Kapitel 63

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„Wir müssen reden.“

„Ich weiß.“

Wir beide schwiegen für einen Moment.
„Du hast dich immer noch nicht rasiert.“ Er schnaubte nur und überging den Versuch von mir die Atmosphäre etwas aufzulockern.

„Wie sind wir nur in diese Situation geraten?“
Ratlos senkte ich den Kopf. Wäre ich nicht so ein Schwächling und hätte es in meinem alten Kurs ausgehalten, würden wir jetzt nicht hier stehen... Ich schaffte es aber auch alles zu versauen!

„Ich hätte den Kurs doch niemals angenommen hätte ich gewusst dass du da drin wärst.“

„Und ich hätte niemals den Kurs gewechselt, hätte ich gewusst, dass du ihn unterrichtest. Warum bist du hier überhaupt Lehrer?“

Er setzte sich auf das Pult und seufzte. „Du weißt noch wer Marc ist? Er war abends bei mir als du betrunken vor meiner Türe aufgetaucht warst. Jedenfalls ist er in Vaterschaftsurlaub gegangen, deswegen musste ich diesen Kurs übernehmen.“
„Marc ist also Herr Seidel?“
Verständnislos sah er mich an. „Ja. Marc Seidel. Wieso?“

„Ist doch auch egal...“

„Wie war das bei dir?“ Gespannt sah er zu mir.
„Was?“

„Warum hast du den Kurs gewechselt?“ Er griff nach meinem Arm und zog mir näher, so dass ich zwischen seinen Beinen stand. Ich löste mich aus seinem Griff und setzte mich auf einen Stuhl aus der ersten Reihe. Sein enttäuschter Blick ließ mich zur Türe deuten. Er hatte nicht abgeschlossen. Wenn jemand reinkäme würden wir große Probleme am Hals haben wenn ich zwischen seinen Beinen stehen würde oder zu was auch immer das führen würde. „Also? Wieso hast du den Kurs gewechselt?“

In der Kurzfassung zählte ich meine Gründe auf. Bei jeden Satz schien er ungläubiger.
„Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Ich wusste ja nicht einmal dass dieser Arsch dich unterrichtet.“ Ich stand auf und ging zum Fenster um ihn nicht ansehen zu müssen als ich beichtete, dass ich ihn nicht mit noch mehr von meinen Problemen hatte belasten wollen. Es war doch war. Alles was er tat war mit meinen scheiß Problemen klar zu kommen. Und immer wieder kam ein neues Hindernis um die Ecke. Wie lange würde es noch dauern bis es ihm zu viel werden würde?

„Niall. Du weißt dass du mit allem zu mir kommen kannst. Das belastet mich doch nicht. Ich möchte dir helfen und dass kann ich nur wenn du mit mir sprichst.“
Ich ging zu ihm zurück und griff nach meiner Tasche die neben ihm lag. Schnell sprang er auf und hielt mich am Arm fest.
„Wohin gehst du?“
„Ich hab jetzt Unterricht.“

„Lass uns das erst klären, ich sorge schon dafür dass du keine Probleme bekommst.“

Zögernd ließ ich zu dass er mir wieder meine Tasche ab nahm.

„Was wollen wir jetzt machen?“
„Ich weiß nicht aber ich kann dich auf keinen Fall weiter unterrichten. Dafür könnte ich, glaube ich, in den Knast kommen.“ Unruhig schritt er vor der Tafel auf und ab.
„Was ist wenn ich wieder in meinen alten Kurs wechsle?“
Er blieb stehen und sah mich ungläubig an.
„Auf gar keinen Fall. Du gehst nicht zu diesem Arschloch zurück!“ Die Schärfe in seiner Stimme ließ mich zusammen fahren.
„Was denn sonst?“
„Ich versuche den Kurs wieder abzugeben. Ich weiß auch nicht. Mir wird schon irgendwas einfallen...“

Ich bezweifelte dass er den Kurs wirklich abgeben könnte. Wir hatten so schon Lehrermangel und Zayn konnte keinen richtigen Grund angeben warum er den Kurs nicht unterrichten könnte... Ich glaube das war uns beiden klar.

Für das hier könnte er vermutlich ins Gefängnis kommen. Oh mein Gott. Wir verstießen gegen das Gesetz, oder? Alles was wir bisher getan hatten war legal gewesen, nicht gerne gesehen, aber legal. Aber jetzt? Zayns große Bedingung für diese Beziehung war gewesen dass sie legal sein würde. Könnte das ganze darauf hinauslaufen dass wir uns trennen würden? Würde er mich wegen diesen Problemen verlassen?
Und wenn er es nicht tat. Was wartete dann auf uns? Wenn es rauskommen würde, dann würde er ins Gefängnis müssen.
Das waren ja blendende Aussichten...

SchülerVertretung {Ziall}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt