25

273 24 0
                                    

Lee zog mich einfach hinter sich her aufs Dach und platzierte mich auf einem der Rattansofas, die wir in U-form unter dem Holzpavillon stehen hatten und drückte mir eine Flasche Bier in die Hand. Die anderen waren auch schon da, Mingi und Seonghwa standen am Grill, während San mit Yeosang auf dem gegenüber liegenden Sofa kuschelte. 

"Lee, ich will nichts trinken..." versuchte ich mich zu wehren, doch sie schüttelte den Kopf. 

"Du trinkst das ohne Widerworte, ich bestehe darauf. Es wird Zeit, dass du mal was anderes in den Kopf bekommst, als deine ständigen Sorgen. Du wirst noch irgendwann depressiv und das können wir nicht gebrauchen, wir brauchen dich." bestand sie auf ihrer Meinung und da ich keine Kraft hatte, gegen sie anzukommen, gab ich einfach nach und trank frustriert einen Schluck nach dem anderen. Noch ehe wir zu essen begannen, was Seonghwa uns austeilte, hatte ich ohne es groß zu merken, 2 Flaschen leer. Seonghwa setzte sich neben mich und lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln. Er sah müde aus...

Während die anderen in Gesprächen verwickelt da saßen und aßen, stocherte ich nur in meinem Essen rum, bis ich neben mir ein frustriertes Seufzen wahrnahm. Seonghwa nahm mir einfach meine Stäbchen aus der Hand und fing an mich zu füttern. Mürrisch wollte ich den Kopf schütteln, doch er sah mir entschlossen in die Augen.

"Du wirst das jetzt essen, wie willst du denn sonst Wooyoung helfen können, weil du nichts isst und deswegen zu schwach wirst?" hielt er mir vor und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, wusste ich dennoch, dass er recht hatte. Also öffnete ich widerwillig den Mund und kaute brav auf dem Stück Fleisch rum, das er mir hineingeschoben hatte. Es schmeckte eigentlich wirklich gut, ich hatte nur meinen Appetit verloren. Doch mit jedem weiteren Bissen, merkte ich, dass der Hunger doch noch vorhanden war und aß alles, was er mir fütterte. Was eine Menge war, da er erst zufrieden war, als auf meinem Teller nichts mehr lag. 

"Geht doch." meinte er zufrieden lächelnd und zog mich dann an sich um mich in die Arme zu schließen.

"Ich mache mir große Sorgen um dich... Du versinkst zu sehr in deiner Traurigkeit und das würde Wooyoung nicht wollen... Was wenn er wach wird und du bist nicht mehr die Person, in die er sich verliebt hat? Bitte verändere dich nicht. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber wir müssen zusammen halten und ich will dich nicht verlieren. Dieser Virus ist noch nicht mit uns durch, du hattest keine Impfung und wenn du so schwach wirst, wie willst du dich dann dagegen wehren?" teilte er mir leise seine Bedenken mit, während er mir durch die Haare strich. Seine Worte berührten mich, gingen mir direkt ins Herz und ich fühlte mich plötzlich egoistisch, weil ich mich so gehen gelassen hatte... ich ließ meine Freunde im Stich. Wortlos klammerte ich mich an ihn und weinte still. Er hatte Recht, ich war dabei aufzugeben und das durfte nicht passieren, ich musste zu meiner alten Stärke zurück finden. Nach einer Weile versiegten meine Tränen und ich löste mich ein Stück, um ihm in die Augen schauen zu können. 

"Es tut mir leid... ich versuche mich mehr zusammen zu reißen." versprach ich ihm und er drückte mich wieder fest an sich. 

"Weißt du, du kannst ruhig traurig sein, du darfst weinen und du darfst schwach sein... aber mach das nicht mit dir alleine aus, wir sind für dich da... ich bin für dich da, du kannst so oft in meinen Armen weinen, wie du willst, ich werde mich niemals darüber beschweren. Lass mich dir da durch helfen bitte. Ich li... du bedeutest mir soviel... lehn dich an mich." bot er mir an und seine Stimme zitterte dabei, als ob auch er den Tränen nah war.

"Danke, Seonghwa... das werde ich ab jetzt tun. Aber umgekehrt gilt das auch. Wir werden das zusammen schon schaffen." antwortete ich ihm gerührt und er küsste erleichtert meine Stirn, wobei ich merkte, dass seine Wangen tatsächlich auch nass waren. 

Dornröschen-SyndromWo Geschichten leben. Entdecke jetzt