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"Wooyoung, ich bekomm die Impfung ja, aber erst in ein paar Tagen. Bitte lass sie dir die Injektion geben." flehte ich ihn an, doch er schüttelte entschlossen den Kopf. Die Ärztin tippte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch, als einer ihrer Assistenten sich räusperte.
"Wir haben noch die Charge P. Davon könnten wir ihr eine Dosis geben." schlug er vor.

Mein Vater war Arzt gewesen, meine Mutter seine Assistentin. Charge P war ein anderer Begriff, für Placebo. Ein Wirkungsloses Medikament. Ich wusste das sofort und nickte direkt, da es mir wichtig war, dass Wooyoung wegen mir nicht die Chance auf die Impfung verlor.

Seufzend zog die Ärztin eine Spritze auf und injizierte sie mir in den Oberarm. Dann desinfizierte sie die Einstichstelle und klebte ein Pflaster darauf, während Wooyoung von ihrem Assistenten geimpft wurde. Zufrieden lächelte ich ihn an. Er war gerettet, das war alles was für mich zählte.

Als das Impfteam fertig war, brachte ich sie noch zur Tür und Dr Park sah mich eindringlich an.
"Sie wissen, dass..." fing sie an, doch ich unterbrach sie.
"Kochsalzlösung?"
Sie nickte betreten, doch ich winkte ab.
"Der Zweck heiligt die Mittel... es ging um sein Leben." meinte ich lächelnd und sie schaute mich mit respektvollem Blick an.
"Halten sie durch, ich komme nächste Woche wieder." versuchte sie mich aufzumuntern.
"Ich versuch es." verabschiedete ich mich und schloss die Tür hinter ihr.

Als ich mich umdrehte, stand er da und die Tränen liefen an seiner Wange herab.
"Du hast gelauscht?" sprach ich das offensichtliche an.
"Und du hast gewusst, dass das keine Impfung ist?" konterte er traurig.
"Ich würde es wieder tun... Woo."

Er zog mich in seine Arme und küsste meine Stirn.
"Weißt du... ich denke ich muss mit dir mal reden, alleine und in Ruhe... ich dachte ich hätte noch Zeit, aber nun..." murmelte er in meine Haare.
Doch bevor ich ihn fragen konnte, was er mit mir bereden wollte, öffnete sich die Tür zu Jonghos Zimmer und Yunho rief nach uns.

Wiederwillig lösten wir uns aus der Umarmung, ehe wir an Jonghos Bett eilten.
Überraschenderweise lag er nicht darin, sondern er saß. Juhee stopfte ihm gerade ein Kissen hinter den Rücken, um es ihm bequemer zu machen und er lächelte schwach.

"Sein Fieber ist auf 38,3 gesunken. Ich hätte nicht gedacht, dass die Antikörper so schnell anschlagen." sagte Hongjoong, der an Jonghos Fußende saß.
"Hast du Hunger?" fragte ich ihn, erleichtert dass er über den Berg war. Ich hatte noch nie soviel Angst ausgestanden, wie in den letzten 24 Stunden.

"Ja Noona, kann ich eine Suppe bekommen? Die du mir immer kochst, wenn ich krank bin?" fragte er hoffnungsvoll und ich lächelte ihn freudig an.
"Natürlich, ich mach dir sofort eine." versprach ich, ehe ich in die Küche ging.
Wooyoung blieb bei ihm, unser Gespräch musste warten.

In der Küche kam nach kurzer Zeit Seonghwa dazu, der mir erst wortlos half, das Gemüse zu schneiden, mir aber immer wieder Blicke zuwarf.
"Was?" fragte ich irgendwann irritiert und er seufzte, ehe er mit der Sprache rausrückte.

"Die Impfung war nicht echt, oder?" besorgt sah er mich an und ich nickte. Vor ihm konnte ich noch nie etwas verbergen, also versuchte ich es gar nicht erst.
"Nein, das war ein Placebo, damit Wooyoung sich endlich impfen lässt." gab ich zu und er schaute mich unglücklich an.

"Ich hab's dir einfach angesehen... werde mir nur bitte nicht krank. Ohne dich... das will ich mir nicht einmal vorstellen. Wir wären verloren. Ich wäre verloren..." den letzten Satz flüsterte er fast, als er das Messer weglegte und mich dann von hinten umarmte.

"Ich will euch ja nicht unterbrechen... aber Jongho hat Hunger. Hört auf zu flirten und kocht weiter." stichelte Juhee grinsend, als sie in die Küche kam, um Jongho einen Tee zu kochen.
"Wir flirten doch gar nicht..." wehrte ich ab, doch Seonghwa hob eine Augenbraue.
"Nicht? Dann muss ich mich mehr anstrengend." meinte er schmunzelnd und ich schüttelte nur lächelnd den Kopf.

Juhee hatte vor Aufregung, dass es Jongho besser ging, ganz rote Wangen. Ich freute mich, sie mal wieder gut gelaunt zu sehen, doch irgendwas störte mich. Als es mir einfiel was es war, fiel mir der Kochlöffel aus der Hand und ich hielt mir entsetzt die Hand vor den Mund.

Seonghwa schaute verwirrt, als ich an ihm vorbei stürzte, das Ohrthermometer holte und es Juhee ans Ohr hielt. Es piepste und das Ergebnis ließ mir fas Blut gefrieren.
"Nein, bitte nicht..." schluchzte ich los. Da standen die Zahlen, die mir das Herz brachen und fast einem Todesurteil für meine beste Freundin gleich kamen... 38,6.

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt