Drei Tage lang kam ich nicht aus Wooyoungs Bett, außer um ins Bad zu gehen, das Notdürftigste zu erledigen und jeden Tag zu duschen, dazu zwang mich Seonghwa. Ansonsten blieb ich neben Wooyoung liegen, wollte ihn so wenig wie möglich alleine lassen, da ich immer noch die Hoffnung hatte, dass er jeden Moment aufwachen würde. Doch diese Hoffnung schwand mit jedem weiterem Tag ein wenig mehr. Meine Erkältung wurde dafür wieder besser und nach diesen drei Tagen stand ich zum ersten mal wieder auf, um mit den anderen zu essen. Niemand sonst war bis jetzt ins Koma gefallen, darum hofften wir, dass wir mit nur drei Leuten eher Glück gehabt hatten, doch Dr. Park sah das eher kritisch, da sie meinte, es gäbe noch keine genaue Prognose, wie lange die Gefahr eines Komas bestand, da nach wie vor Menschen nicht mehr erwachten, die mit der ersten Impfwelle geimpft worden waren. Wir sollten uns deshalb auf alles gefasst machen. Warum musste diese Frau eigentlich so gnadenlos ehrlich sein?
Die anderen schienen sich zu freuen, mich mal wieder am Tisch zu sehen und Seonghwa war immer noch so in seinem Pflegemodus, dass ich ihn abwehren musste, damit er mich nicht auch noch fütterte. San fand meinen unwilligen Gesichtsausdruck anscheinend lustig, genau wie Mingi, den beide kicherten, als Seonghwa immer wieder versuchte, mir die Stäbchen vor den Mund zu halten und ich sie nur immer wieder brummend wegschob, mir selbst welche nahm und alleine aß. Kopfschüttelnd gab er es auf und widmete sich wieder seinem eigenen Essen, woraufhin ich erleichtert seufzte.
Ich war eindeutig noch nicht wieder fit, mir drückte meine eigene Kraftlosigkeit und der Umstand, dass mein Freund am gleichen Tag, als wir zusammen gekommen waren, ins Koma gefallen war, ziemlich aufs Gemüt. Doch Sans ansteckendes Gekicher, lies auch mich wieder etwas lächeln. Aufmerksam sah ich mich um doch erst jetzt fiel mir auf, dass Hongjoong fehlte.
"Wo ist denn Hongjoong? Isst er nicht mit uns?" fragte ich dann auch gleich verwundert.
"Der sperrt sich seit Juhees Tod fast durchgehend im Studio ein." meinte Mingi bedrückt.
"Hat ihm denn dann schon wenigstens wer sein Essen gebracht?" wollte ich wissen und Mingi nickte.
"Ja, aber er öffnet die Tür nicht..." antwortete er leise und sofort hob ich alarmiert meinen Blick.
"Mingi, hast du trotzdem nachgeschaut? Was ist, wenn ihm etwas passiert ist?" fragte ich eindringlich und der jüngere sprang auf und rannte raus. Anscheinend war er auf diese Idee noch gar nicht gekommen und war nun etwas in Panik.
"Wir dürfen uns momentan gegenseitig nicht aus den Augen lassen..." warnte ich die anderen und sie stimmten mir betroffen zu.
Es dauerte nicht lange und Mingi kam keuchend zurück.
"Er hat den Zugangscode geändert, hat jemand den Schlüssel? Oder wisst ihr was der Code sein könnte?" fragte er ganz außer Atem und aufgebracht.
"Der Schlüssel müsste im Technikraum sein, aber wie wir da rein kommen sollten, weiß ich nicht..." sagte Seonghwa und ich schüttelte frustriert den Kopf.
"Probier mal den Code: 3009, das war Juhees Geburtstag." schlug ich dann nach kurzem nachdenken vor und schon war Mingi wieder verschwunden. 10 Minuten später kam er zurück, Hongjoong im Arm, trug ihn zu seinem Zimmer und legte ihn auf seinem Bett ab. Betretenes Schweigen herrschte, während wir ihn betrachteten, der nächste Komafall war eingetreten.
Seonghwa ging raus um Dr. Park anzurufen, während wir uns zu Hongjoong setzten. Wann hatte all dieser Wahnsinn endlich ein Ende? Ich fühlte mich plötzlich so müde, warum konnten sie mich nicht einfach impfen und ins Koma fallen lassen? Ich wollte das nicht mehr, meinen Freunden zu sehen, wie sie starben oder einfach nur da lagen. Ich wollte schlafen... so lange, bis sie wieder erwachen würden. Warum war mir das nicht vergönnt?
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Dornröschen-Syndrom
FanfictionEine Pandemie droht die Weltbevölkerung auszulöschen. Als mehr als 60% der Menscheit daran gestorben ist, wird in aller Eile, ein Impfstoff entwickelt und ohne große Tests eingesetzt. Die Impfung rettet zwar die Leben, der restlichen 40%, aber die C...