SchülerVertretung {Ziall}

Kapitel 83

„Niall?“ Etwas irritiert öffnete ich die Augen und setzte mich auf. Ich war in Zayns Schlafzimmer. „Guten Morgen. Wie hast du geschlafen?“ Zayn stand schon völlig angezogen in der Türe und rubbelte ein Handtuch über seine Haare, die vom Duschen immer noch nass waren. Ich nickte und gähnte als Zayn auf das Bett zukam und sich auf die Kante setzte. „Willst du aufstehen?“ Seine Hand ruhte auf der Decke als er mich besorgt musterte. Das Handtuch hing über seinem Knie.

„Was hab ich für eine Wahl? Ich muss in die Schule.“ Frustriet sank ich in mein Kissen zurück und schnaubte. Zayns Hand suchte nach meinem Bein, dass unter der Decke versteckt war, und rieb es etwas um mich zu beruhigen.

„Wenn du heute noch nicht hin gehen willst, kannst du meinetwegen auch hier bleiben. Du bist ja volljährig also kannst du dir deine Entschuldigung selber schreiben.“

Etwas merkwürdig dass mir ein Lehrer vorschlug doch einfach nicht zur Schule zu gehen, aber was mich an ging konnte man Zayn vielleicht auch nicht wirklich als „normalen“ Lehrer betrachten.

Aber Zayns Frage war berechtigt. Wollte ich in die Schule? Wollte ich heute schon mit meinem Outing konfrontiert werden?

Ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen als alle Ereignisse auf mich einstürzten. Es war leider nicht nur ein böser Traum gewesen, denn ich war aufgewacht und musste bemerken, dass es wirklich passiert war. Aber ich musste bald meinen Abschluss machen, da konnte ich mir nicht ständig wegen jeder Kleinigkeit Fehlstunden erlauben. Und so musste ich das ganze einfach betrachten. Als Kleinigkeit. Ich konnte es sowieso nicht ändern. Früher oder später musste ich Harry und den anderen gegenübertreten, also wieso nicht jetzt. Wieso nicht heute?

Also riss ich mich zusammen und schwang meine Beine über die Bettkante. Ich konnte das schaffen. Ich konnte den Tag durchstehen. Vielleicht...

„Ich geh mal ins Bad.“ Mit diesen Worten stand ich auf und schleppte mich aus dem Zimmer, nachdem ich meine Tasche gegriffen hatte. Hinter mir hörte ich Zayns Schritte die sich zum Wohnzimmer bewegten. Die Türe zum Badezimmer fiel hinter mir ins Schloss. Als dem Rucksack kramte ich eine frische Boxershorts, ein frisches T-Shirt, Socken und meine Jeans. Doch was ganz am Boden der Tasche lag ließ mich stocken. Eigentlich hatte ich dieses Kleidungsstück so weit in den Schrank zurückgeschoben, dass ich gehofft hatte es nie wieder zu sehen. Ich weiß, es in eine Ecke meines Schrankes zu schieben lässt es nicht verwinden, es war gerade so sinnlos wie Dreck unter den Teppich zu kehren. Man sieht den Dreck zwar nicht mehr aber dieses nagende Gefühl, dass der Dreck immer noch da war verließ einen einfach nicht. Aber im Falle des Dreckes unter dem Teppich ist man einfach zu faul ihn wirklich zu entsorgen und in meinem Fall mit dieses Pullover bedeutete er mir immer noch mehr als ich zugeben wollte, so hatte ich es nicht über mich bringen können ihn zu entsorgen. Sollte ich einfach ohne Pullover raus gehen? Aber es war Dezember und ich würde zu Tode frieren ohne den Pulli. Vermutlich. Vielleicht aber auch nicht...

Ich hielt den Pullover vor mich und betrachtete ihn für einen Moment. Wieso musste Zayn auch genau dieses Teil aus meinem Schrank kramen? Wieso hatte er nicht eine der anderen tausend Jacken und Pullovern nehmen können? Wieso musste er einen seiner alten raussuchen die ich von ihm ausgeliehen aber nie zurückgegeben hatte? Mir wäre selbst einer lieber gewesen der seit Jahren zu klein war!

Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig als ihn überzuziehen.

Nachdem ich mir etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte rieb ich mir einen der etwas zu langen Ärmel über das Gesicht. Auf Zehenspitzen tapste ich in die Küche um Zayn zu finden der sich an die Spüle lehnte und gedankenverloren aus dem Fenster starrte. An sein Ohr gepresst hielt er sein Handy. Zwischendurch brummte er zustimmend zu Dingen die auf der anderen Seite der Leitung gesagt wurden. Obwohl ich das Gefühl hatte, ich sollte ihn nicht belauschen, machte ich weder auf mich aufmerksam noch verließ ich den Raum. Es verging etwas Zeit bis Zayn wohl die Geduld verlor.