Dornröschen-Syndrom

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"Mach bitte keinen Aufstand, ich hab bestimmt nur die Grippe..." wiegelte sie ab und kümmerte sich lieber weiter um Jongho, statt sich hinzulegen.
Frustriert ballte ich die Hände zu Fäusten, wollte sie am liebsten ins Bett schleifen, aber dann traf mich die Erkenntnis... ich würde mich auch nicht einfach ins Bett legen und auf den Tod warten. Ich würde mich um die Jungs kümmern, bis ich umfiel.

Seonghwa drehte mich an der Schulter zu sich um und wieder mal lag ich in seinen Armen. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, seine Umarmungen gaben mir momentan so viel, aber ich wünschte mir, es wäre gar nicht nötig, mich dauernd aufbauen zu müssen. Dieser ganze Wahnsinn sollte enden und alles wieder normal werden.

"Wir müssen einfach darauf vertrauen, dass wir die neue Impflieferung schneller bekommen. Und vielleicht trifft es sie auch nicht so hart wie Jongho und es dauert länger..." versuchte er mich zu trösten.

Als wir Jongho dann seine Suppe brachten, schaute sie uns warnend an, damit wir den anderen nichts sagten. Wir nickten stumm, sie würden sich noch früh genug um sie Sorgen müssen, ein paar Stunden Erholung, schadete keinem von uns.

Im Wohnzimmer sah ich betroffene Gesichter, als ich mich dort wieder aufs Sofa setzte und Hongjoong, neben dem ich saß, kuschelte sich sofort trostsuchend an mich.
"Sie zeigen gerade, welche Idols es nicht geschafft haben..." sagte er leise und ich entnahm seiner Stimme, dass es wohl auch Freunde getroffen hatte.

Mir drehte sich der Magen um. Wollte ich das wirklich wissen? Wie oft hatte ich bei Veranstaltungen auch mal andere Idols geschminkt, wenn es hektisch wurde. Wir Stylingmädels nehmen das nicht so genau und allein schon durch die geteilten Backstagebereiche für Essen und Erholung kannte man sich.

Manchmal wurde da auch geflirtet und es entstanden Freundschaften. Wegen einer feuchtfröhlichen Aftershowparty, wusste ich auch, dass ein namentlich nicht genannter Stray Kids Leader, ziemlich gut küsste. Ich war nicht verliebt in ihn, aber ich hoffte dennoch, dass es ihm gut ging.

"Ein paar haben es nicht geschafft, andere wurden knapp gerettet, so wie Jongho." anscheinend brachte er es nicht über die Lippen, also schaute ich auf den Bildschirm wo gerade eine Liste zu sehen war.

EXO - Lay verstorben
EXO - Chen verstorben
EXO - Sehun erkrankt aber gerettet

BTS - Taehyung erkrankt aber gerettet
BTS - Jin erkrankt aber gerettet
BTS - Jungkook im letzten Moment gerettet

Got7 - Yugyeom gerade noch gerettet
Got7 - Jackson erkrankt aber gerettet

Ich hörte auf zu lesen, als ich Bang Chans Namen bei gerettet las. Ich wollte nicht sehen, ob noch wer, den ich kannte tot war. Die beiden EXO Member hatten mich schon genug getroffen. Sie waren beide immer nett zu mir gewesen und es war verdammt traurig.

Wie viele von meinen Kolleginnen tot waren, konnte ich nicht mal erahnen, aber sofern sie keine Kinder hatten, würden sie wohl auch warten müssen. Die meisten von uns würden wohl die nächste Woche nicht überleben. Juhee würde ganz sicher sterben... 4 Tage war bis jetzt das längste, was jemand mit dem Fieber geschafft hatte, ehe die Krankheit gewann.

Wieder spürte ich das Bedürfnis, mich vom Dach zu stürzen. Ich würde doch eh auch sterben, also warum dann noch meiner besten Freundin, die wie eine große Schwester für mich war, beim sterben zuschauen? Doch dann fiel mein Blick auf Wooyoung, der bis auf uns alle verloren hatte, dem ich etwas versprochen hatte...
Deswegen musste ich so lange wie möglich durchhalten.

Meine Gedanken wurden davon unterbrochen, dass die Nachrichtensprecherin ein neues Thema begann, das sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Anscheinend war es nach den Impfungen weltweit zu einigen Fällen gekommen, die nach der Injektion der Antikörper in leichtes Koma fielen.

Niemand brauchte Beatmung, aber sie wachten nicht auf. Es war fast als schliefen sie nur, konnten aber einfach nicht aufwachen. Deswegen wurde auch schnell ein Namen dafür gefunden, Dornröschen-Syndrom...