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Die nächsten Stunden über blieb ich so in Seonghwas Armen liegen, wir beide brauchten diesen Trost und hielten aneinander fest. Ich fühlte mich schlecht, da ich ihn alleine gelassen hatte und er wollte mir den Halt wiedergeben, den ich verloren hatte. Aber es tat so gut, ich hatte schon fast vergessen, dass er schon immer meine Batterien wieder aufladen konnte, in dem er mich einfach nur im Arm hielt. Das war schon immer so gewesen und schon immer stand er mir am nächsten. Nach Juhee war er mein bester Freund und ich hatte ihn vernachlässigt, weil ich mich nur noch auf meinen Freund, der im Koma lag und auf meinen eigenen Schmerz konzentriert hatte. Dabei litt er doch genauso, doch statt mir böse zu sein, machte er sich Sorgen um mich. Mein schlechtes Gewissen nahm Überhand und ich drückte mich fest an ihn, weswegen er sanft lächelte und mir durch die Haare strich. 

Lee und Mingi gingen ab und zu nach den schlafenden sehen, während ich mich keinen Millimeter von Seonghwa weg bewegte und Yeosang friedlich mit dem Kopf auf Sans Schoß eingeschlafen war. Stunden vergingen, wir kuschelten und redeten, genossen die lange vermissten Sonnenstrahlen und aßen und tranken, bis die Sonne anfing unterzugehen und es langsam immer kühler wurde, so, dass wir beschlossen wieder reinzugehen, um uns dann noch einen Film vor dem schlafen gehen anzuschauen.

Lächelnd beobachtete ich San, wie er seinem Freund einen Kuss auf die Nasenspitze hauchte und ihm dann sanft über die Wange streichelte.

"Komm schon Baby, wir gehen wieder rein, bevor du dich noch erkältest." forderte er ihn gutmütig auf und wartete darauf, dass Yeosang sich wie üblich beschweren würde, weil man ihn aufweckte... doch es kam nichts. Langsam verschwand das Lächeln auf Sans Lippen und pure Angst machte sich in seinen Augen breit.

"Yeosang... das ist nicht lustig... bitte mach die Augen auf." rief er voller Verzweiflung und rüttelte ihn nun etwas unsanft an der Schulter. Von der anderen Seite alles anschauend, bewegungslos, in Schock, konnte ich mir nur auf die Lippen beißen, um nicht auch zu schreien, spürte wie sich heiße Tränen meine Wangen den Weg herunter bahnten, während Lee, die eben noch den Grill ausgeschaltet hatte, angerannt kam. Sie griff in ihre Hosentasche und nahm eine kleine Taschenlampe heraus, mit der sie Yeosang in die Augen leuchtete.

"Verdammt... Es tut mir so leid San... komm, wir bereiten ihn für die Infusion vor." traurig sah sie San an und bestätigte seine schlimmste Angst... Yeosang war im Koma... Leise Schluchzer kamen aus seiner Kehle, während er seine schlafende Liebe im Arm hielt, dann nahm er in auf seine Arme und trug ihn runter in die Wohnung, lehnte dabei Mingis Hilfe ab, der verloren da stand und ebenfalls weinte. Seonghwa nahm mich an die Hand und zog mich zu Mingi, den er dann an die andere Hand nahm und uns beide mit nach drinnen zog. Wortlos liefen wir ihm einfach hinterher, wie die Entenküken ihrer Mutter. Wie konnten wir nur anfangen uns sicher zu fühlen, wenn es in dieser Welt keine Sicherheit mehr gab?

Seonghwa schien der Stärkste von uns zu sein, doch ich wusste, dass war nur eine Fassade, er wollte den Starken für uns spielen, da keiner von uns mehr dazu in der Lage war, aber mir würde das nicht mehr passieren, dass ich übersah, wie er still vor sich hin litt, nur um uns nicht zu verunsichern... so wie er für mich da war, würde ich ab jetzt auch wieder für ihn da sein. Ab diesem Abend kuschelte ich nicht mehr nur mit dem schlafenden Wooyoung, denn ich bestand darauf, das Seonghwa zu uns ins Zimmer kam und nicht mehr jede Nacht alleine in sein Kissen weinte, vor Sorge um uns alle, stattdessen, konnte er an meiner Schulter weinen, so wie ich an seiner. Wir waren nicht mehr alleine...

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt