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Nun war ich an der Reihe, mich um Jongho zu kümmern. Juhee musste fast schon mit Gewalt von ihm entfernt werden, da sie sich weigerte, seine Seite zu verlassen. Yunho hatte dann kurzen Prozess gemacht, sie über seine Schulter geworfen und rausgetragen. Die Jungs würden sie sicher dazu bringen, was zu essen und dann zu schlafen.

Ich tauchte einen Waschlappen ins kalte Wasser und tupfte damit Jonghos Stirn ab. Trotz aller Maßnahmen, war sein Fieber mittlerweile auf 39, 8 gestiegen. Vor ein paar Minuten, hatte ich ihm ein fiebersenkendes Mittel gegeben und hoffte nun, dass bald wirken würde.

"Man Kleiner, halt bloß durch, ja? Wir lassen uns was einfallen, gib nicht einfach auf." versuchte ich ihm Mut zuzusprechen und zu meiner Überraschung, schlug er die Augen auf.
"Ich bin doch der stärkste hier, Noona. Mach dir keine Sorgen. Aber bitte... könnt ihr meinen Eltern nicht sagen, dass ich krank bin? Ich will nicht, dass sie sich sorgen um mich machen müssen." sagte er deutlich geschwächt und ich nickte nur, da ich es nicht übers Herz brachte, ihm zu erzählen, dass seine Eltern es nicht überlebt hatten.

Ich sah keinen Sinn darin, die Trauer würde seinen Überlebenswillen mindern und damit auch seine Chancen. Mittlerweile hatte auch Hongjoong Gewissheit, dass seine Familie dem Fieber zum Opfer gefallen war. Die Jungs taten mir so leid, denn ich wusste wie sich das anfühlte. Meine eigenen Eltern waren vor 2 Jahren bei einem Lawinenabgang im Urlaub tödlich verunglückt.

Eigentlich hätte ich mitkommen sollen, aber es war in der Woche vom Ateezdebut und ich konnte keinen Urlaub nehmen. Damit haben die Jungs mir buchstäblich das Leben gerettet. Auch durch die schwere Zeit danach halfen sie mir. Sollte ich einen von ihnen wirklich sterben sehen, ich glaube ich würde mich vom Dach des KQ Gebäudes werfen.

Jongho war schließlich wieder eingeschlafen und ich wechselte seine Wickel, ehe ich nochmal seine Temperatur nahm. 40,1... so ein Mist, es ging einfach nicht runter, statt dessen stieg es noch. Wieder wrang ich den Waschlappen aus und legte ihn anschließend auf seine Stirn.

Während ich neben seinem Bett auf dem Sessel saß, schrieb ich eine Email sn unseren CEO, die unsere Lage beschrieb. Ich flehte um Hilfe für Jongho, da ich fürchtete, dass er den morgigen Tag nicht mehr überleben würde. Die Antwort kam prompt.

"Bitte verliert die Hoffnung nicht, Hilfe ist unterwegs. Ich habe es geschafft 8 Impfdosen zu beschaffen, die Jungs sind gerettet, sobald sie sie erhalten. Aber für uns anderen war keine mehr übrig. Wir müssen zur nächsten Lieferung warten, also bitte ich euch zwei Mädels aufzupassen, dass ihr nicht krank werdet, denn es könnte eine Woche dauern. Versucht Jongho am Leben zu halten, es dauert nur noch ein paar Stunden, bis die Impfung eintrifft. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber wir müssen das überstehen.
Meldet euch, wenn ihr was braucht, oder sich die Lage ändert. Ihr seid alle wie Kinder für mich und auch wenn ich es sonst nie sage... ich hab euch alle gern."

Wenn ich gläubig wäre, würde ich jetzt darum beten, dass Jongho durchhielt.
Wieder kühlte ich den Lappen, ehe ich ihn erneut auf seine Stirn legte, als Seonghwa kam leise ins Zimmer und setzte sich neben mich.
"Ist es weiter gestiegen?" fragte er, nach einem besorgten Blick auf Jongho und ich nickte.

"Es hat die 40Grad überschritten..." antwortete ich den Tränen nah und Seonghwa schlang sofort die Arme um mich und zog mich an sich.
"Ich habe solche Angst, dass er es nicht schafft... in ein paar Stunden kommen eure Impfungen, dann seid ihr wenigstens sicher. Wir müssen ihm bis dahin stabil halten."

"Wieso sagst du ihr? Werden wir nicht alle geimpft?" fragte er mich bedrückt.
"Juhee und ich müssen auf die nächste Lieferung warten." erklärte ich.
"Wann kommt die?" seine Stimme klang belegt, auch er schien nun mit den Tränen zu kämpfen.

"In einer Woche, aber wir schaffen das schon..." versuchte ich die Sache runterzuspielen  aber wir wussten beide, das die Wahrscheinlich größer war, dass Juhee und ich in einer Woche tot sein würden.

Seine Umarmung wurde noch fester, als könnte er mich dadurch vor dem Virus schützen. Ich spürte seine Tränen, die von seinem Kinn auf meine Stirn tropften, während ich sein Shirt vollweinte.

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt