Kapitel 84

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Wie schlimm konnte es denn bitte schön werden?
Trotzdem konnte ich mich nicht dazu bringen die letzten Schritte auf die Schule zu zumachen. Still stand ich dort und sah auf die Türe. Vor der Schule standen nur wenige Leute aber durch die große Glasfront konnte man viele sehen die in der Eingangshalle standen. Hier draußen war es ihnen vermutlich zu kalt. Auch wenn meine Finger eisig waren rieb ich sie einfach nur aneinander an Stelle das Gebäude zu betreten.

Ein und wieder ausatmen. Ganz ruhig.

Vielleicht hätte ich doch einfach Schule schwänzen sollen wie Zayn es vorgeschlagen hatte. Was war bitte meine Begründung doch hier her zukommen? Wieso war ich so dumm gewesen? Was wenn ich jetzt einfach umkehren würde und nach Hause gehen würde?

Die Schulglocke klingelte doch ich blieb stehen und beobachtete die Schüler durch das Fenster wie sie sich langsam auf den Weg zu ihrem Raum machten.

Wie lange hatte ich hier schon gestanden, dass jetzt schon der Unterricht statt fand? Aber das musste wohl positiv sein, so würde die Konfrontation mit Harry noch bis zur Pause auf sich warten lassen.

Ich schob mich durch die Türe und mit gesenktem Kopf eilte ich die Treppe nach oben um noch rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Erst als ich durch die Türe trat sah ich auf um nach einem freien Platz zu suchen. Einige der Blicke lagen schon auf mir und beobachteten mich scharf. Auf meinem normalen Platz neben Maya saß schon Louis, also schied der Platz schon mal aus.

Als nächstes traf mein Blick den von Harry. Der Platz neben ihm war frei aber sobald er bemerkte, dass ich dort hinsah stellte er seine Tasche auf den Stuhl neben sich. Ich schlich durch die Reihen und wich Harrys Tisch so gut wie möglich aus.

Ich nahm Platz an dem freien Tisch in der letzten Reihe und erschreckte mich etwas, als der Stuhl neben mir auf dem Boden kratzte. Als ich aufsah lächelte Jacob mich traurig an. „Ist es für dich okay wenn ich mich hier hin setzte? Aber der Platz neben Harry reizt mich nicht sehr.“

Ich zuckte mit den Schultern und erst da fiel mir auf, warum der Tisch hier überhaupt noch frei gewesen war. Jacob saß immer hier und seit seinem Outing hatte niemand mehr neben ihm sitzen wollen, so war der Platz hier frei geblieben. Sah wohl so aus als würden wir jetzt im selben Boot sitzen... Er öffnete seine Tasche und holte sein Buch raus als unsere Lehrerin mit dem Unterricht begann und ich in meine Gedanken abtauchte.

„Es tut mir leid.“ Verständnislos sah ich zu Jacob. „Ich meine. Du hast mir die Wahrheit gesagt und ich hab dich beleidigt und dir gesagt du sollst dich nicht über mich lustig machen.“ Unruhig drehte er seinen Kugelschreiber zwischen seinen Fingern als er immer wieder zur Tafel sah während ich mich nicht einmal bemühte dem Unterricht zu folgen.

„Ist schon okay. Ich hab dir nicht beigestanden obwohl wir vorher wohl so etwas wie Freunde waren. Das war schon eine ziemlich miese Nummer vor allem weil ich... Naja ich ja so bin wie du.“ Was brachte es schon es weiter zu leugnen? Alle kannten mein Geheimnis. Alle kannten nun den echten Niall.

„Ey Alter. Ich nehme dir das nicht mehr übel. Ich hab die ganze Nacht nicht mehr aus dem Kopf bekommen dass ich vermutlich ähnlich gehandelt hätte. Unsere Schule ist grausam und ich wünschte du müsstest jetzt nicht das gleiche durchmachen wie ich.“ Sein mitleidiger Blick brach mir das Herz. Wie hatte ich diesen Jungen leiden lassen können? Wie war es mir möglich gewesen mich von diesem herzensguten Kerl abzuwenden um meinem Image nicht zu schaden?

Wir schwiegen bis zum Ende der Stunde aber anstelle mich alleine zurückzulassen, wie er es bisher immer in Englisch gemacht hatte wartete er auf mich und verließ mit mir zusammen den Raum und meinte so leise dass ich es gerade noch hören konnte, dass ich das Getuschel ignorieren solle, als er meinen Blick bemerkte. Auch wenn es mich beruhigte jemanden bei mir zu haben schmerzte der Verrat von Maya. Nach Ende des Unterrichts hatte ich deutlich gesehen, wie sie etwas zu Louis sagte und dabei in meine Richtung zeigte. Doch als Louis den Kopf schüttelt folgt sie ihm aus dem Raum ohne mit mir auch nur einmal geredet zu haben. Während der fünf Minuten Pause zwischen den beiden Geschichtsstunden hatten zwar einige der Mitschüler uns beäugt aber niemand hatte mit uns gesprochen doch jetzt als wir in der gedrängten Pausenhalle standen war es etwas ganz anderes. Kein Lehrer stand direkt daneben und achtete auf unsere Handlungen.

Als Harry sich uns näherte wurde mir das atmen scher. Was würde er machen? Was würde passieren? Ich wich zurück aber als er förmlich auf mich zustürmte und mich an den Schultern packte knallte ich trotzdem schmerzhaft stark gegen die Säule hinter mir. Mit einem Vorderarm gegen meinen Brustkorb gepresst hielt mich Harry an die Säule gedrängt.

„Du Verräter.“ Jacob griff nach Harrys Arm um ihn von mir zu lösen doch dieser Schlug ihn leichtfertig weg. Verachtend musterte er mich. „Du hast mich die ganze zeit belogen und dann stellt sich heraus dass du auch so eine Missgeburt bist. Du ekelst mich echt so an.“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter doch ich achtete schon gar nicht mehr auf ihn.

„Niall!“ Ihr schriller Schrei hatte all meine Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Maya strampelte in Louis Armen um zu mir zu kommen und noch ungläubiger wurde ich als Louis nichts dagegen hatte, dass Liam ihm half sie davon abzuhalten mir zu helfen.  Die meisten Schüler sahen entgeistert zu mir und Harry. Einige hielten sogar ihre Handys hoch um die Szene zu filmen, doch niemand dachte auch nur daran mir zu helfen. Der einzige der wenigstens einen Versuch unternahm war Jacob aber der wurde immer wieder mit Leichtigkeit von Harry abgeschüttelt. Alle anderen standen nur da und betrachten mich wie das letzte Stück Dreck. Ich war es nicht wert. Ich war minderwertig. Alle meine schlimmsten Befürchtungen wurden in diesem Moment wahr.

„Wie du mir so lange vorspielen konntest normal zu sein. Wie ich nur mit dir befreundet sein konnte.“ Harry spuckte die Worte schon fast als hätte er Angst sie könnten ihn verbrennen wenn er sie länger unausgesprochen ließ. Seine Hand krallte sich in mein T-Shirt und er zog mich etwas von der Säule weg nur um mich mit Kraft wieder dagegen zu schlagen. Erneut durchzog meinen Kopf ein dumpfer Schmerz durch den Zusammenprall mit dem Beton.

Meine Augen waren immer noch vor Schmerz zusammengepresst als sich plötzlich Harrys Griff von mir löste.

„Was denkst du dir eigentlich dabei einen Mitschüler in der Pause zu attackieren? Was ist dein Problem Harry?“ Die Stimme ließ mich aufhorchen.

„Niall ist mein beschissenes Problem“ war die abwertende Antwort. Ich zwang mich meine Augen zu öffnen nur um seinen Blick zu treffen. Er hielt Harry mit einem festen Griff am Oberarm zurück während seien andere Hand sich immer wieder zur Faust ballte und dann verkrampft wieder geöffnet wurde.

„Wir beide gehen jetzt erst mal zum Direktor. Findest du das nicht schade dass du als Schülersprecher eine so schlechte Figur machst?“ Zayn erhielt aber nur ein verächtliches Schnauben von Harry.

ily <3

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt