch Wooyoung wurde immer stiller und nachdenklicher. Dann kam der Tag, an dem Seonghwa mich aufs Dach rief um mit mir zu reden und ich freute mich so sehr, da wir lange nicht mehr richtig miteinander geredet hatten und ging lächelnd zu ihm, während er nur stumm auf den Tisch starrte.
Irritiert setzte ich mich neben ihn und sah ihn fragend an.


"Was ist in dem Umschlag?" wollte ich wissen, neugierig warum er diesen so intensiv anschaute und den Blickkontakt zu mir mied.
Seine nächsten Worte fühlten sich an, wie ein Hieb in die Magengrube...


"Unsere Scheidungspapiere. Es fehlt nur noch deine Unterschrift, dann reichen wir das ein und sind in ein paar Tagen wieder frei..." erklärte er leise, doch ich hörte seine kleinen Unebenheiten in der Stimme, spürte wie schwer ihm jedes Wort fiel und als er mich dann doch ansah, sah ich die Tränen in seinen Augen.


Mühsam schluckte ich den Knoten in meinem Hals herunter, es fühlte sich an, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen, mein Herz tat weh und ich hatte das Gefühl, das atmen fiel mir schwerer. Das war es also? Das Ende unserer Ehe, die zwar nie echt war, aber dennoch die Verbindung von zwei Liebenden... Leise schluchzte ich, als er mich endlich in seine Arme nahm und ich fühlte mich so sehr zuhause in seiner Umarmung hatte dieses Gefühl so sehr vermisst... mehr als ich je vermutet hätte.
Doch dann ließ er mich los und ging wieder rein, konnte mich nicht einmal mehr anschauen... wahrscheinlich beherrschte er sich gerade, vor mir nicht auch so laut zu weinen, wie ich das getan hatte.


Wie lange ich hier saß und nun meinerseits auf den Umschlag starrte, wusste ich nicht, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Meine Gedanken überschlugen sich, verwirrten mich, den gleichzeitig fühlte sich mein Kopf so leer an... ich sah immer wieder all meine schönen Momente mit ihm, wollte ihn nicht verlieren... dann kam mir Wooyoung in den Sinn, sah auch unsere Momente und realisierte, dass wir kaum solche Momente hatten. Ich hatte mich an eine Beziehung geklammert, die kaum existiert hatte... warum? Aus falscher Loyalität? Aus missverstandener Liebe? Und der Mann, der wirklich an meiner Seite war, der mich von ganzem Herzen liebte, den ich auch liebte, opferte sich und seine Gefühle für seinen Freund und für mein Glück. Wusste er denn gar nicht, dass er mein Glück war? Das alles war falsch, ich hatte ihn verletzt, aus angst Wooyoung zu verletzen... und mich gleich mit.
So sehr abgedriftet in meine Gedankenwelt, hatte ich nicht gemerkt, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte, bis er mich umarmte und seinen Kopf auf meine Schulter legte.


"Noona... ich liebe dich. Aber... nicht so sehr wie er das tut. Seien wir einfach ehrlich. Ich hab mich immer an dich gelehnt, hab mich von dir trösten lassen, hab von dir genommen und genommen, ohne je zu geben.. das war egoistisch. Hyung gibt dir alles von sich, genauso wie du. Ihr seid füreinander perfekt. Ich will nicht, dass du bei mir bleibst, nur weil ich dich brauche, denn ich bin nicht, was du brauchst. Ich lass dich gehen und wenn ihr beide dann glücklich seid... dann bin ich das auch." mit diesen Worten nahm Wooyoung den Umschlag und riss ihn samt den darin liegenden Scheidungspapieren in kleine Fetzen.

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt