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Drei Tage lag ich einfach nur auf dem Sofa, oder im Bett und starrte vor mich hin... drei Tage an denen zum Glück nichts passierte, jedenfalls nicht bei uns in unserem kleinen Reich. Die Außenwelt sahen wir nur noch durchs TV und durch die Fenster. Jeder von uns trauerte auf seine Art und dann waren dann ja auch noch Yunho und Jongho, die einfach nur still dalagen. Die weltweite Lage spitzte sich immer mehr zu, da der Impfstoff noch immer nicht ausreichte, um ihn flächendeckend auszuteilen und immer noch Menschen am Fieber starben. Von ursprünglich 8 Milliarden Menschen, lebten nur noch 2 Milliarden. Pflegekräfte fehlten, Facharbeiter fehlten, die Infrastruktur war komplett zusammen gebrochen. Kein öffentlicher Verkehr mehr, Flugreisen nur noch selten und in Ausnahmefällen, das öffentliche Leben stand still. Freiwillige sorgten in der Lebensmittelindustrie dafür, dass soviel Nahrung, wie möglich eingefroren wurde, damit wir nichts vergammeln ließen, was uns später vielleicht das Leben rettete. Wasser und Stromkraftwerke boten Schulungen an, damit die überlebenden nicht im Dunkeln und ohne Wasser da standen, aber da auch sehr viel weniger Verbrauch da war, blieb die Lage in der Hinsicht einigermaßen entspannt. 

Weltweit konnten sogar die Atomkraftwerke stillgelegt werden, da die erneuerbaren Energien für den kläglichen Rest der Menschheit ausreichte. Für den Planeten und die Umwelt war das ganze sicher nicht schlecht und es würde sicher eine Erholung des Weltweiten Klimas geben, aber das konnte uns nicht über den Verlust all dieser Menschen trösten. Das größte Dilemma war allerdings, dass nun auch noch immer mehr Menschen ins Koma fielen, also noch weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen würden und sich gleichzeitig auch noch um die schlafenden gekümmert werden musste. 

Es gab Stimmen, die forderten, sie einfach sterben zu lassen, doch zum Glück kamen gleich darauf Gegenstimmen, die davor warnten, denn es könnte fatal für uns enden, noch mehr Menschen zu verlieren, statt abzuwarten, bis diese wieder erwachten. Man versuchte fieberhaft einen Grund für das Koma herauszufinden, doch noch gab es keinerlei Fortschritte. Hatte man den Grund, könnte man vielleicht eine Heilung dafür finden. Uns blieb nichts, als abzuwarten.

Nach diesen drei Tagen, an denen ich nur untätig herumlag und um Juhee weinte, in denen sich die Jungs nun auch noch um mich sorgten und mir versuchten, soviel Trost wie möglich zukommen zu lassen, packte mich das schlechte Gewissen. Ich ließ sie im Stich, wenn ich mich so gehen ließ, es war nur... Juhee war alles was ich noch hatte, so dachte ich zumindest, bis ich merkte, dass das so nicht stimmte. Ich hatte doch auch noch 8 Jungs, die mir viel bedeuteten. Waren wir vorher nur Freund, so waren wir jetzt eine Familie, die füreinander einstehen musste, da sonst einfach niemand mehr da war. Selbst die Familienmitglieder, der Jungs, die nicht gestorben waren, waren unerreichbar, da es keine Möglichkeit gab, zu ihnen zu gelangen. Immerhin konnten sie übers Internet Kontakt halten, aber es war halt nicht das Gleiche, der familiäre Halt fehlte. 

Um mich wieder menschlicher zu fühlen, ging ich duschen und zog mir frische Sachen an, danach ging ich in die Küche, um Frühstück zu machen. Seonghwa war schon dort, holte gerade frische Infusionsbeutel für Yunho und Jongho und lächelte mich erfreut an, als er mich bemerkte.

"Schön dich wieder auf den Beinen zu sehen. Geht es dir denn besser?" wollte er wissen, ehe er meine Temperatur mit der Hand an der Stirn erfühlte. Das tat er jeden Tag dreimal, es war schon fast ein Ritual geworden. 

"Ja, es muss ja... ich glaube nicht, dass es je wieder besser wird... man kommt nur irgendwie damit klar, dass dieser Schmerz nun da ist." antwortete ich leise, ich kannte das schon, meine Eltern zu verlieren war damals sehr schlimm für mich gewesen. Mit den Beuteln in der einen Hand, schenkte er mir mit dem anderen Arm eine halbe Umarmung.

"Achte nur auf dich, du musst unter allen Umständen gesund bleiben. Das ist momentan am wichtigsten." mahnte er mich und ich lächelte ihn beruhigend an. Seine Sorge rührte mich und wieder musste ich an Juhees Worte denken. Doch so sehr ich ihn auch beobachtet hatte, in den letzten Tagen, mir fiel nichts auf, er war zu uns allen gleich sorgsam und kümmernd. Sie musste sich geirrt haben. Bei Wooyoung allerdings sah das anders aus. Er suchte immer wieder meine Nähe und kuschelte ständig mit mir. Dagegen hatte ich aber nichts, denn ich verspürte bei seinen Berührungen immer ein freudiges Kribbeln und seine Blicke hatten schon mehr als nur einmal, mein Herz fast zum ausrasten gebracht. Das Gespräch, das wir führen wollten, hatten wir noch nicht gehabt, da uns die Trauer um Juhee einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, doch ich spürte, das da definitiv etwas zwischen uns war. 

Als er nachmittags in einer ruhigen Minute, meine Hand nahm und mich in sein Zimmer führte, wusste ich nicht, ob ich vorbereitet war, auf das was er mir sagen wollte, ich ahnte zwar was es war, doch sicher war ich mir nicht. Oder hoffte ich vielleicht nur, dass er mir seine Gefühle gestehen würde und dann war es etwas ganz anderes? Meine Gedanken waren ein Chaos, doch als er die Tür geschlossen hatte, sagte er erstmal gar nichts, sondern nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich zärtlich. Der Kuss war unschuldig und doch so voller Gefühle, ließ mir ein warmes Gefühl in der Brust eine Armee von Schmetterlingen in meinem Bauch. Seine weichen Lippen auf meinen zu spüren, war das schönste Gefühl, was ich seit sehr langer Zeit gespürt hatte und ich genoss jede Sekunde, bis er sich sachte von mir löste um mir in die Augen zu sehen. 

"Nie hätte ich gedacht, dass ich es wagen würde, dir das zu sagen, da uns die Umstände das immer verboten haben, aber nun... keiner weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt und ich will keine kostbare Zeit mehr damit verschwenden zu zögern. Darum... Ich liebe dich... ich wünsche mir so sehr, dass du zu mir gehörst."

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt